Erstellt am: 18. 9. 2013 - 14:19 Uhr
Diplom DJ
Angelehnt an Roland Düringers berühmte Wutrede: Für das Verfassen der Zehn Gebote wurden genau 360 Wörter verwendet. Für die Eu-Direktive „Anweisungen über die Gurkenherstellung“ – 3800. Falls man so eine Anweisung liest, dann könnte man entweder glauben, der Sinn des Lebens bestehe in der Gurkenherstellung oder man isst nie wieder eine Gurke. Gut, dass niemand die EU-Direktiven liest.
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Seit mehr als sechs Jahren ist Bulgarien ein vollwertiges EU-Mitglied. Die Beamten in meinem Geburtsland haben sehr viel von den EU-Beamten gelernt. Vor kurzer Zeit wurde in Bulgarien der Beruf „DJ“ mit einer Verordnung geregelt. Laut der neuen Vorschrift muss der DJ erste Hilfe leisten können, die Mund-zu-Mund Beatmung beherrschen, der Musikgeschmack des Publikums kennen und respektieren, Fremdsprachen und viele Computerprogramme im Griff haben, sowie einen Feuerlöscher beherrschen. Erst dann bekommt er ein Diplom und darf seinen Beruf praktizieren.
Ich frage mich, ob David Guetta vor den bulgarischen Behörden den „DJ-Schein“ bekommen würde? Er ist sicherlich einer, der „den Musikgeschmack des Publikums kennt und respektiert“. Ich war mal auf einem Konzert von ihm. Nein, ich habe mir keine Karte für so was gekauft, ich arbeitete an der Garderobe. Ich sah dort tausende berauschte Menschen, die ihre verschwitzten Körper zu seinem hypnotischen Beat bewegten. Burschen mit bronzenem Teint, die nach teuren Parfums rochen und Mädels, geschminkt wie Protagonisten der italienischen „Comedia del Arte“. Sie waren voll mit seinem Musikgeschmack einverstanden. Für Skeptiker wie mich, sah es aber so aus, das David Guetta eigentlich nur auf „Play“-drücken können musste. Und fett dafür abkassierte.
http://www.flickr.com/photos/hryckowian/
Was ein DJ alles können muss?
Fremdsprachen, Internetrecherche und Mund-zu-Mund-Beatmung. Sagt das bulgarische Bildungsministerium. Sonst noch Vorschläge? Stimmt ab!
Am meisten amüsiert mich in der bulgarischen DJ-Verordnung der Satz: „Nach dem Ende der musikalisch–artistischen Veranstaltung soll der DJ seine Qualität analysieren, die positiven und die negativen Seiten bewerten, um seine Fehler beseitigen zu können.“ Das gilt insbesondere für DJs, die die sogenannten „Balkanclubbings“ betreiben. Die Besucher dieser Veranstaltungen sind meistens – ähnlich wie die David Guetta Fans – spärlich bekleidete Mädchen und Burschen mit dicken Goldketten. Oft enden diese Clubbings in einer Massenschlägerei. Ich frage mich, wie der DJ die Schlägerei analysiert? Als etwas Positives oder doch als einen Fehler? Weil viele diese Partys besuchen einige Typen nur um einen Grund für eine Schlägerei zu suchen und somit ihren Frust abzulassen. Mein Bekannter Ivan legt bei solchen Partys auf. Ich kann für ihn garantieren, dass er die Mund-zu-Mund Beatmung perfekt beherrscht. Jeder Beruf hat Vor- sowie Nachteile.
Laut den DJs in Sofia wird die neue Verordnung nur zur Korruption führen und die Behörden werden versuchen sie mit Genehmigungen und Kontrollen zu erpressen. Das kann sein, aber es ist auch gut, dass es Regeln gibt! Bulgarien ist ein diszipliniertes EU-Mitglied. Die Verordnungen werden immer mehr und die eigentliche Ordnung immer weniger. Was der Verordnungen betrifft, der Schüler (Bulgarien) ist besser geworden als der Lehrer (EU). Egal wie sinnlos sie sind.