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Conny Lee

Prokrastinative Hinterstübchen des Alltags

24. 10. 2013 - 18:38

Space Opera Science Fiction Fantasy Comic

Robotersex, Geister-Eingeweide und Lügekatzen in der preisgekrönten Comicserie "Saga".

cover saga

Cross Cult

Saga von Brian Vaughan und Fiona Staples ist erschienen bei Cross Cult, übersetzt von Marc-Oliver Frisch

Romeo und Julia dürfen nicht zusammen sein, weil sie aus verfeindeten Familien stammen. Jetzt ersetze man "verfeindete Familien" mit miteinander im Krieg befindliche Planeten und stelle sich vor, Romeo habe Schafshörner am Kopf. Und Julia hat grüne Haare und insektenartige Flügel am Rücken. Und statt Romeo und Julia heißen die beiden Marko und Alana. Und voilà, hat man die Ausgangssituation von Saga, der preisgekrönten Comicserie von Autor Brian Vaughan und Zeichnerin Fiona Staples.

Flügel und Hörner

Alana stammt von Landfall, dem größten Planeten der Galaxie, dessen Bewohner Flügel haben (alle unterschiedlich, von Fledermaus bis Schmetterling). Die Gesellschaft auf Landfall ist technokratisch. So technokratisch, dass sie von einer aristokratischen Kaste von Roboter-Mensch-Hybriden regiert werden.

Landfall hat einen einzigen Mond, genannt Kluft. Von dort stammt Marko. Die Mondler haben alle Hörner am Kopf (auch hier wieder in allen Variationen, von Hirsch bis Antilope) und beherrschen außerdem Magie.

Mondler aus Saga

Cross Cult

Es ist also ein Krieg von Technik versus Magie und von Gehörnten versus Beflügelten. Inmitten dieses Krieges lernen einander Alana und Marko kennen, brennen miteinander durch und bekommen ein Baby. Das macht sie zu Verrätern, weshalb beide Seiten es auf sie abgesehen haben und alles in Bewegung setzen, um die beiden und ihr Baby zu erwischen.

cmc

cmc

Saga ist sowohl Fantasy als auch Science Fiction, die Serie wird auch gerne als Space Opera bezeichnet. Es geht aber auch darum, wie ein junges Paar zu Eltern wird und wie sie damit umgehen. In allen diesen Bereichen ist das Comic dabei sehr explizit: Sex, Gewalt, Eingeweide - es ist alles da und wunderschön illustriert.

Durch Fiona Staples fantasievolle Gestaltung unterscheidet sich Saga optisch schon auf den ersten Blick von anderen Comics. Alle paar Seiten überrascht Staples uns außerdem mit wieder neuen Lebewesen, von spinnenartigen Auftragskillern hin zum Gespenst einer Teenagerin die durch eine Landmine getötet wurde oder dem Seepferdchen-Boss der Assassinen-Gilde.

Science Fiction ganz profan

Aber nicht nur auf der bildlichen sondern auch auf der Story-Ebene schlägt Autor Brian Vaughan einen erfrischend untheatralischen Ton an. So abgehoben die Welt ist, in die uns Saga einführt, so nachvollziehbar und realistisch sind die Charaktere aufgrund ihrer Sprache. Genau dadurch wird diese Comicserie so gut: weil das Fremde und Erfundene ganz alltäglich und profan dargestellt wird.

Robots aus Saga

Cross Cult

Das hochwohlgeborene Robot-Paar beim Versuch einen Thronfolger zu zeugen

Das Comic von Brian Vaughan und Fiona Staples ist mit den höchsten Auszeichnungen der Comicwelt prämiert worden: mit drei Eisner Awards (sowas wie der Oscar der Comicwelt) und mit dem Hugo Award (eine Auszeichnung speziell für Science Fiction und Fantasy).

Saga bedient sowohl Fans von Science Fiction Comics als auch diejenigen, die es humorvoll mögen. Ob sich die Geschichte so spannend weiterentwickelt wird man im weiteren verlauf der Serie erst sehen, aber der bisherige Verlauf und die eingeführten Figuren versprechen viel. Die Illustrationen würde ich mir fast durch die Bank gerne als T-Shirts drucken lassen. Eine der Figuren aus dem Saga-Universum hat es auch schon zum T-Shirt-Motiv geschafft: die Lügekatze, die immer merkt wenn jemand die Unwahrheit spricht.

lügekatze aus saga

Cross Cult

Warnung!

Ich weiß, sich auf eine neue Comicserie einzulassen ist immer so eine Sache: Man weiß nie wieviele Teile es davon geben wird und wie groß oder klein dementsprechend die Summe ist, die man investieren muss. Man weiß auch nie, ob die Geschichte nicht nach einigen Folgen extrem langweilig wird. Oder ob die Abstände zwischen den einzelnen Teilen immer ewig dauern. Oder ob den Autoren gleich überhaupt die Mittel ausgehen und sie einen plötzlich vor einer unvollendeten Story sitzenlassen. Aus all diesen Gründen will die Entscheidung, in eine neue Comicserie einzusteigen wohlüberdacht sein.

Ich bin schon nach dem ersten Band Fan dieser Serie. Wer gerade keine neue Comicserie anfangen will, sei also hiermit gewarnt und sollte lieber einen großen Bogen um Saga machen, denn mich hatte es schon nach dem ersten Panel gepackt.

Achja und wem explizite Inhalte zu explizit sind, für den ist Saga auch nix.