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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

3. 10. 2013 - 14:09

The daily Blumenau. Thursday Edition, 03-10-13.

Frank, das Verhältnis-Wahlrecht und Stepford, das Narrenkastl im Cockpit und Wolf Haas' bestes Buch.

Es blickt jetzt nach vorne, kinderwagenaufsatzmäßig, das Baby. Trotzdem: der tägliche Text, die tägliche ausführliche Reflexion, die Thesen-Dichte, die sich heuer schon bislang rein gar nicht ausgegangen ist, das wird's auch weiter nicht spielen.

Deshalb hier der Versuch, das klassische Journal in der Form von 2003, '05, '07, 2009 und 2011 durch ein kürzeres Format zu ersetzen. Ich werde vieles halt nur anreißen/denken und nicht wie bisher auch vertiefen können.

Wenigstens die Täglichkeit sollte gelingen, immer mit ein paar Items aus diesen Themenfeldern; heute mit nur zweien. Und die NR-Wahl von Sonntag war ein guter Anlass für den Start - here comes "the daily Blumenau".

Frank und die lange Reise nach Stepford

#nr-wahl

Ich glaube, Frank Stronach ist nicht auf Downer, sondern einfach nur wirklich angefressen. Sein einfacher Zwei-Stufen-Plan hat nicht geklappt. Und er muss sich jetzt fragen, ob er nicht zu spät eingestiegen ist; ins politische Spiel seiner alten Heimat. Schuld sind jetzt sicherheitshalber einmal alle anderen; aber ich kann mir vorstellen, dass die Einsicht zu nagen beginnt in den nächsten Wochen.

Stronach ist damals in Kanada ordentlich gescheitert bei seinem ersten Versuch zu seinem wirtschaftlichen Einfluss als mächtiger Lobbyist auch noch offizielle Ämter dazuzukumulieren. Und zwar am Mehrheitswahlrecht. Seine Tochter hat es später zu Mandaten und Regierungsjobs gebracht - er nicht.

Dass es sich dann in Österreich, im Land des Verhältniswahlrechts, nicht in der Politik, sondern - recht sinnentleert - so lange mit Fußball probiert hat: rückblickend ein Fehler. Vielleicht hat ihm damals keiner gesagt, dass hierzulande 10% Wählerstimmen genügen um ein wesentlicher Faktor zu werden. Vielleicht haben ihm die wie Nippesfiguren für einen protzigen Kamin zugekauften Gefälligkeitenerlediger und Lobbyisten aller Fraktionen wirklich besser gefallen; vielleicht war ihm die Firma damals wichtiger als sein Ego.

In jedem Fall ist der Versuch in die oberste politische Kategorie einzusteigen spät lanciert worden. So spät, dass Stronach sein Anti-Funktionärs-Diktum der Beschränkung auf zwei Wahlperioden problemlos als These fordern kann - weil er es ernst meint. 91 wäre er nach Ablauf derselben nämlich.

Und weil es im Team Stronach auch nicht anders sein wird, als bei der Austria Wien und seinen anderen neustädtischen Magna-Versuchen, ist es mit der von ihm vertretenen Ideologie ja in dem Moment vorbei, wo der Geldhahn zugedreht wird. Die Ideologie des Team Stronach wird mit ihm abtreten, ganz biologisch.

Das ist für die Außenwelt nicht so problematisch, weil niemand außer Frank diese Ideologie wirklich versteht und nachvollziehbar darlegen kann - sie existiert nur in seinem Kopf. Für Frank selber könnte es schmerzvoll werden. Vor allem, weil Stufe 1 (die GroKo durch zehn Prozent zu zwingen ihn als Wirtschofts-Kapo an Bord zu nehmen) nicht gezündet hat: es wird keine Regierungsbeteiligung geben - und alles andere interessiert den greisen Alleinregenten nicht.
Nicht einmal die auf Landesebene.
Die Landesräte in Salzburg und Kärnten sind Stronach powidl. Und so zurrt er jetzt - verspätet - eine Parteistruktur in klassischer Manier fest, um die Mühen der nun bevorstehenden 5jährigen Ebenen zu übertauchen.

Aber auch dafür gibt es ein Versagens-Muster als Vorbild. Auch im Fußball hat Stronach nach jeder Kleinigkeit, die ihm nicht gefiel, das Personal getauscht um danach "diesmal wirklich" mit echten Vertrauensleuten neu anzufangen. Da diese Leute ebenso wie die davor nicht an Stronachs hakenschlagend-wirren Ideen interessiert waren, sondern sein Geld ausgeben wollten, ging das aber jedesmal schief. Mit Ansage, zum Gaudium der Zaungäste und Insider.

Bis zu einem gewissen Grad ist der scheinbar komplett beratungsresistente Feuerkopf aber lernfähig; den Vorstand seiner politischen Bewegung hat er jetzt aufs Skelett reduziert - der besteht nur noch aus ihm und seinen zwei engsten Mitarbeiterinnen, den nibelungentreuesten der vielen Stepford-Wives seines Camps. Die können das, was in seinem Kopf ist, auch weder sehen noch verstehen; sie werden es aber bis auf den Tod verteidigen.

Zeitreise in die Todeszone

#film/sport

Es hat mich stutzig gemacht, das Cover des Kino-Magazins. Der junge Mann, der da ernsthaft in das Konzentrations-Narrenkastl seines Formel 1-Cockpits starrt, ist nämlich so nah dran am Original, dass es einen zweiten oder dritten Blick braucht.

Skip-Cover mit Daniel Brühl als Niki Lauda

skip

Ich werde mir "Rush" wohl nicht ansehen, weil ich den echten Niki Lauda und den echten James Hunt noch im Hinterkopf eingebrannt habe, wie viele Formel 1-Idole von Rindt bis Senna, aber die Bemühung sich nicht nur per Mode und Maske, sondern auch im Gestus und Körpersprache (die anderen Filmstills, die die beiden Darsteller nebeneinander zeigen, sind diesbezüglich eindrucksvoll) tief ins Objekt der Berichterstattung (hätte ich fast gesagt, auch weil so diese Darstellung journalistischer ist als das damalige Geprüllere) reinzutigern, verdient eine bewundernde Erwähnung.

Ich empfehle stattdessen das ultimative Buch zum Thema: Ausgebremst von Wolf Haas enthält all die mögliche Hassliebe zu diesem unmöglichen Sport, der eine kurze Zeitlang (eben von Rindt bis Senna) unter dem bedrohlichen Banner des jederzeitigen Todes stand, und so junge Menschen anzulocken verstand. Andere haben sich geritzt, Haas und ich haben an der Formel 1 gelitten. Sein bestes Buch, sage ich.