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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

26. 9. 2013 - 18:29

Wo wir spielen

Die GAME CITY lädt ins Wiener Rathaus zum Computerspielen. Die angehörige Fachkonferenz FROG widmet sich dem Thema "Kontext", unter anderem mit der Games-Soziologin T.L. Taylor.

Das Wiener Rathaus wird wieder ein ganzes Wochenende lang zur umfangreich bestückten Computerspielestadt. Die GAME CITY lädt bereits zum siebten Mal zu einem abwechslungsreichen Programm von aktuellen und historischen Games über Informationen für Eltern und Pädagog/innen bis hin zu elektronischem Sport. Darüber hinaus ist dieses Jahr die Aufregung besonders groß, weil ja die Markteinführung der neuen Konsolen Xbox One und PlayStation 4 kurz bevor steht und natürlich beide auch schon zur einen oder anderen Vorab-Spielesession zur Verfügung stehen werden.

Der Eintritt zur GAME CITY ist frei, der komplette Zugang zur Fachtagung ist kostenpflichtig. Der Hauptsaal der FROG und damit die Keynotes sind allerdings frei zugänglich!

Im Rahmen der GAME CITY gibt es traditionellerweise auch immer die wissenschaftliche Fachkonferenz FROG, kurz für "Future and Reality of Gaming". Die FROG hat sich international einen guten Ruf erarbeitet und in den vergangenen Jahren bereits Koryphäen wie Jim Gee oder Ian Bogost nach Wien gebracht. Einer der diesjährigen Stargäste ist neben dem famosen dänischen Game Studies-Helden Jesper Juul (nein, nicht der Familientherapeut) die US-amerikanische Soziologin T.L. Taylor, die sich stark mit Gemeinschaften in Games beschäftigt. Taylor hat kurz nach ihrer Ankunft in Wien im FM4 Studio zum Interview vorbeigeschaut.

Besucherinnen und Besucher stehen in Schlange vor dem Wiener Rathaus beim Eingang zur GAME CITY.

game-city.at

"Context matters!"

"Games and Play in Context", das ist das Thema der diesjährigen FROG, und T.L. Taylor Keynote hält die Eröffnungsrede. Was ist mit Kontext bei Spielen ihrer Meinung nach gemeint?

"What's powerful about the theme of context for me is that it's a really nice reminder that computer games don't just exist as this pre-packaged artifact off-the-shelf. They exist in everyday lives and specific circumstances. [There is always] a specific mix of people, technologies and practices."

T.L. Taylor

T.L. Taylor

Als Soziologin beschäftigt sich Taylor mit dem Verhalten von Spielerinnen und Spielern in den unterschiedlichen Gaming-Gemeinschaften. Die haben sich in den letzten Jahren stark verändert und erweitert. Wir spielen nicht mehr nur zu Hause mit unseren Freunden und online, sondern sehen nun immer öfter anderen beim Spielen zu. Spectatorship nennt man das in der Fachsprache - Stichwort Streaming und Let's Play.

"We have a new boom around livestreaming. People are sharing their private play, in domestic spaces often, with massive audiences. Or tournaments are getting streams. Perhaps we need to rethink how we imagine public spaces. If the public spaces are being constructed through networks and online, and we are watching each other in real time, that maybe is going to change the idea what it means to spectate other people's play."

Die GAME CITY beginnt am Freitag, 27.9., um 9:30, die FROG startet zu Mittag.

Wir spielen also, sehen anderen beim Spielen zu und achten immer darauf, welche neuen Spiele erscheinen. Wer neben Computerspielen andere Interessen hat und ein ausgewogenes Sozialleben führt, muss sich gut überlegen, was sie oder er aus diesem großen Angebot herauspicken möchte. Macht der allgemeine Begriff des Gamers in so einer verästelten Kulturgemeinschaft überhaupt noch Sinn?

"I think the identifier of 'being a gamer' has been historically important. It was often a way of connecting with people, having a shared interest, especially if you felt that your leisure activity was marginalized. One of the things that has happened in the last few years is: Gaming is just becoming a very mundane, everyday leisure activity for a lot of people. And so, that heavy-duty identity tagline of 'being a gamer', it may not continue to do the work it's done historically, that may drop off. That said, I find you identifying something really true, which is: We have a finite amount of time and there are tons of titles to play. This issue of balancing the numbers of titles out there and the actual amount of time - it's a very real one, and as people get older they experience it even more acutely."

Das gesamte Interview

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