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Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

4. 10. 2013 - 11:18

"Wie eine Privatuni"

Der neue WU Campus im Wiener Prater wird offiziell eröffnet. Funktioniert alles und sind Klo und Bibliothek einfach zu finden? Ein Lokalaugenschein.

Es sieht schon noch ein bisschen nach Baustelle aus, am neuen Campus der Wirtschaftsuniversität Wien.

Baum nicht eingepflanzt

FM4/Irmi Wutscher

Überall Bauzäune, letzte Bodensteinplatten werden verlegt und Bäume und Sträucher liegen neben Grünflächen und warten darauf eingepflanzt zu werden. Ein Bauverantwortlicher in neongelber Warnjacke meint: "Es ist alles Bestens, soweit alles fertig. Es gibt noch kleinere Restarbeiten. Aber im Verhältnis zum Gesamten ist das verschwindend gering."

Und tatsächlich ist der Bau der WU bis auf einen Brand im Mai 2012 relativ problemlos über die Bühne gegangen der Bau wurde im Zeitplan fertig. Es ist der derzeit größte Universitätsneubau Europas und der größte Unibau Österreichs.

WU Campus Innenhof

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WU Campus Innenhof

"Der neue Campus ist wie eine eigene Stadt" meint ein Angestellter der Bibliothek. "Wenn ich zum Beispiel vom Prater in Richtung Campus gehe, dann wirkt das so, als käme ich in eine neue Stadt."

Der neue Campus umfasst auf einer Grundstücksfläche von 90.000 Quadratmetern sechs Gebäudekomplexe, modern und in Orange-Gelb, Rostrot oder Grau-Weiß gehalten, um einen langgestreckten Innenhof gruppiert. Dort gibt es Kaffees und Bäckereien und kleine Inseln mit kreativ gestalteten Bänken, die zum Verweilen einladen sollen.

Sitzbank mit Blindenschrift

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Die Sitzbänke sind allesamt mit Brailleschrift bedeckt. Was da wohl steht. Gedichte? Ökonomische Merksätze?

Die Uni wirke weltoffener und moderner, sind sich alle einig, die ich befrage. "Es kommt mir gar nicht mehr wie eine öffentliche Uni vor", schwärmt eine Studentin. "Es ist sehr modern, sehr durchdacht und auch futuristisch irgendwie", fügt ein Kommilitone hinzu.

Der Campus, fröhliche Menschen

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Geplant aus Sicht der Studierenden

Heute wird der Campus offiziell eröffnet, Betrieb gibt’s hier aber schon länger. Die WU-Angestellten sind seit August 2013 nach und nach eingezogen. Seit diesem Montag haben auch die Studierenden ihren neuen Campus in Besitz genommen. Die Gebäude sind auf rund 25.000 Studierende und rund 5.000 MitarbeiterInnen ausgelegt.

Blick in den Hörsaal

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Gregor Schneider arbeitet schon seit drei Wochen hier. Er findet vor allem die neue Organisationsstruktur gelungen: "Das Ganze wurde aus Studentensicht geplant. Ich finde es ist logischer aufgeteilt." Denn für die Studierenden gibt es im Wesentlichen zwei Gebäude: Das eine ist die Bibliothek, die auch der Ort fürs Lernen ist. Das andere ist das Hörsaalzentrum, genannt Teaching Center, wo die Kurse und Vorlesungen stattfinden. Die übrigen Gebäude sind für Forschung, also die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, und die Verwaltung da.

Gregor Schneider hilft derzeit im Teaching Center Studierenden weiter, die verzweifelt ihren Hörsaal suchen. Bis Ende November hat die Wirtschaftsuniversität zusätzliches Personal bereitgestellt, die Studierenden bei der Orientierung behilflich sein sollen. Danach soll alles von selbst funktionieren.

Erste Hörsaal, Schild

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Auf den ersten Eindruck scheint aber alles gut ausgeschildert zu sein, es gibt ein Leitsystem am ganzen Campus. Die Hörsäle sind mittels Miniscreens beschriftet, man kann die laufende Vorlesung und auch alle nachfolgenden ablesen. Und: Man sieht gleich, wer den Hörsaal gesponsert hat, offensichtlich sind beim Bau der neuen WU auch ein paar private Investoren eingesprungen.

Das Leitsystem - Wege zu gesponserten Hörsälen

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Zugang via Chipkarte

Gaderobenkästchen

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Neu ist außerdem, dass der Zugang über Chipkarte, also den Studentenausweis geregelt ist. Den sollte man in Zukunft nicht vergessen. Man braucht ihn nämlich auch, umin der Mensa etwas zu kaufen oder die Garderobekästchen zu benutzen.

Das kann auch zu kleinen Pannen führen, wie eine Studentin festgestellt hat: "Gestern hat es einen Stromausfall gegeben, ich hatte aber meine Geldbörse und alles eingesperrt und musste eine Stunde warten, bis es wieder ging", sagt sie, "in Zukunft muss man halt alle Wertsachen in die Bibliothek mitnehmen und nur die Jacke einsperren."

Mensa im Skandinavien-Design, Waldtapete inklusive

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Mensa im Skandinavien-Design, Waldtapete und Bio-Salz inklusive

Aber das sind alles nur kleinere Pannen, die anfangs wohl immer bei solchen Großprojekten passieren. Ausnahmslos alle Studierenden, die ich an diesem sonnigen Vormittag auf der WU antreffe, sind begeistert vom neuen Campus. "Die Bibliothek ist total super", schwärmt eine Studentin. "Endlich gibt es genug Platz und man muss nicht um neun schon hereinstürmen. Und man kann sich eigene Zimmer zum Lernen reservieren!"

Bibliothek, designt von Zaha Hadid

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"Die neue Bibliothek ist im wahrsten Sinne des Wortes schräg", meint ein Mitarbeiter

Und Wirtschaftsstudenten wären wohl keine Wirtschaftsstudenten, wenn sie nicht auf Kosten und Nutzen achten würden: "Meiner Meinung nach wertet das die Wirtschaftsuni extrem auf. Es ist Zeit geworden, dass es in Österreich mal eine gescheite Wirtschaftsuniversität gibt, ein Prestigeobjekt!"

WU Campus

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