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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

29. 10. 2013 - 16:25

The daily Blumenau. Tuesday Edition, 29-10-13.

Parlamentarische Sitzordnungen und Nenad Bjelicas unerhörterweise überhörter Hilferuf.

Noch immer recht neu; der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen um so eine (fast)Täglichkeit hinzukriegen. Heute mit zwei Items aus diesen Themenfeldern.

Über Sitzordnungen, Stil und Design-Fragen

#nr-wahl #groko

Angefangen hat es (wie so vieles) mit der französischen Revolution. Ab da war die Sitzordnung in einem Parlament von Bedeutung, galt als Statement: je weiter rechts (immer vom Präsidium aus gesehen) desto konservativer, je weiter links, desto rebellischer. Der sich demnächst konstitiuerende deutsche Bundestag wird es wohl anstellen, wie der letzte: links außen die PDS, dann die SPD, die schon ordentlich in die Mitte wuchert, dann die Grünen und schließlich bis ganz nach rechts rüber die CDU und die CSU. Früher folgte dann noch die FDP, eine erstaunlich präzise Selbsteinschätzung dieses doch irgendwann einmal als liberal gestarteten Projekts.

In Österreich, wo die Parlaments-Session heute eröffnet wurde, gilt diese Ordung nichts. Wichtig ist, dass einander SPÖ und ÖVP ordentlich weit gegenübersitzen und sich so aus der Distanz befehden können. So kann es kommen, dass die im Vergleich zur FDP rechtsrechte FPÖ dann ernsthaft in der Mitte sitzt; neben den Grünen. Die Grünen wiederum haben scheinbar kein Problem, dass links von ihnen die Neos angesiedelt sind; und links von denen wiederum die Stronachisten.

Das macht einen plan- und lieblosen Eindruck; es wirkt, als habe man etwas zu vertuschen, als würden Parteien nicht zu dem stehen, was sie sind bzw. doch lieber ein Marketing-Konzept über auch wichtige Symbol-Politik zu stellen.
Vor allem wird die große Koaltion dadurch größsträumig voneinander getrennt; als ob die anderen stinken würden.

Also: wenn es echt einen neuen Stil geben soll für diesen historischen Letztversuch der SP/VP-Melange, dann braucht es auch einen Designer, der Zeichen setzt. Die ersten Gelegenheiten dafür hat man bereits verschissen.

'Mir ist genug, also, mir ist genug, verstehst, mir is genug'

#fußball #sprache

Eine Sitzordung kann also verräterisch sein.
Sprache ist es noch viel mehr.
Nenad Bjelica hat alles zu seiner Lage und der Lage seiner Mannschaft gesagt.
Er sagt: "/Mir ist genug, gleich viermal hintereinander. Das heißt nicht "Ich hab's satt", das bedeutet "Genug, ich kann nicht mehr."

Weiter sagt Bjelica, wörtlich: Wenn ich nächste Woche noch Trainer bin, dann wird man eine ganz andere Aufstellung sehen.
Bjelica hatte am Sonntag im Derby nämlich auf die blödestmögliche Aufstellungs-Variante zurückgegriffen, ein flaches 4-4-2, das strategisch, wie wir anhand der Saison von Sturm erkennen, strategisch aktiv nichts bewirken kann und sich damit in ein mieses Match gefügt.
Er hats verkackt, ganz allein; und sein Unterbewusstsein ("Trainer noch", "andere Aufstellung sehen") weiß das auch.

Wie die Kollegen von 90minuten.at hier schön belegen, behauptet der Coach seit Anbeginn der Saison immer zuerst bei sich anzusetzen und die Spiel außen vor zu lassen - um dann das Gegenteil davon zu tun. Bjelica ist nämlich ein taktisch und strategisch zu limitierter Kopf um mit solchen Problemen anders klarzukommen als der österreichische Durchschnitts-Kollege.

Deshalb etwas, was von den Medien als Rundumschlag interpretiert wird, weil es von ihm auch so gemeint war - selbst wenn die eigene Sprache verrät, wen Bjelica bereits als Problembären ausgemacht hat: eh sich selber.

Das, was Stöger/Schmid im letzten Jahr bei der Austria (Meister) und heuer beim FC Köln (Tabellenführer) anstell(t)en, ist eine aus einer in der Vorbereitung erarbeiteten, und somit soliden Grund-Formation heraus mit einem sinnhaften konkreten Matchplan ausgestattete Tageskarte zu generieren. Mit der er meist passt.

Bei Bjelica kocht oft der Zufall: oder er nimmt das Menü aus der Vorwoche nochmal, auch wenn die Kundschaft eine andere ist. Wenn ihm etwas gelingt, dann kocht er's so oft, bis es abstinkt. Ich habe das hier in Eintrag 36 und in den dailys von 2. und 7. 10. bereits ausführlich thematisiert.

Bjelica ist für die Austria, die Stöger und Schmid hinterlassen haben, eine Nummer zu klein. Auch für einen Großteil der Spieler. Weil er für Kraetschmer und vor allem Parits gerade passt, nummernmäßig, droht ihm aber nicht viel.

Dabei war diese Wut-PK ein Hilferuf: der Mann will raus aus seinem Job. Helft ihm.