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Pia Reiser

Filmflimmern

10. 10. 2013 - 09:48

A Brand is a Friend

Russell Brand macht im März 2014 mit seinem aktuellen Stand-Up-Programm "Messiah Complex" im Gartenbaukino seine Aufwartung. Chesus!

Das Showbusiness, um mal dieses angestaubte Wort aus der Schublade zu holen, braucht Figuren wie Russell Brand, es lebt von ihnen. Der Schauspieler, Komödiant, Moderator, Autor - und für "Grazia"-Leser der Ex-Mann von Katy Perry - ist eine fantastische Mischung aus Flamboyanz und nicht enden wollender Energie, eine strahlende Comedy-Größe in Großbritannien, den das internationale Kino-Publikum allerspätestens mit dem herrlichen "Forgetting Sarah Marshall" kennengelernt hat. Brand spielte darin den Rockstar Aldous Snow, einen Ausbund an Größenwahn, Irrsinn und Selbstzufriedenheit. Mit seinen wenigen Szenen hat der den Film derart an sich gerissen, dass man sich dazu entschlossen hat, Aldous Snow gleich einen eigenen Film zu widmen, den nicht weniger superen "Get him to the Greek".

Russell Brand

sony

Als Aldous Snow in "Forgetting Sarah Marshall"

Dandy und Rabauke

Der schlaksige Brand, bei dem es stets schwer ist, zwischen Kunstfigur, Rollen und dem echten Brand zu unterscheiden, verkörpert gleich zwei klassisch britische Stereotypen; einerseits den Rüpel ohne Blatt vor dem Mund, einer, der alle, aber auch wirklich _alle_ argen Wörter kennt, und andererseits den Dandy, den sophisticated Kerl im feinen Zwirn mit der nasalen Stimme und den dünnen Schals. Nicht nur, weil er den egomanischen Musiker Aldous Snow gleich zweimal grandios verkörpert hat, muss ich mich immer daran erinnern, dass Russell Brand kein Rockmusiker ist.

In Zeiten, in denen die meisten Hollywood-Schauspieler ein öffentliches Vorzeige-Leben führen, fällt Brand noch mehr auf. Skandal-umwitterte (alte) Geschichten um Drogen, aber vor allem Skandale wie "Sachsgate", Paparazzi-Prügeleien und natürlich Brands Hang zu den engsten Hosen der Welt, Lederarmbändern und nicht zuletzt seine Haarpracht machen aus ihm eine öffentliche Figur, die man eher der Rockwelt zuordnen würde als der Schauspielerei.

Alec Baldwin und Russell Brand in "Rock of Ages"

warner bros

Rock of Ages

Halbgott-Parodie

Darum war er auch ideal gecastet für "Rock of Ages", aber der Film ist halt trotzdem ein halbgarer Topfen. Vielleicht aussagekräftiger als Brands Rollen in "Rock of Ages" oder dem auch nicht wirklich überzeugenden "Arthur"; vielleicht ein viel besserer Beweis für seine Unverwechselbarkeit ist die Tatsache, dass Toby Kebbell in "Wrath of the Titans" den Halbgott Agenor spielt und eine ziemlich gute Russell-Brand-Imitation abliefert. Wenn man parodiert wird, hat man es geschafft, so geht die "Seitenblicke"-Weisheit. Wenn man aber in einem sündteuren Trash-Blockbuster als Halbgott parodiert wird, dann hat man es wirklich geschafft.

Russell Brand

russell brand

Etikette brechen

Brand fällt auch immer wieder auf, weil er die Etikette der Höflichkeit und des Scheinwahrens bei öffentlichen Veranstaltungen immer wieder bricht und Interview-Konventionen über Bord wirft. Er lockt, nein, wirft, Talk-Show-Hosts und Journalisten aus deren comfort zones, er bringt Unberechenbarkeit in oft öde, aus Promo-Hülsen bestehende Gespräche. Und faszinierender - für die Medien sowieso, aber auch für uns - sind allemal die Personen, die von der GQ Party rausgeschmissen werden, weil sie in ihrer Dankesrede für einen Preis davon erzählen, dass Hugo Boss Uniformen für die SA, SS, Hitlerjugend und Wehrmacht geschneidert hat, als die, die die teuren Goodiebags einheimsen und am Gratisfusel nippen.

Russell Brand

russell brand

Empörung und Aufregung

Der schnellsprechende Brand verkörpert Exzess und Unvernunft, er kokettiert mit seinem Image als Geck und Narzist. Die Drogen findet man allerdings nur noch in seinen Stand-Up-Programmen (und seinem "Booky Wook"), da erzählt er Geschichten aus der alten, wilden Zeit. Die Grenzen des guten Geschmacks (oder was auch immer das sein mag) dehnt Russell Brand oft in schmerzhafte Regionen. Am Tag nach dem 11. September 2001 erschien er als Osama Bin Laden verkleidet an seinem damaligen Arbeitsplatz bei MTV - und wird gefeuert.

Tickets für "Messiah Complex" am 19. März 2014 gibt es ab sofort übers Gartenbaukino oder oeticket.com

Empörung gab's auch über seine Moderationen bei den Brit Awards 2007. Allerdings hätte ohne diese Aufregung überhaupt jemand bemerkt, dass die Brit Awards stattgefunden haben? Gerade das amerikanische Publikum, das weitaus gedrillter ist in Sachen "political correctness" als das europäische und an ausgepiepte "Fucks" gewöhnt ist, lacht natürlich, wenn einer, der spricht wie jemand, der in "Downton Abbey" lebt, in Talk Shows Wörter wie "Anus" verwendet.

Wahrscheinlich noch ganz andere Worte kommen in seinem aktuellen Programm "Messiah Complex"vor; seit 13 Jahren macht Brand Stand Up Comedy, am 19. März 2014 kommt er zum ersten Mal nach Österreich und folgt im Gartenbaukino, das seit diesem Jahr in diesem Bereich eine Lücke schließt, Eddie Izzard und Dylan Moran nach.

The 9 Click Russell Brand Appreciation Guide

Und nicht vergessen, when the world slips you a Jeffrey, stroke the furry wall!