Erstellt am: 22. 10. 2013 - 17:52 Uhr
The daily Blumenau. Tuesday Edition, 22-10-13.
Noch immer recht neu; der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen.
Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Austrias U19 spielt aktuell den besten Fußball Österreichs
#fußball
Gestern habe ich hier kurz und knackig behauptet, dass aus dem österreichischen Fußball jetzt für die nächsten Monate die Luft raus ist. Die WM-Quali vorbei, EM-Quali beginnt erst Herbst '14, die Meisterschaft ist (oben wie unten) letztlich schon entschieden und auch international läuft alles recht erwartbar.
Die Reaktionen waren heftig, die These, dass Fußball von einer permanenten, täglich erneuerten Mikrospannung lebt, lag in der Luft. Etwas, was ich unterschreibe, eh. Mit der großen Erregung aber (um die WM spielen! Champions League-Qualifikation!) ist es definitiv vorbei, jetzt geht es um kleine Fluchten.
Zudem haben einige meine Einschränkung übersehen: Ich habe nämlich nur von "Erwachsenen-Fußball" gesprochen. Der Jugend-Fußball bleibt aufregend. Die alte U17 spielt gerade ihre WM, die U19 wird im November um ihre EM spielen, die nächste U17 dann im Frühjahr. Und die Austria Wien ist in der Youth League, dem wunderbaren neuerfundendenen Anhängsel der Champions League eine überraschende Klasse für sich.
Die junge Austria spielte mit Casali; Vukovic, Widni, Blauensteiner, Jonovic; Zlatkovic, Kapitän Michorl; D. Koglbauer (2H Kilka), Prokop, Nihad Hadzikic (76. Cancola); Grubeck (88. El Moukhantir). Die Stammspieler Gluhakovic, Horvath, Endlicher, Kvasina und Zivotic sind dann später bei der U17-WM dabei.
In dieser Youth League für U19 Spieler hat die Austria daheim gegen Porto und auswärts in St. Petersburg gewonnen und heute vormittag daheim gegen Atlético Madrid ein 3:3 geholt, obwohl sie auf 5 ihrer besten Kräfte verzichten musste - die sind heute abend ab 18 Uhr bei der WM in den VAE gegen Gruppen-Favorit Argentinien zugange. Austria U19 führt ihre Gruppe mit drei Punkten Vorsprung an und wird mit ziemlicher Sicherheit einen Top 2-Platz und damit die K.O.-Runde im Frühjahr erreichen. Und ist damit die erfolgreichste heimische Mannschaft.
Das ist, mit Verlaub, alles deutlich spannender als die auf uns zukommenden Auseinandersetzungen zwischen Innsbruck oder der Wr. Neustadt bzw. Parndorf oder der Vienna. Dort ist die Luft nämlich, wie bereits erwähnt, raus.
Österreichs U17 kann sich gegen Argentinien behaupten
#fußball
Vor dem Spiel, das um 18.00 angepfiffen wird, ist alles ausgeglichen: drei Matches, drei Remis. Zwei davon hat Canada als jeweils nicht wirklich besseres Team gegen zuerst Österreich und eben gegen den Iran ertrotzt. Der hat selbiges gegen Argentinien geschafft.
Logisches Resultat für jetzt: ein Remis.
Hier meine U17-WM-Preview.
Dazu bedürfte es aber einer Leistungssteigerung im Vergleich zum Samstag, als man zu verspielt, zu umständlich, zu rechtslastig, zu passungenau und ein Eck zu selbstvergessen udn selbstzufrieden war und das, was an Potential da ist, nicht umsetzen konnte. In praktisch jeder einzelnen Szene war die Diskrepanz zwischen dem Wissen um das eigene Können und dem, was damit gemacht wurde, dominant.
Hermann Stadler bleibt auch in Spiel 2 im System, im 4-3-3. Er besetzt nur personell leicht um. Als Sechser ist wieder der defensive Alleskönner Dominik Baumgartner statt Stammkraft Tursch im Einsatz, das war schon in Halbzeit 2 gegen Kanada so. Außerdem blieb der enttäuschende Linksaußen Grbic draußen. Ihn ersetzt Tino Lazaro, der diese Rolle aber ein wenig verhaltener anlegen wird. Lazaros Rolle in der Mittelfeld-Zentrale übernimmt der brave Bahtic. Diese Umstellung zeigt auch Resepkt vor der Offensiv-Wucht der Argentinier.
Österreich spielt mit Schlager; Gluhakovic, Kapitän David Domej, Peric, Lercher; Sascha Horvath, Baumgartner, Bahtic; Zivotic, Ripic, Lazaro.
Das Wetter ist gut, abendlich kühl, Österreich hält technisch und körperlich gut mit, leistet sich deutlich weniger Ball- und Passfehler als in Spiel 1 und ist darauf bedacht, die argentinischen, gern per Longpass inszenierten Angriffe schnell und humorlos abzublocken.
Argentinien wird von Humberto Grondona gecoacht, das ist tatsächlich der Sohn des Verbands-Präsidenten, was für ein lachhafter Nepotismus. Grondona lässt eine Art 5-2-3 spielen, alte Schule in höchstem Maß. Wäre da nicht die gute Ausbildung und die jetzt schon einsichtige individuelle Qualität der blau-weißen Jungspieler, würde sie dieses schlotterige Alt-Männer-System bereits spielentscheidend behindern.
Und dann ist es in der 31. Minute die dritte vergleichbare Aktion, bei der sich die jungen Österreicher in den Strafraum reinwursteln und dort dann die Verwirrung der zu vielen Innenverteidiger ausnutzen, die zur 1:0 Führung reicht. Zivotiv verwertet einen Rebound.
Nach dieser Führung sinkt die Zahl der argentinieschen Chancen von zuvor 2 ganz guten auf Null. Psychologisch ist das gut. Natürlich nur solange, solange nicht der junge Superstar Driussi aus dem Nichts ein Tor macht. Naja, Nixchts: die Flanke von links war schon Klasse. Damit steht es 1:1, und wir sind wieder even.
Nach der Halbzeit passiert dasselbe wie gegen Kanada: das schnelle 1:2 (durch Ferreyra) und jetzt wird es gefährlich. Zwar kommt das ÖFB-Team immer noch zu seinen Kontern, aber die Argentinier bringen jetzt deutlich mehr Wucht hinter ihre Vorstöße.
In der 61. dann ein Doppeltausch, zwei Linzer, der Sechser Tursch und die Offensivkraft Pellegrini kommen für Rechtsverteidiger Gluhakovic und den linken Mittelfeldspieler Bahtic. Das überrascht mich jetzt einigermaßen.
Okay, die Auflösung ist recht simpel: Tursch spielt rechten Verteidiger; Pellegrini ist der neue Linksaußen, Lazaro ist wieder auf seiner Mittelfeld-Position - keine Veränderung im 4-3-3 also.
In der 72. Minute, nach einem doppelten Doppelpaß, hat Ripic den Ausgleich auf dem Fuß - und obwohl die jungen Argentinier der Entscheidung vielleicht näher sind als das ÖFB-Team dem Ausgleich, zeigt diese Szene dass die Mannschaft noch im Spiel ist. Und wenige Minuten später (79.) belegt die Praxis die Theorie: Pellegrini drückt nach exzellenter Ripic-Zivotic-Vorarbeit den Ball über die Linie.
Das wilde Hin-und-Her danach hält zwar kurz den Traum vom ersten Sieg überhaupt gegen Argentinien (egal auf welchem Level) hoch, in der 88,. Minute fängt sich das ÖFB-Team einen Treffer wie den, den sie selber zur Führung schossen, ein. Grbic kommt noch für Zivotic, aber es geht nichts mehr.
Ein 2:2 hätte angesichts der Historie dieser Gruppe besser gepaßt und wäre wohl auch gerechter gewesen.
Und angesichts der Tatsache, dass diese Argentinier nicht die Klasse, über die sie individuell verfügen würden, ausspielen können, ist es besonders schade - denn da wäre sogar ein historischer Erfolg möglich gewesen.
Dazu hätte Österreich sich aber nicht nur auf die Klasse des Tormanns, auf einiges an Defensiv-Glück verlassen müssen, sondern auch in der Offensive deutlich fehlerfreier agieren müssen. Das war zwar schon mehr als gegen Kanada, aber noch nicht genug.
Nun ist der Iran, der finale Gruppengegner am Freitag, wird fast ebenso stark und strategisch nicht so überheblich, sondern auf die Österreicher vorbereitet sein. Bei einem Sieg ist der zweite Platz und das Weiterkommen so gut wie fix, alles andere bedeutet das Ausscheiden. Klare Bedingungen, eine klare Ansage, eine klare Herausforderung. Und allein die Tatsache, dass es dem U17-Team des ÖFB zuzutrauen ist, zeigt auf welchem Level diese Mannschaft agiert.
Die Luft ist raus. Und: Augenhöhe ist das keine mehr
#fußball
Als ob sie nur aufgelaufen wären um meine These zu belegen: neben den Leistungen der Nachwuchs-Teams, egal ob dem der Austria oder denen des ÖFB, stinken die Erwachsenen ab. Da ist gard ziemlich die Luft raus.
Das entscheidende Kriterium ist das der Augenhöhe. In der Jugend noch deutlich sichtbar vorhanden, auch gegen Atletico Madrid, auch gegen Argentinien, verschwindet sie im Erwachsenen-Fußball wie von Zauberhand; bleibt im Club-Bereich auf der Mittelklasse-Ebene hängen.
Und taucht maximal als Erfindung und peinliche Schimäre von Host Broadcastern und anderen chauvinistischen Medien auf - und da rechne ich schon die Blender dazu, die das nach dem Porto-Match und nach dem St.Petersburg-Spiel sich behaupten trauten.
Natürlich war damit in der CL-Gruppe der Austria nie jemals ernsthaft zu rechnen war - aber allein die Frage nach dem Warum dieses Augenhöhe-Verlusts innerhalb weniger Entwicklings-Jahre sollte Österreichs Fußball-Verantwortliche und auch Medien die nächsten Monate über exklusiv beschäftigen. Viel anderes Interessantes wird nämlich nicht passieren. 21 Uhr 5, over and out.