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Susi Ondrušová

Preview / Review

25. 10. 2013 - 15:57

Viel Musik und großartige Persönlichkeiten

Cid Rim war mit Damon Albarns Projekt "Africa Express" in Mali. Der österreichische Musiker erzählt von seinen Eindrücken auf dieser außergewöhnlichen Reise.

Ich habe nach einem Selfie gefragt und ein paar Seitenblicke-Fragen gestellt, ich wollte den Coolness-Faktor von Brian Eno bestätigt bekommen. Mein Gegenüber ist Cid Rim. Der österreichische Musiker, der u.a. auch Drummer bei JSBL ist, hat für seine musikalische Extravaganza (Beweis? Hier!) beim österreichischen Label Affine Records bzw. dem schottischen Label Lucky Me die perfekte Heimat gefunden. "Mute City" heißt seine aktuelle EP, "Fade"einer dieser catchy Tracks, den man sich hier sehr gut als Untermalung dieser Geschichte anhören kann. Zum Eingrooven.

Cid Rim

Der Damon Albarn.

Es geht um Folgendes: Cid Rim war im Oktober neben zum Beispiel Brian Eno, Nick Zinner und Wire-Darsteller Idris Elba einer der wenigen "Nicht-London-Kids", die Damon Albarns Einladung nach Mali gefolgt sind, um an seinem Africa Express-Projekt teilzunehmen.

Damon Albarn ist das, was Bono hätte sein können, wäre er nicht in die G8-Gipfel-Sackgasse eingebogen. 2006 hat Damon Albarn das Projekt "Africa Express" ins Leben gerufen. Seine Liebe zu afrikanischer Musik hat er schon früher entdeckt und etwa 2002 auf Platte gebannt: Mit "Mali Music", einer Kollaboration mit den Musikern Afel Bocoum und Toumani Diabeté, die auf seinem Label Honest Jon´s erschienen ist.

Mali taucht bei uns zumeist in den Schlagzeilen auf, wenn es um politische Unruhen und Tuareg-Rebellen geht. Auf den Kulturseiten eher selten, dann, wenn die Tuareg-Band Tinariwen durch europäische Lande zieht oder der Ngoni-Spieler Bassekou Kouyate beim Jazz Fest Wien auftritt. Kouyates Namen ist mir schon öfters untergommen, so haben die schottischen Dancepunker Django Django ihn mit als Empfehlung genannnt, mit dem Hinweis, ich solle doch mal reinhören. Der Producer und Drummer von Django Django war ebenfalls im Oktober in Malis Hauptstadt Bamako, um als einer der Africa-Express-Teilnehmer im Kulturzentrum Maison du Jeunes zu musizieren, erzählt Cid Rim. Der Kreis schließt sich.

"Viel Musik, großartige Persönlichkeiten"

So Cid Rim zur Reise. Es gab ein Studio für Aufzeichnungen am Tag, eine Bühne für Konzerte in der Nacht. "Relativ direkt mit den lokalen Musikern reden, fragen, ob sie Bock haben, dann aufnehmen gehen!" So simpel ist das Prinzip "Afrika Express".

cid rim

Niger Ufer.

Cid Rim ein bescheidener Mann, der sehr nüchtern über seine Erfahrungen erzählt. Seine Augen leuchten, wenn er vom Mopedtaxler erzählt, mit dem er sich so gut verstanden hat, der sich genauso wie Cid Rim während seiner Studentenzeit mit Schlagzeugunterricht ein Zubrot verdient hat und Percussionist in einer Band ist.

Und Damon Albarn? "Ich würde ihn als klassischen Londoner Chelsea-Fan bschreiben, Hardcore-Fußball-Fan, und so wirkt er auch. Davon abgesehen ist er Blur-Sänger und Gorillaz-Macher. Aber er wirkt irgendwie mehr wie ein echter Pub-Fußballer."

Und Brian Eno? "Fast Sir-mäßig! Irrsinnig nett und auch höflich. Es war sehr familiär. Man vergisst schnell, wer von denen was in der Vergangenheit gemacht hat, wieviel Twitter-Follower wer hat, wer wieviele Nummer-Eins-Hits gehabt hat. Im Endeffekt sitzen alle in demselben alten Reisebus mit Klappsesseln und ohne Klimaanlage und haben früher oder später am Nachmittag ein kleines Bier in der Hand."

Blechtrommel, Röhrentrommel, Mörsertrommel

Mali dürfte ein Paradies für die Percussion-Fans dieser Welt sein. Kalebasse, das sind ausgehöhlte Kürbisse, aus denen nicht nur Trinkgefäße sondern auch Instrumente gebaut werden. Ob Harfen, Gitarren oder Trommeln.

Cid Rim live:
26.10. Elevate Festival @ Graz
21.11. Yip Yab @ München
23.11. Arge Kultur @ Salzburg
14.12. Café Leopold @ Wien (DJ Set)

"Ich habe mich aufgrund meiner schlagzeugerischen Herkunft viel mit Percussions-Ensembles auseinandergesetzt und mir viele Percussion-Bands angehört, da waren unglaubliche dabei: teilweise mit einer Rhythmik, die ich überhaupt nicht gekannt habe. Ich habe sie aufgenommen, gesampelt, mir angehört und versucht, zu analysieren."

"Diese Percussion-Ensembles bestehen aus fünf bis zehn Leuten, die immer ein rhythmisches Intro und Outro von jedem Stück spielen, das dermaßen tight zusammengespielt ist, aber für unsere Ohren nicht wirklich leicht in eine Art rhythmischen Raster zu zwängen ist. Es klingt einfach wie extrem flashig auswendig gelernte Patterns."

Seye Adelekan

Cid Rim

"Es geht mit einem Gewitter von unisono-Drums los, dann spielen sie dahin, manchmal kürzer, manchmal länger, dann spielen sie Solos, und auf ein Zeichen des Haupt-Percussionisten, das manchmal nur ein oder zwei Schläge dauert, wissen alle, dass es wieder losgeht, und das Outro beginnt. Dann spielen sie wieder diese auswendiggelernten Patterns. Das habe ich versucht, zu einzubauen", erzählt Cid Rim über seinen Track, der in Bamako entstanden ist.

Djembe, Dununba, Tendé

Die während des Projekts entstandenen Tracks sollen demnächst als Album veröffentlicht werden, ob Cid Rim mit seinem "Bamako Rhythm Studies" dabei ist, entscheidet sich demnächst. Aber darum soll es ja auch nicht gehen. "Es sind gute Connections entstanden. Und ich hab einen guten Eindruck bekommen, was musikalisch in Mali passiert. Auch Freunde gefunden. Auf einer persönlichen Ebene ist das was, was ich am meisten mitnehme!"