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Burstup

Physische Welt, virtuelle Realität. Politik und Kultur.

12. 10. 2013 - 14:00

Desura

Sympathische Open-Source-Plattform für den Online-Spielevertrieb

Digitaler Vetrieb ist im Jahr 2013 eine Selbstverständlichkeit – nicht nur Musik, Bücher und Videos, sondern auch Spiele werden zunehmend online und in digitaler Form gekauft. Im Gamesbereich ist es vor allem der Branchenriese Steam, der den Markt beherrscht – zum Ärger jener Menschen, die ihre Spiele gerne ohne lästiges „Digital Rights Management“ (DRM), sprich ohne lästige Kopierschutzmaßnahmen und ohne Onlinezwang genießen. Aber: Es gibt Alternativen zu "Steam" oder "Origin". Eine der interessantesten ist Desura.

Startet man den Desura-Client, wahlweise in Windows, Linux oder OS X, dann sieht man sofort, wo hier der Schwerpunkt liegt, auf Indie-Games, experimenteller Spielekost und Community-Modifikationen beliebter Spiele. Letzteres liegt daran, dass der australische Erfinder von Desura tief in der Modding-Szene verankert ist. Scott Reismanis betreibt nämlich schon seit Ende der neunziger Jahre auch das Portal ModDB. "Ich war 1998 in einem kompetitiven Counter-Strike-Clan", sagt Reismanis. "Es war sehr schwierig, Modifikationen zu finden. Es gab noch nicht einmal Google. Also begann ich, an einer Website für Mods zu arbeiten". Daraus entstand eine der umfangreichsten Datenbanken für Mods im Internet, und in weiterer Folge auch die Plattform IndieDB sowie der Onlineshop Desura.

Desura

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Eines der schönsten Videospiele von Linden Lab ist übrigens Patterns, ein an Minecraft erinnerndes Sandbox-Game.

Reismanis‘ Firma DesuraNet hat er allerdings im Sommer verkauft – an Linden Lab, hauptsächlich bekannt für die Virtual-World-Plattform Second Life (über deren zehnten Geburtstag ich heuer hier geschrieben habe). DesuraNet und Linden Lab passen insofern gut zusammen, als Linden Lab schon immer die Kreativität seiner User in den Mittelpunkt gestellt hat – sowohl in SL, als auch in diversen Indie-Games aus dem eigenen Haus. Mit Desura will Linden-Lab-CEO Rod Humble genau darauf aufbauen: Die Community aus Fans und Interessierten, die für ständig neue Modifikationen beliebter Games sorgt, fördern sowie kleine Indie-Game-Developer unterstützen.

Mit DarkBASIC wird übrigens seit mehr als zehn Jahren die großartige Space-Sim-Serie Evochron gestaltet.

"Wenn du Videospiele selbst gestalten willst", sagt Humble, "dann kannst du heute ein Authoring Tool schnappen". Man müsse nicht C++ lernen, um ein Spiel zu gestalten. "Es gibt Tools wie Game Maker, Multimedia Fusion oder DarkBASIC. Jeder, der Games mag und ein Interesse daran hat, sie selbst zu gestalten, sollte es tun – meine Hoffnung ist, dass es dann viele neue Ideen gibt".

Wenn man ein Spiel oder eine Mod auf Desura gekauft hat, kann man sie auf beliebig vielen Computern installieren. Ehrlichkeit wird von den Desura-Beitreibern und Gamedesignern vorausgesetzt, aber es gibt kein DRM wie beim lästigen Steam oder den diversen Spielkonsolen. Außerdem ist der Quellcode des Desura-Clients offen. Auch das passt zur Philopsophie der neuen Eigentümerin Linden Lab: Sie hat schon vor Jahren den Quellcode des "Second Life"-Clients freigegeben und intensiv mit dessen Open-Source-Community zusammengearbeitet - was die technische Entwicklung der Virtual-World-Plattform radikal gefördert hat. Ähnliches ist auch für Desura zu erwarten.

Zu den Gründern von Linden Lab gehört u.a. Mitch Kapor, Open-Source-Guru und Mitgründer der Electronic Frontier Foundation.

Der lockere Umgang mit Quellcode, DRM und Kopierschutz führt bei Desura sogar dazu, dass man die erworbenen Spiele nicht einmal über den Client selbst installieren oder starten muss. Wer es lieber hat, kann die Installationsfiles nach dem Kauf in Desura direkt von der Herstellerwebsite herunterladen und die Files auch auf einem anderen PC als dem für den Client benützten installieren. Der Fokus auf Modifkationen und Indiegames, das Fehlen von DRM und die unkomplizierte Handhabung machen Desura also nicht nur zu einer äußerst sympathischen Alternative zu Steam, Origin & Co, sondern sind geradezu vorbildhaft für die Spieleindustrie. Außerdem: Je mehr Internet-Vetriebsplattformen es gibt, desto besser.