Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Parbleu Prater"

Daniela Derntl

Diggin' Diversity

5. 10. 2013 - 16:03

Parbleu Prater

Dream Koala, Yast, Mozes and the first Born, Roosevelt, Cid Rim, Kristal Klear uvm. So war Tag Zwei beim Waves Vienna.

Seltene Naturschauspiele der letzten Tage: Erdbeben in Österreich, Polarlichter in Minnesota, USA. Das Farbenspiel der pulsierenden Streifen am Firmament entsteht durch Sonnenwinde, die auf die Erd-Atmoshpähre treffen.

Dream Koala

Daniela Derntl

So stellt man sich ein Polarlicht vor: Dream Koala in der Galerie Viktor Bucher

Waves Vienna

Das Showcase Festival in Wien und Bratislava

FM4 Riverboat:

Und für solche flackernden Dämmerzustände scheint die Musik von Dream Koala wie geschaffen zu sein. Der in blaues Licht getauchte Projektraum Viktor Bucher in der Praterstraße war der beste Ort, um den zweiten Festival-Tag zu starten. Am Allerbesten aber, wenn man sich in einem der Liegestühle fläzen konnte, um von dort aus in die Dreamwaves des Franzosen Yndi Ferreira abzutauchen; es war wie ein Bad in Milch und Honig, samtig und warm, ein Konzert, das ewig weiter gehen könnte.

Mona Hermann / Waves Vienna

Dream Koala

Dream Koala ist eine Ein-Mann-Band mit Gitarre, Gesang und Effektgeräten, die auf Eigenblutdoping via Loopings schwört. Nicht nur den schönen Bandnamen hat Yndi Ferreira mit Bedacht ausgewählt, sondern auch die Tracktitel: "Odyssee", "Hipster Girl", "Souvenirs", "We can´t be friends" und "Ocean", das eigentlich auch von The XX stammen könnte, zeugen von Sehnsucht und Nostalgie. Die eben erschienene EP von Dream Koala sei all jenen ans Herz gelegt, die gerne mal liegen bleiben und in ihren Tagträumen abhängen, wie ein Koala im Eukalyptusbaum.

Yast

Daniela Derntl

Rein optisch scheint das schwedische Quintett Yast für Höheres als die Bühne am FM4-Clubschiff bestimmt zu sein, denn der Gitarrist streift mit seinem Kopf ständig am Plafond. Aber ob das schon reicht für die großen Bühnen dieser Welt? Ihre Lo-Fi-Romantik und euphorischer Dreampop grundelt im Fahrtwasser von Tame Impala, The Drums oder den Girls. Es sind luftige Indie-Popsongs mit einer Tiefe, die über das Shoegazing hinaus reicht. Melancholie und Fröhlichkeit sind hier kein Widerspruch, und hier darf auch schon mal eine Iron-Maiden-Fahne vom Mikro-Ständer baumeln.

Mozes and the first born

Daniela Derntl

Garagen Rock, Grunge und Sixties-Pop schreiben sich Mozes and the first Born im Fluc auf die Fahnen. Dazu schütteln die Bandmitglieder theatralisch die Haare und Sänger Melle Dielesen grinst wie ein Schelm, wenn er beweist, dass man den Titel seines Hits "I got Skills" in Sachen Rock’n’Roll ernst nehmen muss: Es ist dreckig, räudig, laut und leidenschaftlich. Momentan sind die vier ständig am Touren, die Two Gallants, haben Mozes and the first Born nach Amerika mitgenommen. Doch verglichen mit den USA, sind sie lieber in Europa unterwegs:

Daniela Derntl

Die Fluc-Lockenwickler-Lampenschirme sorgen nicht nur Licht, sondern auch für Wellen im Haar!

"It starts, when getting to a venue. Here in Austria, in Germany, everywhere in Europe you get free drinks, food, even a backstage-room and a really nice Sound-Technician. And in the States it´s like - Do it yourself! Buy your own Drinks! Bring your own beer or even don´t bring your own beer, because you have to pay it by yourself in the bar. It´s really different. I think, people have more respect for a band playing in Europe. Because in the Venues in the States, there are 12 bands playing there every week. And you are just one of them."

Armin Rudelstorfer / Waves Vienna

Mozes and the first Born

Nicht nur das Publikum, auch die jungen Band aus Eindhoven war vom Konzert im Fluc ganz angetan: Laut Eigenauskunft haben sie ihr gesamtes Repertoire verbraten, denn sie waren eine der wenigen Bands, die sich trotz straffen Festivalzeitplans bereitwillig Zugaben abbetteln lässt. Sehr sympathisch und im November wieder in Wien zu sehen!

Roosevelt

Pop in der Disco, Disco im Pop. Weiter geht's mit Roosevelt in der Fluc Wanne. Dahinter steckt Marius Lauber, der Drummer der deutschen Indie-Band Beat! Beat! Beat!

Roosevelt steht für leichtfüßigen Pop, der sowohl in der Disco als auch abseits davon begeistert. Die gleißend-hellen Uptempo-Produktionen veröffentlicht er auf Greco Roman, dem Dancefloor-orientierten Label von Hot-Chip-Head Joe Goddard.

Daniela Derntl

Roosevelt

Marius Lauber ist seit seinem 15. Lebensjahr in diversen Indie- und Cover-Bands als Schlagzeuger und Sänger im Einsatz und hat vor zwei Jahren seine Leidenschaft für House entdeckt. Damals hat er begonnen, selbst instrumentalen House zu produzieren und bei Roosevelt führt er die Gitarren und den Gesang seiner Indie-Laufbahn mit der Clubmusik zusammen. Der Kreis schließt sich, bei dem er alle Hände voll zu tun hat. Lauber singt, spielt Gitarre und Keyboard, bedient die Effektgeräte und haut noch ab und zu auf das Becken. Er wird zwar von einem zweiten Musiker auf der Bühne unterstützt, doch ab November will er die Konzert-Arbeit auf vier Personen aufteilen, was auch das Gesamt-Erlebnis reifen lassen wird.

Roosevelt ist kein klassischer Singer/Songwriter, denn seine Texte stehen nicht im Vordergrund, viel mehr setzt er seine Stimme wie ein Sample ein. Ein wichtiger Einfluss bei Roosevelt ist die Tanzmusik aus Laubers Kindheit: Talking Heads, Tom Tom Club und Italo-Disco. Und genau dieser organischen Vibe der Achtziger Jahre zeichnet auch Roosevelt aus: es hat Seele und klingt nicht überambitioniert hoch toupiert und glatt poliert, sondern süß und unschuldig.

Cid Rim

Red Bull Music Academy

Cid Rim muss man sein Equipment wegnehmen, damit er endlich zu spielen aufhört! Dahinter wartet schon The Clonious auf seinen Einsatz.

Während der Dubliner Krystal Klear den Bunkerfloor der Pratersauna mit monotoner, aber effektiver Bass-Musik schwängert und mit stoischer Miene die erfolgreiche Befruchtung überwacht, feiert Clemens Bacher alias Cid Rim mit dem Publikum um die Wette. Sein Set gleicht dem virtuosen Wurf einer Papiermachekugel, die aus dem geschredderten theoretischen Lehrbuch "Musik und Rhythmus - Grundlagen, Geschichte, Analyse" geformt sein könnte.

Soeben hat der Schlagzeuger und Produzent seine neue EP auf dem Glasgower Label LuckyMe herausgebracht, benannt nach seinem liebsten Nintendo-Level "Mute City", bei dem ihm die Musik immer so gefallen hat.

Auch die letzte Nummer seines Sets gilt wegen seiner experimentellen und innovativen Spielweise als Klassiker: Jimi Hendrix – I have only one burning desire, Let me stand next to your fire.

Red Bull Music Academy

Auch heute wird es wieder brennen - und zwar bei I-Wolf & The Chainreactions, Sohn, Mmoths, Kate Boy, Kreisky und Múm.