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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

20. 9. 2013 - 15:31

All-Inclusive im interaktiven (Buben-)Urlaub

GTA V ist das teuerste Videospiel aller Zeiten - und hat trotzdem innerhalb 24 Stunden das vierfache Budget wieder eingespielt! Ein paar Blicke auf das sehr gute Game hinter den Superlativen.

Fünf Jahre ist es schon wieder her, dass uns Rockstar Games durch die virtuellen Straßen von New York (alias Liberty City) gejagt hat, um dort allerlei mehr oder weniger legales Unwesen zu treiben. Der diese Woche erschienene Nachfolger GTA V ist in Südkalifornien angesiedelt. Diesmal gibt es drei Protagonisten, zwischen denen man hin- und herspringen kann: Einen Bankräuber im vermeintlichen Ruhestand, ein junges Gangmitglied und einen in der Wüste lebenden psychotischen Gewalttäter. Diese versprechen besonders vielfältige Missionen - zusätzlich zu der üblich offenen und detailverliebten Spielwelt mit Ablenkungen aller Art.

rockstargames

Die Rückkehr in die virtuelle Welt von Los Santos sorgt anfangs für ein willkommenes Wiedersehen (schließlich waren wir vor neun Jahren mit GTA San Andreas ja schon einmal hier). Optisch geben die starken Sonnenstrahlen auf Autos und dem Meer ebensoviel her wie Linsenlichtreflexionen in der Abendsonne. Und die 17 verschiedenen Radiosender (kuratiert und moderiert unter anderem von Flying Lotus, Gilles Peterson, Bootsy Collins oder Lee Scratch Perry) fügen den ausführlichen Autofahrten auch akustisch viel Atmosphäre hinzu.

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Neben den Gangs, die in San Andreas noch den Großteil der Handlung ausmachten, gibt es diesmal noch zwei andere Stränge. Das bedeutet auch ingesamt drei recht unterschiedliche Lebenswelten: Das Ghetto, die Wüste oder die Villa, hinter der sich auch ein Tennisplatz befindet, der – natürlich – bespielt werden kann.

Wie schon die vorigen Teile lebt nämlich auch GTA V von seiner weiten, frei erforschbaren Spielwelt, in der absurde Nebenmissionen wie ein Kampf gegen Aliens im Drogenrausch ebenso vorkommen können wie Autorennen, Besuche im Stripclub, Golf, ein paar Runden als Taxifahrer oder Pilot, Lauftraining, Waffen-Deals oder geschickte Transaktionen an der Börse. Die dortigen Kurse kann man mit destruktivem Verhalten natürlich auch selbst beeinflussen.

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GTA V versteht sich wieder als beißende Satire auf den amerikanischen und westlichen Lebensstil, was auf Plakaten, in Radiowerbungen und zufällig auf der Straße aufgeschnappten Konversationen überdeutlich wird. Geschimpft wird natürlich auch, was das Zeug hält, und Gewalt kann und muss teilweise sehr exzessiv angewandt werden. So beinhaltet das Spiel zum Beispiel auch eine Folterszene und wirft so durchaus berechtigte moralische Fragen auf. Andererseits darf GTA V ohnehin erst ab 18 Jahren konsumiert werden, und Quasi-Erwachsene dürfen ja auch Gore-Filme sehen.

Ein berechtigteres Problem könnte man damit haben, dass nicht nur die Sprache und Handlung sehr testosterongeladen sind, sondern weibliche Charaktere fast nur passive Nebenrollen spielen - oder als Witzfiguren herhalten müssen.

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Spielerisch stellt GTA V allerdings so ziemlich die Krönung dessen dar, was auf der demnächst abgelösten Generation von Spielkonsolen so möglich ist. Die drei umschaltbaren Charaktere und die Option, Juwelenraube oder Banküberfälle mit ganzen Teams ausführlich zu planen, fügen den ohnehin schon fast unbegrenzten Spiel- und Entertainment-Möglichkeiten in Los Santos noch bereichernde Aspekte hinzu. Und grafisch und akustisch ist das Ganze mittlerweile so ausgereift, dass sich die Spielerfahrung bisweilen wie ein All-Inclusive-Urlaub in Kalifornien anfühlt – zumindest abseits des stressigen Gangsterlebens!