Erstellt am: 26. 10. 2013 - 12:27 Uhr
Keine Sprachbarrieren mehr?
2013 war österreichischer Rap in deutschen Medien und Charts präsent wie nie zuvor. Der Hamburger Journalist Falk Schacht analysiert, warum dieser Musikexport jetzt gut funktioniert.
Falk Schacht
Falk Schacht begann seine journalistische Karriere beim Radio, war Moderator der großartigen VIVA2 Sendung "Supreme" und wechselte später zu Mixery Raw Deluxe, für das er bis heute wöchentlich Interviews mit HipHop-Künstlern führt.
Während früher noch "Sprachbarrieren" herrschten, schaffen es österreichische HipHop-Acts im Jahr 2013 in die deutschen Charts, einer sogar Nazar/Kamp
Nazar und Kamp
Der Grund liegt darin, ob man es generell schafft, den Zeitgeist so zu treffen, dass eine kritische Masse an Publikum sich für die Kunst interessiert. Dazu kommt folgendes Problem, das für österreichischen HipHop noch schwerwiegender war, nämlich die Infrastruktur. Zum damaligen Zeitpunkt musste man noch Tonträger herstellen, und wenn man die hatte, mussten sie vertrieben werden. Wenn ein Produkt nicht einfach zu erwerben ist, wird es auch nicht zu einem großen Erfolg werden. Als nächstes folgt der Schritt der Promotion: habe ich Zutritt zu ausreichend großen Medien, die einem Publikum mitteilen, dass es mein Produkt gibt?
All das ist heute anders.
Chakuza hatte ja auch Erfolg, obwohl er Österreicher ist. Woran liegt das? Weil er bei einem Label gesignet war, das ihm alle infrastrukturellen Möglichkeiten geboten hat, seine Platte in alle Läden Deutschlands zu stellen, und große mediale Aufmerksamkeit zu genießen. Weil einfach jeder automatisch auf dieses Label, ersguterjunge, geschaut hat, und das ist sicherlich mit einer der Gründe – neben seiner Kunst. Die muss natürlich auch stimmen: Wenn jemand kein guter Fußballer ist, ist es egal, wie viel Spielzeit er bekommt, er kann kein Tor schießen.
Raf3.0/Gerard
Raf 3.0 und Gerard
Die anderen Rapper, die jetzt Erfolg haben, zum Beispiel Nazar, Raf 3.0, Gerard oder auch Kamp: sie haben alle eine funktionierende Infrastruktur in Deutschland. Deshalb können sie auch mit deutschen Rappern konkurrieren. Vom Publikum werden sie auch weniger als österreichische Rapper wahrgenommen, sondern einfach nur als Rapper. Das genau belegt, das es nicht an der Nationalität oder dem Akzent liegt, sondern daran, ob man mit allen Kanälen eine kritische Masse erreichen kann."