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Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

26. 9. 2013 - 13:30

Gehörgänge

Auf den Spuren von Kämpfen um demokratische Rechte: Ein Audio-Stadtspaziergang in Wien.

Der Kampf um die Demokratieist ist nicht verloren, sagt ein Stadtspaziergang in Wien. Davon kann man sich selbst ein Bild machen: man lädt sich Audiofiles aus dem Netz und macht sich auf zu beschriebenen Orten in Wien. Das sind dann zum Beispiel die Pankahyttn, der Augartenspitz, aber auch das AKH, der Verfassungsgerichtshof und die ÖGB-Zentrale.

Frau vor ÖGB-Zentrale mit Schild "Beruhigungspille"

gehoergaenge.at

Ungewöhlich und unterschiedlich

Letzter Spaziergang und Links

Morgen, Freitag 27.9., um 16 Uhr kann man noch einmal gemeinsam spazieren, und natürlich jederzeit alleine!

Die MP3s gibt’s gratis zum download, fürs Smartphone eine App, außerdem auch passende Videos in Gehörlosensprache. 2 der 12 Stationen werden auch in mehrsprachigen Versionen angeboten.

Wer an dem Spaziergang teilnehmen will, aber kein MP3-Abspielgerät hat, kann sich bei den OrganisatorInnen eins ausborgen.

"Für uns war klar, das Demokratie kein Zustand ist, der irgendwann erreicht ist, sondern dass Demokratie täglich neu erstritten und erkämpft werden muss", sagt Alexandra Siebenhofer vom 6-köpfigen GestalterInnen-Team, das für das Kulturfestival Wienwoche die Audiospaziergänge zusammengestellt hat. Deswegen werden bei den Spaziergängen nicht nur Orte besucht, wo irgendwann mal Kämpfe für Demokratie stattgefunden haben, sondern auch Orte, wo es heute noch Auseinandersetzungen gibt, oder wo vielleicht auch Ausschlüsse passieren.

So kommen bei den Gehörgängen sehr unterschiedliche Themen vor, von einem historischen Streik von Textilarbeiterinnen im 19. Jahrhundert bis zur "geplanten Ungemütlichkeit" in Wien Mitte, wo öffentlicher Raum absichtlich so gestaltet wird, dass gewisse Gruppen sich dort nicht aufhalten wollen.

"Wir wollten auch ungewöhnliche Orte wählen, die man zwar kennt, aber die man nicht mit Demokratie verbindet", erklärt Alexandra Siebenhofer. "Wir steuern z.b. einen Sexshop an, das Allgemeine Krankenhaus, wo man sich auch wundert, was hat das mit Demokratie zu tun (Anmerkung: es geht um Staatsbürgerschaft per Geburtsrecht) und ganz klassische Orte wie den Verfassungsgerichtshof, da haben wir versucht Geschichten zu erzählen, die man vielleicht nicht so gut kennt."

Gemeinsam oder Individuell

Plakat Gehoergaenge

gehoergaenge.at

Man kann sich den eigenen Spaziergang individuell zusammenstellen oder zu einem der gemeinsamen Termine kommen, wo man jeweils fünf Stationen in der Gruppe besucht. "Da entstehen viele Gespräche. Manchmal wissen die Leute noch mehr über den Ort, oder sie wissen von anderen Orten, wo ähnliche Sachen passiert sind. So entsteht dann beim gemeinsamen Spazieren dann nochmal etwas ganz anderes, als wenn man das alleine abgeht."

Der Spaziergang ist zwar für Wien konzipiert, bietet aber sowohl für alteingesessene WienerInnen, als auch neu Zugezogene oder BesucherInnen etwas, meint Alexandra Siebenhofer. So war zum Beispiel beim letzten Spaziergang eine lettische Studentin dabei, die sich gefreut habe, gleich Orte kennen zu lernen, die nicht im Wien-Reiseführer stehen. Aber auch in Wien Ansässige hätten Orte besucht, an denen sie voher noch nie waren.