Erstellt am: 3. 10. 2013 - 14:28 Uhr
Nachtclub-Allianz gegen Rechts?
Die Grelle Forelle „HAT KEINEN PLATZ FÜR FPÖ WÄHLER!!“ - diese Worte waren am Wahlsonntag auf der Facebook-Präsenz des Wiener Musiklokals zu lesen. Das Posting, von einem Mobiltelefon eines der Geschäftsführer aus gesendet, wurde inzwischen hunderte Male geteilt und zum Teil sehr emotionsgeladen diskutiert.
Kurz darauf solidarisierte sich auch der Veranstalter des „Crazy Club" im Flex auf seiner Facebook-Präsenz. Auch bei ihm seien FPÖ-Wähler unerwünscht. Forelle und Crazy überlegen, mit anderen Clubs eine „Allianz gegen rechts" zu bilden, denn es werde „Zeit, dass man im Entertainment-Sektor etwas gegen die Entwicklung in diesem Land tut".
Neben den Facebook-Usern, die das ursprüngliche Statement der Forelle positiv kommentieren und mit einem „Like“ versehen, gibt es aber auch ablehnende Stimmen. „Ich bin FPÖ Wähler und war schon oft in eurem Club, was mir im Nachhinein sehr sehr leid tut“, schreibt einer. Ein anderer: „Leute wegen ihrer politischen Einstellung auszuschließen, ist undemokratisch.“
Bei einer kurzen Meinungsumfrage auf der Straße bezeichnet eine junge Spaziergängerin die Aktion als „demokratiepolitisch nicht unbedingt ideal“, sie könne aber verstehen, dass Clubbetreiber Menschen mit fragwürdigen Ansichten nicht im Lokal haben möchten. „Ich nehme an, Lokalbesitzer haben das Recht dazu, weiß es aber nicht genau.“
Eine rechtliche Beurteilung schrieb uns ein Hörer, der Jurist ist und nicht namentlich genannt werden will: Eine Ungleichbehandlung zwischen Privatpersonen werde dann zur „verbotenen“ Diskriminierung, wenn "wegen der ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts (oder auch unter Umständen wegen der Religion) bei gleichem Sachverhalt eine differenzierte Behandlung erfolgt“. So sei in der Vergangenheit ein Türsteher verurteilt worden, weil er aussagte, dass er Gäste wegen ihrer Hautfarbe nicht eingelassen hätte. Ungleichbehandlung (z.B. keine Ausländer hineinzulassen) wurde aber von Gerichten in der Vergangenheit als rechtmäßig beurteilt, wenn damit begründet wurde, dass das Zusammentreffen von Gästen zu Gewalt führen könne (etwa weil vor einem Lokal voller Serben eine Gruppe Albaner an der Tür zurückgewiesen wurde). Generell sei niemand dazu verpflichtet, mit einem anderen Geschäfte zu machen. Ganz anders wäre das, wenn die Grelle Forelle eine staatliche Einrichtung wäre: Dann wäre ein Ausschluss aufgrund der Weltanschauung oder der Bekennung zu einer Partei klar rechtswidrig. Soviel also zur juristischen Beurteilung eines unserer Hörer.
Mehr aus dem Bauch heraus beurteilt Student K. beim Spaziergang vor der Uni die angekündigte Maßnahme der Grellen Forelle: „Ich find das blöd. Feuer bekämpft man nicht mit Feuer. Sondern man setzt sich an einen Tisch, wenn man nicht derselben Meinung ist“.
Live zu Gast bei FM4
Letztlich stellt sich auch die Frage, wie man ein Eintrittsverbot für FPÖ-Wähler überhaupt durchsetzen will. „Wir schauen beim Eingang jetzt nicht nach dem Parteibuch", sagt der Geschäftsführer der Forelle im Interview mit der Tageszeitung Die Presse.
Genauer werden wir ihn dazu heute ab 16 Uhr in FM4 Connected befragen, denn da sind die Betreiber der Grellen Forelle und des Crazy Club live zu Gast.