Erstellt am: 28. 10. 2013 - 16:58 Uhr
Elevate Awards Show
Alle Stories zum Elevate-Festival findest du hier.
Das Elevate Festival ist anders als die meisten Festivals. Beschließt man den letzten Tag üblicherweise mit einer ekstatischen Partynacht, geht es beim Elevate nochmal einen Tag weiter. Die Musiknacht von Samstag auf Sonntag gestaltete sich dank Winterzeitumstellung länger als sie ohnehin schon war. Das gemütliche Ausschlafen bis Mittag brachte uns dann fließend zur zweiten glamourösen Abschlussveranstaltung des Festivals.
Lupi Spuma, Elevate Festival
Nach vier Tagen ausgiebiger Debatten über die datentechnische Allmacht der großen IT-Konzerne von der Westküste, das Ausgeliefertsein an NSA und Co., die Wichtigkeit von Kryptografie und die Hoffnung, dass zumindest Open Source, Data, Government, Design, Media, Everything unser Leben gegenwärtig und in naher Zukunft ein bisschen besser machen könnten, ist es am Sonntag am Abend aber endlich auch mal in der Diskursschiene des Elevate Zeit, ein bisschen auszuspannen und sich einer guten Show hinzugeben. Wie schon im Vorjahr begrüßt Herr Hermes galant das durch zahlreiche Köpfe vertretene Publikum im Dom im Berg und bespricht mit den Elevate-Organisatoren Daniel Erlacher und Bernhard Steirer den Ablauf. Auch dieses Jahr gibt es wieder die drei Award-Kategorien Artivism (präsentiert von FM4), Steiermark und International, jeweils repräsentiert durch Geldpreise und die schicken, schweren Award-Trophäen in Form des Grazer Uhrturms, der ja in abgewandelter Form schon seit der Gründung 2005 das Elevate-Logo stellt.
Lupi Spuma, Elevate Festival
Der Artivism-Award zeichnet bekanntlich Preise heimischer Künstler/innen und Gruppen aus, deren Werke (auch) soziale und gesellschaftspolitische Anliegen haben. Die fünf Finalistenprojekte werden ausgiebig präsentiert und zeigen mitunter auf der Bühne auch selbst, was sie können. Alles beginnt HipHop-lastig, mit einer Rap-Performance von zwei Mädchen aus dem Pink Noise Girls Rock Camp, gefolgt von einer ausgiebigen Vorstellung der "Four Elements" des HipHop, vorgestellt vom gleichnamigen Verein. Ein MC macht den Narrator und stellt das Wesen von Graffiti, Breakdance, Rap und DJing vor. Im Zuge der anschließenden Euphorie lässt sich Hermes im Anschluss gar zu einem kleinen "Yo!" hinreißen.
Netzkünstlerin Addie Wagenknecht kann leider nicht vor Ort sein und zeigt stattdessen ein eindrucksvolles Video von einem querschnittsgelähmten Sprayer, der durch eine spezielle Vorrichtung mit Hilfe seiner Augen wieder Malen kann. Dass es Laien beim Dumpstern und Wastediven erst mal nicht nur hochkommen, sondern dass es umgekehrt für ein gute, günstige Ernährung sorgen kann, beweisen wiederum die Initiatoren von Wastecooking. In Wien Ottakring wurde ein ehemaliges Vorstadtbeisl zu einem auffällig bemalten Haus umfunktioniert, indem nun offen gekocht und gespeist werden kann - ausschließlich mit von Supermärken weggeworfener Ware.
Lupi Spuma, Elevate Festival
Nach dem Wettbewerbs-typischen Showreel, das die Nominierten nochmal kurz zusammenfasst, bittet Hermes FM4-Laudatorin, Schauspielerin und Moderatorin Pia Hierzegger auf die Bühne. Sie macht sich mit Pokerface den Spaß, erst mal über den Artivism-Award zu lästern. Nach kurzem Schock wird aber schnell klar, dass das Publikum ein paar Sekunden lang einem ironischen Prank aufgesessen ist. Hermes bringt den großen Muster-Scheck auf die Bühne, Pia spannt das Publikum nicht länger auf die Folter und nennt das erste Gewinnerprojekt des Abends: Es sind die ländlichen Kulturbotschafter von HOAM:ART! Ich freue mich, als Vertreter von Medienpartner FM4 endlich mal selbst diese traditionelle Quizshow-Geste der Riesenscheck-Übergabe ausführen zu dürfen und überreiche die große Gewinnkarte an die glücklichen Gewinner/innen.
Lupi Spuma, Elevate Festival
Weiter geht es mit dem Steiermark-Award, der von der Kleinen Zeitung präsentiert wird. Der schon zuvor kurz auf der Bühne gewesene Sohn des Schokoladenfabrikgründers Zotter sagt, wie wohltuend vielfältig und engagiert er die Finalistenprojekte findet und wie gerne das steirische Unternehmen via der einfallsreichen "Sweet Crowdfunding"-Kampagne und einer eigenen Elevate-Schokosorte die Geldpreise stellt. Als Gewinnerprojekt in der Steiermark-Kategorie geht die Grazer Initiative Open Biolab hervor, ein offenes Labor, das quasi eine hochwertige Erweiterung des heimischen Chemiebaukastens ist.
Lupi Spuma, Elevate Festival
Nicht restlos mit den Gewinnerprojekten einverstanden?
Auf Sponsume.com kann man jedes der 15 nominierten Finalistenprojekte individuell crowdfunden.
Wer den internationalen Award gewonnen hat, ist schon einige Zeit vor der Elevate Awards Show festgestanden. Grund dafür war der Umstand, dass vorab das Einfliegen der Vertreter des Siegerprojektes organisiert werden musste. Neben einigen internationalen humanitären Initiativen hat sich die 90-köpfige Jury schlussendlich doch für ein Projekt entschieden, das in Österreich bzw. Wien seinen Ausgang genommen hat: Das Refugee Protest Camp Vienna. Vor den Gewinnerinterviews hält der mutige Netz- und Demokratieaktivist Jacob Appelbaum einen Appell für Zivilcourage und regt - nicht belehrend jedoch in klaren Worten - "99 percent of the audience" dazu an, den Umstand, ein gesellschaftlich privilegierter, weißer Mensch zu sein, dafür einzusetzen, sich mit ausgegrenzten Menschen wie Flüchtlingen zu solidarisieren.
Lupi Spuma, Elevate Festival
Mehr Fotos von der Elevate Awards Show und allen anderen Veranstaltungen des Elevate finden sich im dazugehörigen Flickr-Account.
Bei großem Applaus und guter Stimmung ist der beste Zeitpunkt gekommen, die zweite Elevate Awards Show an ihrem stimmungstechnischen Höhepunkt zu beschließen. Hermes erzählt noch schwungvoll einen vom Elevate-Team im Ablaufskript eingeforderten Witz und gibt den ausklingenden Hinweis auf die Fortführung des Gesprächs und des Abends an der Bar. Inspiration und Aufmerksamkeit wurden gesät, viele zufriedene Gesichter sind im Saal zu sehen. Das Elevate-Team ist zufrieden und wir Besuchenden sind es auch. Bis zum nächsten Jahr!