Erstellt am: 17. 10. 2013 - 13:55 Uhr
I lieg am Ruckn
Ingo Pertramer / pertramer.at
Austrofred ist einer der wenigen Künstler, bei denen ich wirklich starstruck bin. In seiner Anwesenheit falle ich in die Rolle eines scheuen Rehs, das nur dasteht und mit den Wimpern klimpern kann und keinen Laut von sich gibt. Immer, wenn er FM4 Unter Palmen moderiert, schwänzel ich um das Studio herum, in der Hoffnung einen Blick auf ihn zu erhaschen. Aber einen verstohlenen. Der sympathische und gut aussehende Austrofred wiederum sollte mich aber nicht erblicken. Das Blut würde mir vor Peinlichkeit in den Kopf schießen, innerhalb von Sekunden.
Und da war dann noch Ls Geburtstagsfeier vor einem Jahr, bei der auch Austrofred zu Gast war. Abgeschminkt, aber immer noch großartig. Er saß am anderen Ende des Tisches. Sicherheitsabstand. Irgendwann wollte mich L Austrofred vorstellen und ich hab Panik bekommen. Innerhalb kürzester Zeit musste ich einige Seitel trinken, um nicht wie ein Depp dazustehen neben diesem Ausnahmekünstler und Rock-Phänomen. An den Rest des Abends kann ich mich nicht mehr erinnern, auch wie ich nach Hause gekommen bin, weiß ich nicht mehr. L meinte am nächsten Tag lediglich, Austrofred hätte mich auch sympathisch gefunden. Ich glaube, dass hat L aber nur mir zuliebe gesagt. Von anderen hab ich mir anhören dürfen, wie ich mich wieder aufgeführt hab.
Aber heute wird alles anders. Keine Peinlichkeiten mehr. Zusammenreißen. Ordentliche Rezension schreiben. Auch mit Kritik und so, sonst verliere ich noch mehr an Credibility.
Darum gehts in "Hard on!"
Reinhold Busch / Klaus Mitter / Czernin Verlag
Austrofred hats vergeigt. Nach seiner letzten Tour "Fire, Light & Austrofred" ist er pleite. Die Special Effects wie die aufwändige Lasershow haben zu viel gekostet, die Tour hat zu wenig abgeworfen. Außerdem hat er Probleme mit dem Fiskus. Und dann wären da auch noch diese Schmierenjournalisten. Musikkritiker, die ihn aus dem Business gedrängt haben, mit ihren negativen Rezensionen in den österreichischen Zeitungen.
Austrofred bleibt nichts anderes übrig, als in die Türkei zu fahren und seine Topfengolatschn in Istanbul zu verdienen. Dort will er so lange zu bleiben, bis er sein Karrieretief überwunden hat. In Clubs wie dem "Hard on!", dem "X-Large" oder dem "XX-Large" tritt er ab sofort auf und spielt in hautenger Leggins und mit Schnauzer seine Freddie-Mercury-Shows. Schnell hat er sich eine neue Fanbase erarbeitet, die ausschließlich aus muskulösen Männern mit Oberlippenbart besteht und ihrem Üztrüfrüd zujubelt. Aber richtig happy wird Austrofred in der Ferne nicht. Er wünscht sich die Mehlspeisen seiner Mama zurück und die guten Schnitzerl.
Schließlich bekommt Austrofred einen Anruf aus dem österreichischen Gesundheitsministerium. Sie wollen ihn als neues Testimonial gewinnen, um das Image der Kur aufzubessern. Und er hätte bei Screenings in der Zielgruppe durchwegs positiv abgeschnitten. Eine ausgiebige "Kur-nee" sei geplant und Austrofred sieht seine Chance, sich mit einem Schlag wieder zu sanieren und zurück an die Spitze des Show-Business zu gelangen. Er muss sofort wieder nach Österreich.
Der Champion liest
EMS
Besser als das Buch ist nur Austrofred live. Am Freitag, den 18.10. liest er aus "Hard on!" im Rabenhof Theater in Wien um 20 Uhr. Weitere Termine folgen. Und heute ist Austrofred live zu Gast in FM4 Connected ab 15 Uhr. Da gibt´s auch was zu gewinnen.
In seinem ersten "Roman" mit "autobiografischem Einfluss" - man beachte bitte die Anführungszeichen - beschreibt Austrofred die schlimmste Zeit als Künstler nach seinem Absturz und den schweren Weg zurück auf Österreichs Bühnen (und in die schwarzen Zahlen auf seinem Konto). Das Buch ist gespickt mit politischen Querverweisen und popkulturellen Anspielungen, seien es die Feuilletonjournalisten führender Tageszeitungen, Thomas Klestil oder Mirjam Weichselbraun. Und selbst das supere Cover des Buches erinnert an Belmondo, oder aber auch an alte Bud-Spencer-Filme.
Das Buch liest sich, als ob Austrofred direkt neben einem stehen würde. Schmäh und Cheesyness geben sich die Hand in dem raffinierten und ja auch intelligenten Werk. Schade, dass es nach weniger als 150 Seiten schon wieder zu Ende ist.