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Christina Traar

Sehen, hören, verstehen. Und dann erzählen

12. 10. 2013 - 13:25

Das ABC der Schulformen

Die Doku "Alphabet" will Probleme heutiger Bildungssysteme aufzeigen, zu Wort kommen vor allem Experten. Doch was sagen die Schüler selbst dazu? Wir waren mit vier von ihnen im Kino.

Im Großen Saal des Wiener Votivkinos ist es an diesem Nachmittag besonders ruhig. Nur wenige Besucher hat es in die Nachmittagsvorstellung von "Alphabet", dem neuen Dokumentarfilm des österreichischen Filmemachers Erwin Wagenhofer, gezogen. Mit dabei: Katinka, Julia und ihre Freunde Theresa und Indi. Vier SchülerInnen, die sich anschauen wollen, was mit den Bildungssystemen in der Welt falsch läuft.

Vier Schüler und Schülerinnen sitzen in einem Kinosaal.

Radio FM4/Christina Traar

Von links nach rechts: Katinka, Theresa, Julia und Indi.

Regelschule vs. Alternativschule

Die vier Jugendlichen selbst sind in zwei Schulsystemen, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Regelschule und Alternativschule.

Die 17-jährige Katinka besucht die achte Klasse des Gymnasiums in der Wiener Rahlgasse, eine Regelschule mit klassischem Notensystem und vorgegebenem Lernplan, der für sie unter anderem Latein und Französisch enthält. "Entweder man schafft es, dass man die Sachen bringt, wie man sie bringen muss, oder eben nicht. Ich komme mit diesem System ganz gut klar, aber ich sehe auch, dass viele das nicht so gut können. Wir sind aber auch eher eine lockere Regelschule."

In der Schule von Julia, Theresa und Indi sieht der Schulalltag anders aus. Die SchülerInnenschule im 9. Wiener Gemeindebezirk ist eine basisdemokratische Privatschule. Hier setzt man auf interessensabhängige Einheiten und selbstorganisierte Projekte. "Unsere Schule ist so strukturiert, dass wir nichts lernen müssen, was wir nicht lernen wollen. Mathematik, Deutsch und Englisch sind schon verpflichtende Hauptfächer. Der Rest ist aber frei wählbar." Was man laut Julia außerdem lernt: Eine eigene Meinung zu haben und diese auch zu vertreten.

Zwei Schülerinnen unterhalten sich

Radio FM4/Christina Traar

Katinka (links) und Julia (rechts) unterhalten sich über ihre Schulformen.

Theresa ist mir ihren 14 Jahren die Jüngste der Gruppe. Sie besucht die 5. Klasse der SchülerInnenschule und fühlt sich wohl, will danach aber nicht wie Julia in das weiterführende College, sondern in eine "normale" Schule wechseln. "Ich seh das schon, dass in dem Maturavorbereitungszeugs nur zwei oder drei sitzen, die wirklich lernen. Die anderen sind halt eher faul und ich habe Angst, von denen dann mitgerissen zu werden. Ich mach' mir da selber am meisten Druck, glaub' ich."

Expertenlastiges Dokumentieren

Knappe zwei Stunden lang zeigen Experten im Film, die im Durchschnitt 60+ sind, warum gängige Bildungssysteme und Schulformen die Kinder nicht fördern, sondern sie in ihren Fähigkeiten und in ihrer Entfaltung behindern. Ein junges Mädchen kommt mit ihrem vorgelesenen Protestbrief zu Wort, sonst sucht man Stimmen von SchülerInnen vergeblich. "Das Durchschnittsalter in dem Film ist schon sehr erhöht", lacht Julia. "Er ist schon interessant, aber ein bisschen lang“, ergänzt Katinka, die während der Vorstellung das ein oder andere Gähnen unterdrücken musse.

Am Ende scheinen alle vier mit ihrer jeweiligen Schulform zufrieden zu sein. Grund für Änderungen gäbe es aber in beiden Systemen, da sind sich die Jugendlichen einig.