Erstellt am: 28. 10. 2013 - 17:42 Uhr
The daily Blumenau. Monday Edition, 28-10-13.
Noch immer recht neu; der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen.
Mit Items aus diesen Themenfeldern. Heute zum Tod von Lou Reed.
Lou Reed musste sich mit 14 einer Elektrokonvulsions-Therapy unterziehen, um seine Bisexualität auszumerzen. Wie er das überlebt hat, beschreibt er in Rock&Roll: Janey, das ist natürlich er, wie die meisten seiner Protagonisten mit Frauennamen, entdeckt in der Hölle des Nichts die New Yorker Radio Stations, die ihn mit dieser fine fine music versorgen. His life was saved by Rock'n'Roll.
Rock&Roll in einer späten Live-Version mit der besten Band seiner Solo-Karriere, mit Fernando Saunders, Bass und Prof. Robert Quine, Gitarre.
Lou Reed ist also ein Erretteter gewesen und hatte danach nur ein Ziel: Anderen Ähnliches zu ermöglichen, Breschen zu schlagen für jene, die auch von Düsternis und unpassenden Träumen getrieben wurden.
Wegen seiner diesbezüglich vorbildlichen Arbeit mit Velvet Underground haben so viele Fans angefangen selber Musik zu machen, wie bei keiner anderen Band davor und danach.
Der Preis für diese Besessenheit: Unzugänglichkeit. Kollege Boris Jordan hat hier in seinem gestrigen herzvollen Nachruf auch den Ungustl Lou Reed skizziert. Ich habe das einmal aus der Nähe miterlebt: für niemanden lustig.
Aber darum geht es ja nicht. Es geht ums Werk, nicht den Menschen. Wäre Lou Reed in einer toleranten Umgebung aufgewachsen, hätte er - wenn überhaupt - vielleicht nur öde HappyPepi-Musik gemacht.
Street Hassle, ein verdrehter Dreiteiler, bei dem auch Kanye gelernt hat. Und ja, die zweite Stimme mittendrin, das ist Uncle Bruce.
Lou Reed ist nicht ausdifferenziert. In seinem einzigen echen Österreich-Bezug, in Good Evening Mr. Waldheim legt er die Grundängste des jüdischen Amerika offen und sieht zu viel common ground zwischen dem SA-Reiter, der damals noch deutlich antisemitischer aufgestellten Kirche, der PLO, Jesse Jackson und Farrakhan. Reed ist undiplomatisch, aktionistisch und unangenehm direkt. Seine Kommentare zum Zustand seiner Stadt (vor allem mit 'New York', 1989) hatten mehr Gewicht als ihm wohl selber lieb war.
Dieser Mann war gewalttätig, verbal und musikalisch. Vicious. Glücklicherweise.
You hit me with a flower, you do it every hour, oh baby, you're so vicous.
Grampa Lou, featuring Huey, Louie & Dewey: