Erstellt am: 4. 10. 2013 - 20:03 Uhr
Jackson and his Computerband
Jackson Fourgeaud ist das eigenwilligste Wunderkind, das auf dem nicht mehr nur Elektronik Label Warp sein Zuhause gefunden hat. "Glow" heißt das zweite Album von Jackson and his Computerband, das er nach acht Jahren Pause veröffentlicht.
Visonär und Utopist
Jackson hätte schon vor zehn Jahren problemlos einen Stadion-Elektronik-Hit nach dem anderen raushauen können, Rowdy-Rave à la Justice. Die Anlage dazu gab es in seinen Tracks, aber Jackson war an schreieden und springenden Kids in Lagerhallen scheinbar nicht interessiert. Das Gebrochene, Befremdliche und Mehrdeutige war immer schon sein Terrain.
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Down the Rave-Rabbithole geht es auch auf Glow. Jackson and his Computerband ist Meister der finsteren digitalen Psychedelik. Er hat viele Lagen Genres, Sounds und kompositorischen Ideen in den Tracks von Glow verdichtet. Nichts ist zufällig in seinem bombastischen Universum: Es gibt Gabber, den Jackson mit Garage kombiniert, um - wie er sagt - das Testosteron-Level zu senken. Es gibt Chansons die er durch Albtraumfilter schickt.
"More" ist eine Nummer, die uns Jackson als Prog Rock, chopped-up R'n'B-Hommage an den Komponisten Philipp Glass präsentiert. "Dead Living Things" hat Jackson mit Planning to Rock gemacht und wenn man ihn fragt was der Song ist meint er lachend: ein Monster:
Wenn ich euch Assoziationen zum Werk von Jackson and his Computerband liefern soll, dann würde ich ,eher Referenzen aus filmischen Universen bemühen um die Welt zu beschreiben, die Jackson erschafft. Er wirkt wie ein Harkonnen-Fürst aus Dune in einem Film des chilenischen Surrealisten Alejandro Jodorowsky. In der Welt von Jackson regnet es sicher Black Acid.
Was Jackson genau an Demi Moore in "G.I. Jane" fasziniert, kann ich nicht nachvollziehen aber das Begehren, das in der Nummer "G.I Jane Fill me up" artikuliert wird und auch das Cover findet meine grinsende Zustimmung.
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Retrofuturistische Dystopie
Im Interview erzählt Jackson, dass er in der Archtitektur der Vierziger Jahre nach Inspirationen gesucht hat. Er wollte eine retrofuturistische Dystopie entwerfen, die zwar mit etwas mit Science Fiction zu tun hat, aber nichts mit eskapistischen Reisen zu den Sternen. Er wollte das Bild einer Widerstandsarme gegen eine totalitäre Technokratie zeichnen.
Dieses verspiegelte Ding im Hintergrund des Promo-Videos von Glow, das ist die Computerband, die Jackson für dieses Album und für die Tour gebaut hat. Seine Aufgabenstellung dabei war: Wie baut man ein Instrument, das auch gleichzeitig eine Show ist?
Wenn es stimmt, dass in jeder Welt, die Menschen erdenken können, alles mit allem verbunden ist, dann ist Jackson Fourgeaud ein Meister darin, neue Pfade durch das Dickicht des Bedeutungsüberschusses zu schlagen.