Erstellt am: 29. 9. 2013 - 14:40 Uhr
Hinter den Augenlidern
Das sechste Album von Múm ist da. Es heißt "Smilewound" und die Songs darauf heißen z.B. "Underwater Snow" oder "The Colourful Stabwound" - Múm liebt die Gegensätze, liebt es das Schöne im Schlimmen, oder umgekehrt, zu entdecken. Man könnte meinen nach sechs Alben ist die Luft raus, doch Gründungsmitglied Örvar Þóreyjarson Smárason ist da anderer Meinung, wie er in einem Zeitungsinterview mit dem Reykjavík Grapevine betont:
Well, six records in what fifteen, sixteen years? That's nothing. That's only a record every third year. Maybe that's why almost every time we release a record it's perceived as a comeback by the media. That we have somehow mysteriously gone into hiding and then returned with a new record.
To comeback?
Und da liegt auch schon der Hund begraben: die Medien feiern jedes neue Album als wäre es das langersehnte Nachfolgealbum des vorigen, dabei ist es einfach nur das Nachfolgealbum. Von "langersehnt" kann bei einem Durchschnitt von drei Jahren ja nun wirklich nicht die Rede sein. Warum das Gefühl trotzdem so ist, kann sich niemand so richtig erklären, am wenigsten Múm.
Axel Sigurðarson
Vielleicht ist es einfach schwierig dieser losen Formation zu folgen auf ihrem Werdegang. Andauernde Mitgliederwechsel, von zwei Mitgliedern am Anfang bis zwischenzeitlich zweistelliger Live-Besetzung. Selbst die Bezeichnung "Kollektiv" ist bei Múm noch viel zu eng gefasst. Verwunderlich ist nur, dass bei andauerndem Austausch von Musikern_Musikerinnen, die Musik immer gleich bleibt, was Örvar selbst natürlich nicht so sieht:
I think we have taken a new direction with every record of ours, so if this one would sound anything like the last one, we would be doing something differently for the first time.
Or not to comeback?
Leider gibt es ihn aber doch, den ewig gleichen Múm-Sound. "Smilewound" ist vielleicht wieder etwas ruhiger als die Vorgänger, die Nummer "Slow Down" scheint sowas wie ein Leitsatz zu sein, da helfen auch die fetzigen Beats des Songs "Candlestick" nichts. Aber sonst ist alles gleich: Spielzeuginstrumente werden eingesetzt, das Album wurde zum Teil am Küchentisch samt Geschirrgeklapper aufgenommen und natürlich wird mit kindlicher Stimme gesungen. Eh superlieb, aber halt auch superfad.
mum.is
Múm spielen am 05.Oktober am Waves Vienna - und live sind sie immer noch ein Erlebnis.
Doch genau dieses Rezept hat sich bewährt in der Bandgeschichte von Múm und genau das ist für viele Fans zum "isländischen Sound" (zusammen mit sphärischen Klängen von Sigur Rós) geworden. Doch muss man sich deshalb die ganze Karriere lang darauf ausruhen? Nein, ganz bestimmt nicht. Ein Anfang ist zumindest der letzte Song der Platte: ein Cover mit niemand geringerem als Kylie Minogue herself. Das zeigt auch, dass Múm angekommen sind im Pop-Olymp und ihnen der DIY-Status schon lange nicht mehr zu Gesicht steht, sondern nur noch aufgesetzt wirkt, wie eine zu kleine isländische Wollmütze.
Come back!
Múm-Fans, die sich immer das gleiche wünschen, werden die neue Platte genauso schön finden, wie die alten. Ich hätte mir ein bisschen mehr Aufbegehren und Veränderung gewünscht. Bitte dann halt beim nächsten Comeback!