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Christian Fuchs

Twilight Zone: Film- und Musiknotizen aus den eher schummrigen Gebieten des
Pop.

22. 10. 2013 - 16:36

Schöne Sätze

Alltagsweisheiten, Banalitäten, Widersprüchlichkeiten und Oneliner. Unter anderem mit Chloe Moretz, Joe Dante und Niki Lauda.

Chloe Moretz, Schauspielerin, über ihre Ambitionen als Zehnjährige
I wanted to play those sick, rad characters. I wanted to be Angelina Jolie. I wanted to be Uma Thurman in "Kill Bill". I wanted college girls going, "That is a badass girl, I wanna be her, I wanna dress up as her on Halloween."
(Dazed & Confused)

Lydia Lunch, Künstlerin, über ihren ungezügelten Hedonismus
You have to learn to satisfy yourself and if you don’t, you will be forever unsatisfied. The more satisfied you are yourself, the more you can show to others what satisfaction is. I never want to get rid of my obsessions.
(Dazed & Confused)

Greta Gerwig, Schauspielerin, über ihren Bezug zu Nikotin
Ich war süchtig nach Zigaretten. Das ist vorbei. Aber ich liebe es, wenn Leute um mich herum rauchen.
(Der Standard)

Charlotte Roche, Autorin, über sexuelle Machtverhältnisse
Wenn ein Mann kommt, dann ist erstmal Schicht. Das ist dann der kleine Tod. Der liegt dann da und bewegt sich nicht (...) Und eine Frau kann mit ihrem Mann schlafen, kann kommen, kommen, kommen, dreimal hintereinander kommen, den Mann liegen lassen und mit dem besten Freund von dem Mann wieder kommen, kommen, kommen. Deswegen konnten Männer früher auch nie sicher sein, dass die Kinder wirklich von ihnen sind. Ich glaube, die Vorstellung, dass Frauen sich woanders Kinder holen oder durch Fremdgehen schwanger werden, ist für Männer schrecklich. Das ist ultraverunsichernd und macht die richtig fertig. Und das wäre meine Erklärung, warum man Frauen unterdrückt.
(Interview Magazin)

Chloe Moretz, Schauspielerin, über Frauen im Actionkino
Everything is turning round to where it’s all female empowerment. My mom has always instilled that in me because she’s the strongest woman you’ll ever meet. So it makes me want to portray for young girls that you can be a strong girl. You don’t have to look at the guy to see what’s going on, you don’t have to have a boyfriend to be happy.
(Dazed & Confused)

Kick-Ass 2

UPI

Chloe Moretz in "Kick-Ass 2"

Im Kreis fahren

Niki Lauda, mehrfacher Formel-1-Weltmeister, über das Geheimnis seines Erfolgs
Dass ich mich intuitiv nahezu immer gegen den Mainstream entscheide. Wenn 99 Prozent der Leute sagen, "Es geht in diese Richtung", höre ich auf meine Intuition und mache das Gegenteil. Und liege damit in 99 Prozent der Fälle richtig.
(Profil)

Daniel Brühl, Schauspieler, über seine Zusammenarbeit mit Niki Lauda für den Film "Rush"
Es hat mir wirklich Spaß gemacht, ihn zu spielen. Er sagt, was er denkt, und ist total undiplomatisch. Als wir das erste Mal am Telefon miteinander sprachen, meinte er nur: "Ich denke, wir müssen uns jetzt mal treffen. Komm nach Wien, aber bring nur Handgepäck mit. Falls wir uns nicht mögen, kannst du gleich wieder abhauen."
(Interview Magazin)

Niki Lauda, mehrfacher Formel-1-Weltmeister, über Gefühle nach einem Sieg
Null Stolz. Wenn man sich mit Dingen wie Stolz aufhält, hat man schon verloren. Denn in der Zeit, in der man sich auf die Schulter klopft, wird man schon von fünf anderen überholt. Selbst wenn ich mit Kopfweh in der Früh nach einem Sieg aufgewacht bin, habe ich mir sofort gesagt: "Wie kann ich beim nächsten Mal noch mehr herausholen?" Das gilt natürlich nicht nur beim Rennen, sondern bei allen anderen Dingen auch.
(Profil)

Daniel Brühl, Schauspieler, über seine Zusammenarbeit mit Niki Lauda für den Film "Rush"(II)
Ich habe viel Zeit mit ihm verbracht. Das ist jemand, der beim Abendessen schon vor dem Nachtisch aufsteht und geht, weil er findet, die besten Gespräche sind bereits geführt, ab jetzt wäre alles nur Zeitverlust. Und Nachtisch wäre eh ungesund. Man muss sich immer beeilen, wenn man mit Niki isst.
(Playboy)

Niki Lauda, mehrfacher Formel-1-Weltmeister, über Nostalgie
"Ich hab überhaupt keine Ahnung, was vor 25 Jahren passiert ist, weil es mir ganz wurscht ist. Ich lebe lieber heute und denke an morgen."
(Der Standard)

Rush

constantin film

Daniel Brühl als Niki Lauda in "Rush"

Amerikanische Abgründe

Donald Ray Pollock, Autor, über religiösen Fundamentalismus
Bei mir zu Hause leben in der Umgebung Waffennarren, die alles hassen, was von der Ost- oder Westküste kommt. Es gibt jede Menge fundamentalistische Spinner, die tatsächlich daran glauben, dass die Welt erst vor drei- oder viertausend Jahren erschaffen wurde. Für die Durchsetzung ihres Glaubens sind sie bereit, sehr weit zu gehen. Dennoch gehe auch ich sonntags in die Kirche, allerdings zu den Baptisten. Wir sind relativ harmlos. Ich mag die Idee, dass es da eine höhere Macht geben könnte, die alles zusammenhält. Und wenn es diese nicht geben sollte, macht es auch nichts. Wenn sich die Leute auch ohne einen mit Feuer und Schwert drohenden Gott an die Zehn Gebote halten würden, würde die Welt zu einem besseren Ort werden, denken Sie nicht?
(Der Standard)

Daughn Gibson, Sänger, über seine textlichen Obsessionen
I gravitate more towards the troubled side of human life. We run around in a virtual smiley face, but really, beneath it there’s a lot of troubling details.
(NME)

Trent Reznor, Musiker, über politische Entwicklungen in den USA
My faith in America has been greatly shaken over the last decade. I definitely feel it’s in decline now. When the history books write back about the turning point of American power, they’ll pin it to the present day.
(NME)

Bryan Cranston, Schauspieler, über seine Figur in "Breaking Bad"
We are capable as human beings of experiencing the full spectrum of emotions. So I didn’t find it hard for Walter White to kill someone and then go home and honestly and earnestly nurture his baby daughter.
(Total Film)

Bryan Cranston

AMC

Bryan Cranston als Walter White in "Breaking Bad"

Das Glück ist ein Vogerl

David Schalko, Autor, warum er Glück für überschätzt hält:
Schalko: Weil Intensität im Leben mehr wert ist als ein einlullender Glückszustand. Es hat ja wohl auch einen Grund, dass das Leben abseits von Glück viel zu erfahren bietet. Es geht darum, sich lebendig zu fühlen - und dieses Lebendigsein können wir auch in größten Katastrophen noch als Glück begreifen. Ich finde diese Ratgeberliteratur mit ihrer Wie-werde-ich-glücklich- und Wie-erreiche-ich alle-meine-Pläne-Rezeptur entsetzlich. Dem gehen viele Leute auf den Leim, und die sind dann erst recht unglücklich. Da passt Woody Allens Satz: "Ich habe zwar alles erreicht in meinem Leben, aber trotzdem habe ich das Gefühl, man hätte mich über den Tisch gezogen."
(Der Standard)

Bryan Cranston, Schauspieler, über seinen Erfolg
I had a wife and a daughter and a dog and a house and that was fine. It’s just money wasn’t important for me. Once I stopped focusing on making money I’ve made more money than I ever had in my life. If you’re able to make a living in something you love to do, everything else is gravy.
(Total Film)

David Schalko, Autor, über das fröhliche Scheitern
Die große Kunst im Leben besteht darin, das Faktische anzuerkennen, aber trotzdem nicht zu resignieren und fröhlich zu bleiben.
(Der Standard)

Noah Baumbach, Regisseur, über die peinlichen Alltagssituationen in seinen Filmen
So sehe ich halt die menschliche Interaktion: als zumeist peinlich. Das mache ich nicht bewusst, das kommt einfach dabei heraus, wenn ich Szenen schreibe, in denen sich Menschen begegnen. Eine Abschrift eines meiner Tage wäre voll von solchen Momenten.
(Der Standard)

Donald Ray Pollock, Autor, über die Düsternis in seinen Büchern
Ich könnte natürlich unehrlich sein und Happy Endings konstruieren, aber ich verrate kein großes Geheimnis, wenn ich Ihnen sage, dass das Leben selten gut ausgeht. Die meisten von uns werden irgendwann in einem Bett oder auf dem Sofa enden. Wir werden unter Atembeschwerden leiden und darauf hoffen, dass die bohrenden Kopfschmerzen oder das Stechen in der Hüfte weggehen - und irgendwann fällt der Vorhang. Gut, ich finde es selbstverständlich auch unterhaltsamer, über das Böse zu schreiben. Mit dem Guten ist man leider schnell durch, nicht?"
(Der Standard)

Donald Ray Pollock

Heyne

Donald Ray Pollock

Kunst und Medien

Federico Leon, Regisseur, über seinen Kunstbegriff
Ich glaube, dass ein Kunstwerk einen Zuschauer verändern und ihm einen Eindruck hinterlassen kann, der die Zeit überdauert - wie eine Erinnerung an eine Erfahrung vom Leben.
(Katalog Steirischer Herbst)

Paddy McAloon, Musiker, über das Internet
Das Internet ist mir fremd. Dann und wann zeigen mir Freunde eine Website. Meine Kinder nutzen es auch. Ich nicht. Ich befürchte, dass ich nur allzugern glauben würde, was ich da zu lesen bekäme. Bei einem freundlichen Kommentar würde ich denken: "Stimmt, genauso ist es." Aber auch einen bösen Kommentar müsste ich mir dann zur Herzen nehmen.
(Musikexpress)

Doug Atkins, Künstler, über Schockmomente in der Kunst
Ich glaube sogar, dass das Wort Provokation in diesem Kontext keine Bedeutung hat. Die Leute denken immer, Kunst müsse schocken, je mehr Sex und Gewalt desto besser. Aber Kunst, die provoziert, kann ganz still sein, wie eine 70er-Jahre-Skulptur von Donald Judd. Man sitzt einfach davor und fragt sich, warum das so außergewöhnlich ist. Es ist fast so, als hätte jemand die Leere in einen Rahmen gesteckt.
(Interview Magazin)

Lydia Lunch, Künstlerin, über männliche Dominanz in der Kunst
There’s so much fucking cock rock, but not enough poetry written to the power of the fucking magnifience of A) my pussy but B) pussy in general. There’s not enough literature, songs, proclamations on T-Shirts.
(Dazed & Confused)

Lydia Lunch

Lydia Lunch

Lydia Lunch

Helden und Fans

Jörg Scheller, Autor, über den Mythos Arnold Schwarzenegger
Schwarzeneggers Jugend ähnelt derer Jesu auf frappierende Weise. Aufgewachsen ist er auf dem Lande in einfachen Verhältnissen. Früh überkommt ihn das Gefühl, anders zu sein als die anderen. Zunächst trifft er auf das Unverständnis der Eltern. Beseelt von der Idee, zu Höherem berufen zu sein, löst er sich von seiner Familie und begibt sich auf eine Mission. Nur kreuzigen würde sich Schwarzenegger natürlich nie lassen. Der Terminator hätte Judas und die römischen Rächer einfach umgenietet.
(Herbst: Theorie zur Praxis)

James Murphy, Musiker, über die Bedeutung von David Bowie
Rock history could have gone on without him but it would have been radically different. Black Sabbath was inevitable. Led Zeppelin was inevitable. Pink Floyd was inevitable. I don’t think that David Bowie was inevitable. He created something that could otherwise not have been. That’s a pretty giant thing.
(NME)

Aaron Paul, Schauspieler, über die Fans seiner Serie "Breaking Bad"
What’s so great about "Breaking Bad", is that we don’t have a huge female fan base. So I don’t have young girls screaming my name, but I turn grown men into young fangirls.
(Nylon Guys)

Trent Reznor, Musiker, über die Bedeutung von David Bowie
The problem I’ve had throughout my career and as a human being is that I tend to think in boxes and walls and limitations and containers. Every once in a while there’s this revelation of being reminded, "It doesn’t have to be that, it doesn’t have to behave by this rules; who says has to be this, a melody has to be that or a rock show has to be like that?" Bowie, a number of times, has pushed that envelope. He challenges those containers we start putting ourselves into socially, our patterns of thought.

Trent Reznor

Universal Music

Trent Reznor

Gewalt und Leidenschaft

Nicolas Winding Refn, Regisseur, über die Brutalität in seinen Filmen
Es ist wie bei jedem Fetisch: Man inszeniert das, was man gerne sehen will.
(Ray)

Joe Dante, Regisseur, über Horrorkino als jugendliche Provokation
Die Liebe zum Erschrecken und Horror beginnt meist als Kind oder Teenager, weil man in der Zeit rebellieren und genau die Filme schauen will, die einem die Eltern nicht erlauben würden. In der Zeit will man den Tod in seiner grausamen Übertriebenheit auslachen und erschrocken im Kinositz herumhüpfen, wie in der Achterbahn eben. Und das ist auch gut so.
(Vice Magazin)

Nicolas Winding Refn, Regisseur, über sein Verhältnis zu realer Gewalt
Ich habe vor allem Angst, was gefährlich ist. Ich fürchte mich vor realen Schmerzen. Wenn ich reale Gewalt sehe, werde ich regelrecht depressiv. Wenn ich von neuen Gräueltaten in Syrien lese, brauche ich Tage, um mich davon zu erholen. Würde ich Zeuge einer Schlägerei, täte ich meine Bestes, um das sofort zu beenden. Aus Gewalt ist noch nie was Gutes entstanden.
(Ray)

Joe Dante, Regisseur, über den filmischen Extremhorror der Gegenwart
Es ist schon witzig, zu sehen, wie sich mittlerweile die Verstümmelung des menschlichen Körpers zu einer Lachnummer entwickelt hat. Meine 17-jährige Nichte lädt am Samstagabend ihre Freunde ein und sie lachen sich quer durch die Final Destination-Reihe. Mit 17 denkst du nicht daran, tot zu sein. Der Tod ist nicht real, nur ein Gag. Dann wird man älter und plötzlich ist der Tod gar nicht mehr so lustig, weil er plötzlich neben dir im Bus sitzt. Deshalb hat meine Generation einen anderen Zugang zum Horror als das vorherrschende Publikum, das immer jung war und immer jung sein wird.
(Vice Magazin)

Joe Dante

Jeff Mangione

Joe Dante mit Gizmo und einem FM4-Webhost (c) Jeff Mangione