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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

10. 10. 2013 - 22:08

The daily Blumenau. Extra Edition, 10-10-13.

Für einen Auswärtssieg braucht es Mut. Abwarten, Vorsicht und no risk gehören nicht auf diese Party. Ein Fußball-Journal '13.

Seit über einer Woche wieder (fast) täglich: der Versuch das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen. Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Heute sehr spät und zu nur einem einzigen Thema: an einen Krankenstandstag mit Grippe-Kopf und unfreiwlligem Hust & Rotz-Output wohl auch läßlich. Es geht klarerweise um das Länderspiel morgen in Schweden.

Morgen steigt also das Play-Off-Match zum eigentlichen Play-Off im Herbst (denn nur Deutschland ist fast schon fix in Brasilien, der Gruppen-Zweite, egal ob Schweden oder Österreich wird noch eine Barrage gegen ein echtes Kaliber zu bestreiten haben).

Da Österreich, wie wir seit spätestens dieser Woche wissen in Pflichtspielen auswärts recht schlecht ist, nur gegen echte Nobodies gewonnen hat, wäre ein Auswärtssieg ein echtes Jahrzehnte-Ereignis.
Um sich auf so ein Spiel vorzubereiten, braucht es Analyse en masse. Unter anderen die der wenigen vergleichbaren Matches unter Koller. Und da helfen nur Auswärts-Auseinandersetzungen mit Teams in schwedischer Augenhöhe, ungefähr.

Zum einen wäre das das Auswärts-Testspiel in Wales vom Februar dieses Jahres, das Auswärts-WM-Quali-Match gegen Irland von vor einem Monat, und, weil zumindest der Gegner derselbe sein wird: das Heimspiel gegen Schweden in Wien in Juni.

Aus allen anderen Koller-Spielen lässt sich nix für morgen lernen, weil a) nicht Schweden, b) nicht auswärts, c) ein Außenseiter, gegen den man auch auswärts das Spiel gestalten muss und d) zu überlegen wie Deutschland.

Da ist auch bereits ein wichtiges Stichwort gefallen: nicht das Spiel gestalten müssen. Das ÖFB-Team kann ja super auf Abwarten und schnelle Konter-Attacke spielen, das ist die bereits seit geraumer Zeit bekannte Koller-Methode. Nur: mittlerweile kennen die alle anderen schon zu gut, als dass sie so wie noch vor Jahresfrist wirken kann. Deutschland etwa führte in München mustergültig vor, wie man das ÖFB-Team dieser Stärke beraubt.

Ein anderes wichtiges Stichwort ist im Länderspiel-Nachbericht von Swansea nachzulesen: Wales wollte nicht Irland sein, Bale vielleicht Ibrahimovic.

Gareth Bale, der damals 90% des Publikums nicht aufgefallen war und nur 50% der Fußball-Jurnalisten schon vornamentlich bekannt war, spielte rechtsaußen eine superdominante Sensationspartie. Und, Zitat: "Wales kontrollierte, blockte kreative Ansätze des Gegners und spielte das Match mit der Andeutung von Konter-Gefahr recht sicher heim."

Österreich kam nie in die Gänge, auch weil man seinen Ibrahimovic nie kontrolieren konnte. Dazu muss man aber zweierlei anmerken: Wales ist mit einem 4-3-3, das am ehesten als fächerartigen 4-5-1 interpretierbar ist, aufgetreten; einem System das sonst so kein Gruppengegner spielt. Und: Junuzovic war, angeschlagen, nicht dabei.

Was uns zum zweiten Beispiel führt: Irland auswärts. Auch da war Junuzovic, mit dem das speziall auf ihn abgestimmte 4-2-3-1 von Koller natürlich am allerbesten funktioniert, nur knappe 25 Minuten lang dabei, danach löste Koller seinen Part auf und stellte auf ein italienisches 4-3-3 um, mit einem weitestgehend vorsichtig agierenden Alaba. So vergeigte man eine 0:1-Führung; die erst mit einem Gewaltakt in der 93. wieder egalisiert wurde. Und das in einer hochkonfusen Schlußphase in der etwa Harnik links spielen musste.

Fürs (resultatstechnisch erfolgreichere) Rückspiel daheim hatte man gelernt: da wieder Junuzovic fehlte, stellte Koller Alaba diesmal viel weiter nach vorn, fast in dessen Position.
Im Heimspiel gegen Schweder riskierte Koller gar ein 4-1-4-1 mit Alaba und Junuzovic als Doppel-Zehner, was dem ÖFB-Team eine ständige Überlegenheit sicherte. Ibrahomvic gelang nur der Assist-Chip zum 1:2.

Nun wird Schweden daheim taktisch nicht viel anders auflaufen. Das Personal, das Schweden-Auskenner Martin Wolf auf derstandard.at erwartet, unterscheidet sich zwar in der Abwehr stark von der Hinspiel-Mannschaft, ist aber einfach die aktuell stärkste Truppe von Hamren. Wie immer wird es ein 4-4-2 mit Benefits für Zlatan sein. Und einem Coach, der schnell und präzise wechseln kann, also Koller da klar überlegen ist.

Wenn Koller Risiko nimmt, dann in der Anfangs-Formation. Sollte er Alaba und Junuzovic als Doppel-Zehner in einem 4-1-4-1 (mit Baumgartlinger dahinter) aufstellen, riskiert er nicht übermäßig viel: Schweden wird neben den beiden Angreifern und den beiden Flügeln niemanden sonst dauerhaft anbohren lassen - damit könnte ein Fünfer-Abwehrverbund zurechtkommen. Im Gegenzug kann ein offensives Vierer-Mittelfeld (mit Flügelspielern wie Harnik, besser noch Weimann oder Arnautovic) enormen Druck auf die Zentrale ausüben, in der der alternde Svensson, der aktuell nicht viel spielende Källström oder das ZSKA-Duo Wernbloom/Elm stehen werden.

Andere sehen das anders: hier eine Taktik-Vorsachau von abseits.at, hier eine von laola1.at

Die offensive Herangehensweise denkt aber in Sieges-Kategorien. Und ein Auswärts-Sieg gegen einen solchen Gegner wird sich nicht zufällig ergeben. Ich habe gerade meine Zweifel, dass sich ÖFB, Coach und Spieler da wirklich drübertrauen.
Ich befürchte vielmehr die abwartende Strategie: mal schaun, ins Spiel kommen, lang das Remis halten, vielleicht ein Konter-Siegtor; wenn nicht, machts auch nix.
Ja, es macht dann nix, wenn man danach auf den Färöern gewinnt (was noch nie der Fall war) und Schweden gegen die wohl schon fix qualifizierten Deutschen (Party!) daheim keinen Punkt macht. Das ist möglich, aber mit arg vielen Wenns/Abers durchzogen.

Ich befürchte aber dass genau das der Plan sein wird: Abwarten, Vorsicht, eher kein Risiko. Ich befürchte dass eine verhaltene Aufstellung die Schweden noch einen Tick stärker machen und das Match schnell nach Hause spielen lassen wird. Vor allem Ibrahimovic braucht eine große Bühne für sein großes Ego. Wenn der merkt, dass man sich eh nicht traut ihn und sein System auszuhebeln, dann...