Erstellt am: 27. 9. 2013 - 17:19 Uhr
Noch zwei Tage zach
Die Nationalratswahl auf FM4
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Die Wahlwetten werden konkreter, die Public Viewings akuter und die Redaktionen immer unrunder. Am Sonntag wird gewählt. Und dann beginnt der ganze Spaß eigentlich erst. Wer schafft's? Wer kann mit wem? Wer erinnert sich nicht mehr daran, was vorher gesagt wurde? Wie sieht Peter Filzmaier das alles?
Zum Abschluss eines untergriffigen Wahlkampfes hier noch eine kleine Zusammenfassung.
SPÖ: Die Wörter-Partei
Sogenannte Talking-Points nehmen Spitzenkandidaten in ihre TV-Duelle mit. Die müssen gesetzt, wiederholt und ernst genommen werden. Die SPÖ hat daraus keinen Hehl gemacht und diese Wörter gleich plakatiert. Pensionen. Arbeit. Nicht ganz so genial waren die Wörter, die als Impressum am Plakat standen. Ansonsten war das aber ein fast fehlerfreier Wahlkampf, der vor allem dadurch besticht, dass eigentlich wenig gemacht wird. Aber hierzulande ist das anscheinend die beste Überlebensstrategie. Aussitzen bis zum Wahlsieg. Ob es sich rächen wird, dass gerade jenen Zeitungen sehr wenige Inserate gegeben wurden, die zuvor kritisch über die Inserat-Politik der Partei berichtet haben, wird sich zeigen. Immerhin sind die Kleine Zeitung, die Salzburger Nachrichten und die Tiroler Tageszeitung sehr große Blätter, zwei davon sogar in "Battlegrounds".
Raketa.at
ÖVP: Wahlkampf in alle Richtungen
Die Talking Points der ÖVP waren sehr einprägsam. "Entfesseln" zum Beispiel. Wie, was und warum-bis-jetzt-eigentlich-nicht, diese Fragen wurden von der Volkspartei nicht beantwortet. Hinzu kam eine oft willkürlich wirkende Mischung aus Feel-Good-Wahlkampf und beinhartem Dirty Campaigning. Hat die österreichische Bauernschaft wirklich Angst, dass bei rot-grün brutale Tierschützer kommen und die Hofhunde betäuben? Mit Unterstützung der Berliner Agentur "Butter", die bereits für Gerhard Schröder und Klaus Wowereit gekämpft hat, wurde ein zutiefst US-amerikanischer Wahlkampf gefahren, inklusive Kampagnenbus und Optimismus-Brutalo-Keule. Da wirkte das Erntedankfest doch ein wenig authentischer.
OTS
FPÖ: Die Erklärer
Österreichs wahrscheinlich bester Polit-Slogan-Reimer Herbert Kickl hat diesmal etwas an Qualität verloren. Wo "Daham statt Islam" ein geflügeltes Wort geworden war, da ist die ganze "Nächstenliebe"-Kampagne irgendwie schwierig. Deshalb musste sie in den letzten Wochen auch andauernd erklärt werden. Nein, das ist nicht christlich, ja, da geht es um Österreicher, nein, da wird nicht abgegrenzt, ja, aber trotzdem usw. usf. Die Themen Asyl und Ausländer haben in diesem Wahlkampf keine große Rolle gespielt. Die FPÖ lange auch nicht. Klassische Aufreger (dumme Buben in Graz) wurden wie immer pariert und Strache gab sich betont staatsmännisch. Das Feld der Proteststimmen ist heuer so umkämpft wie noch nie. Es bleibt spannend, welcher Partei am meisten diesbezügliche Symbolik zugetraut wird.
FPÖ
Die Grünen: ja, was eigentlich?
"Wir sind nicht für alle da", twitterte ein recht prominenter Online-Grüner vor einiger Zeit. Der Wahlkampf ging aber in eine andere Richtung. Wir sind für alle da, legen uns aber nicht fest. Das Wort "links" fiel nicht, dafür bezeichnete Eva Glawischnig die Partei gerne mal als liberal. Ein fast schon Guidomobil-haftiger Spaßwahlkampf (hihi, absichtliche Tippfehler am Plakat, hihi) brachte viel Kritik, genau so wie eine nicht ganz durchdachte Fußgängerzone. Der wichtigste Talking-Point war Sauberkeit. Die Grünen stellten sich als einzige nicht-korrupte Partei dar, dazu passte auch Glawischnigs "Nach dem Duell mit Strache bin ich Putzen gegangen." Doch mit Kritik können die Grünen nicht so gut umgehen. Die Frage für Sonntag: Wieviele neue Wähler kommen dazu und wieviele sind endgültig vergrault?
Neues aus dem Sommerloch
BZÖ: Die "Hoffnungslos, aber nicht ernst"-Partei
Totgesagte sind trotzdem dabei, weil sie eben im Parlament sitzen. Am Anfang des Wahlkampfes sah es für das BZÖ wirklich schlimm aus. Haider tot, keine Basis in Kärnten und dauernd neue Partei-Übertritte ins Team Stronach. Doch Josef Bucher hat sich wirklich bemüht. Aber wer ist jetzt eigentlich noch in dieser Partei? Gerald Grosz und Stefan Petzner wird es nach der Wahl nimmer geben, Ewald Stadler ist Ewald Stadler. Es wird knapp. Aber falls es sich ausgeht, wird Josef Bucher nur mehr im schwarzen Mercedes herumfahren.
Gebrüder Moped
Team Stronach: Die WTF-Partei
Mit gefühlten zehn Prozent und sehr guten Ergebnissen bei den Wahlen in Salzburg und Kärnten ist Frank Stronach in diesen Wahlkampf gegangen. Doch dann ist Frank Stronach in diesen Wahlkampf gegangen. Den Höhepunkt seiner, sagen wir mal besonderen Art, im Fernsehen aufzutreten, hatte er in der Wahlarena auf Puls4. Nicht einmal das Publikum blieb von seiner recht rüpelhaften Abkanzelung verschont. Doch ohne ihn ist sein Team auch nicht viel. Deshalb wird geschluckt und mitgetragen. Wie verantwortlich das gegenüber einem doch schon älteren Mann ist, sei dahingestellt.
Richard Haderer
NEOS: Aus neu mach alt
Die neue Kraft aus der Mitte des Volkes, so haben sie sich genannt. Dann kam ein reicher Mann mit politischer Vergangenheit, ist plötzlich überall im Fernsehen und widerspricht dem eigenen Parteiprogramm. Die Medienpräsenz dieser Partei ist enorm, trotzdem regen sie sich immer noch darüber auf. Auch wenn oft vom "Flüggl häbbn" gesprochen wird, bleibt die Frage, ob sich die zwei Flügel der Neos (Neos und Liberales Forum) nicht bald zerfetzen werden. Welche Kleinpartei hat denn sonst einen Pressesprecher pro Flügel? (Anmerkung: Ich wurde darauf hingewiesen, dass die Neos ein Wahlbündnis sind. Das Neos heißt.)
Strolz
Die Piraten: Bedingungsloses Grundunverständnis
Wahlkampfbudget von 15.000 Euro, keinen wirklichen Spitzenkandidaten und das sehr schnell zerlegbare Thema "bedingungsloses Grundeinkommen". Die Piraten haben es nicht geschafft, sich als junge Protestpartei mit Know how zu positionieren. Obwohl es den österreichischen Ableger des point-and-click-Partei-Phänomens schon einige Jahre lang gibt, wirkt das immer noch nicht wie eine fertige Partei. Vielleicht nächstes Jahr dann im EU-Wahlkampf. Oder vielleicht auch nie.
Piratenpartei
Die KPÖ: Die Nullkommairgendwas-Partei
Wahlen sind ein abzulehnendes, herrschaftsstabilisierendes Konstrukt, ein Neustart mit neuem Namen nicht denkbar und das Volksstimmefest das Highlight des Jahres. Die Lieblingspartei aller FM4-Menschen kämpft um das eine Prozent. Dann gibt es nämlich Wahlkampfkosten-Rückerstattung. Als Anspruch für eine Wahl, die dann als Konzept eigentlich auch nicht abgelehnt wird, ist das schon verdammt wenig und der Sammelbalken "Sonstige Parteien" immer wahrscheinlicher.
(kein gutes Bild verfügbar. Das könnte jetzt als subtile Wahlempfehlung ausgelegt werden, liegt aber tatsächlich daran, dass es keines gibt. Irgendwo gibt es ein KPÖ-Pickerl mit Evo Morales und dem Spruch "OMV verstaatlichen - wir wissen wie". Aber das finde ich gerade nicht.)
Die Aktuelle Stunde - FM4 im Wahlkampf
Heute um 20.15 Uhr gibt es die letzte Folge der aktuellen Stunde. Wir bleiben relativ parteifrei und suchen die, über die kaum geredet wird. Nichtwähler, Arbeitslose und Freimaurer. Und weil ja bald EU-Wahlkampf ist: Nächstes Jahr droht uns wahrscheinlich ein Gerichtsstreit zwischen gleich zwei "Alternativen für Österreich".
Die aktuelle Stunde - Immer für sieben Tage zum Nachhören