Erstellt am: 15. 10. 2013 - 10:25 Uhr
Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!
Das mit dem Mayakalender und Dezember 2012 hat dann doch nicht geklappt. Wer aber ordentlich von sämtlichen privaten, politischen und finanztechnischen Krisen die Schnauze voll hat, darf zumindest auf der Leinwand zusehen, wie die Welt unwiderruflich untergeht, immer und immer wieder.
Nach einer schier endlosen Anzahl von Endzeitepen, deren depressive und künstlerische Meilensteine wohl „The Road“ oder „Melancholia“ darstellten, darf heuer über das jüngste Gericht auch gelacht werden. Erst vor kurzem ist die britische Brachialkomödie „The World’s End“ angelaufen, die auf unglaublich charmante Weise Themen wie die männliche Midlifecrisis, exzessiven Bierkonsum und Nostalgiekritik mit der Apokalypse verknüpft.
Jetzt bekommen Simon Pegg und Nick Frost Konkurrenz aus Amerika. Und zwar von jüngeren Typen, mit denen sie zum Teil durchaus persönlich verbandelt sind. „This is the End“ heißt der kalifornische Versuch, eine wüste Buddycomedy mit dem Weltuntergang zu kreuzen. Mit einiger Verspätung trudelt der Erfolgsklamauk aus dem heurigen amerikanischen Kinosommer auch in heimischen Kinos ein.
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Gipfeltreffen eingekiffter Kindsköpfe
Seth Rogen, Jonah Hill, Danny McBride, Michael Cera oder Jay Baruchel: Wir Fans neuerer amerikanischer Komödien können von diesen Typen nicht genug kriegen. Denn die rüpelhaften Noch-halbwegs-Jungschauspieler kombinieren im besten Fall brachiale Blödelei und soziale Satire zu einem wahnwitzigen Mix.
Oft im Hintergrund als Autor, Produzent und Fädenzieher mit dabei: Seth Rogens alter College-Kumpel Evan Goldberg. Wer sich dieses Junior-Frat-Pack – die älteren Brüder heißen Will Ferrell, Ben Stiller oder Owen Wilson – überhaupt als einen Haufen ewiger High-School-Kasperl und verkorkster Schulfreunde vorstellt, liegt wahrscheinlich nicht ganz falsch.
Mit ihrer ersten gemeinsamen Regiearbeit „This is the End“ setzen Seth Rogen und Evan Goldberg allen Gerüchten um eitle Comedy-Netzwerke und ironisches Cliquen-Unwesen bewusst die Krone auf. Der Film suhlt sich darin, ein monströses Zusammentreffen sämtlicher erwähnter und unzähliger anderer Shootingstars in Sachen Schenkelklopfen zu präsentieren, in dem sich die Akteure noch dazu selbst spielen. Wie der Titel andeutet, geht es aber nicht nur um ein Gipfeltreffen eingekiffter Kindsköpfe, sondern auch ums Ganze.
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Kein Witz zu derb, keine Pointe zu psychotisch
Dabei beginnt alles ganz harmlos. James Franco, so verhuscht, geschwätzig und kunstsinnig wie wir ihn uns imaginieren, schmeißt eine Party in seinem Haus in Los Angeles und alle sind dabei. Wirklich alle. Neben den erwähnten Akteuren stehen etwa auch Jason Segel, Christopher Mintz-Plasse, Aziz Ansari und Craig Robinson in der kunstsinnigen Schnöselvilla herum.
Nur Judd Apatow fehlt, der Produzentenguru, der all diese Schauspieler entdeckt hat und ihnen ihre Karrieren verschaffte. Aber egal, „This is the End“ ist wohl auch ein Versuch der Emanzipation vom Übervater. Dafür dürfen Rihanna und Emma Watson an bunten Cocktails nippen.
Die Partylaune hält aber nicht lange an. Plötzlich bricht die Hölle los, grelle Lichtstrahlen zischen aus dem Himmel herab, gigantische Löcher in der Erde verschlucken gleichmal den Großteil der Prominentenmeute. Der überlebende Rest sperrt sich mit dem Gastgeber im halbzerstörten Haus ein. Ein knallharter Kampf ums Überleben beginnt. Ein Kampf, in dem kein Witz zu derb und keine Pointe zu psychotisch ist.
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Freiwillige Selbstdemontage
Auch wenn ich persönlich einige Frauen kenne, die diesen Film lieben und diese wohl nicht die einzigen sein werden – man kommt bei „This is the End“ nicht um den Begriff vom Bubenhumor herum.
Kaum ein schlüpfriger Schikurs-Schmäh wird ausgelassen bei dem Survival-Camp der Comedy-Gecken, jedes Bromance-Klischee zitiert, sämtliche verfügbaren Gürtellinien unterschritten, in Fall eines Kurzauftritts von Harry Potters Hermione sogar so weit, dass Feministinnen aufheulen werden. Gar kein Problem, flüsterten mir im Gegenzug weibliche Vertrauenspersonen lachend zu.
Die gute Nachricht: Es geht sich alles irgendwie aus. Auf einen saublöden Gag folgen fünf großartige und bizarre Momente, die man gesehen haben muss. Aus der Selbstpersiflage wird eine köstliche freiwillige Selbstdemontage von Rogen, Franco, Hill und Konsorten. Die Celebrityverblödungsmaschinerie wird über zwei kurzweilige Stunden lang durch den bisweilen auch blutgetränkten Kakao gezogen.
Die schlechte Nachricht: Die deutsche Synchro macht aus den brachialen Scherzen wieder einmal bodenlosen Schwachsinn. Also bitte: Den Weltuntergang unbedingt in der US-Originalfassung miterleben.
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