Erstellt am: 11. 9. 2013 - 19:28 Uhr
Terroralarm, es raschelt im Unterholz
Sehr bald wird im Rahmen des am brennendsten erwarteten Fernseh-Event des Jahres, der nicht mit Sport zu tun hat, wohl der Untergang des Walter White erleben zu sein. Auch der gute, alte Dexter wird in nähester Zukunft keine Messer mehr schleifen müssen und nach acht Staffeln in den längst verdienten - man könnte auch sagen: überfälligen - Ruhestand gehen. 2013 hat einiges an soliden bis sehr guten Shows aus dem Segment Crime/Suspense/zähflüssige Nervenstrapaze gebracht: Die überraschende Neugeburt von "The Killing" beispielsweise, "The Bridge" (dazu demnächst mehr), das vor lauter Unbehagen stellenweise im besten Sinne kaum zu ertragende "The Fall" mit Gillian Anderson oder die englische Twin-Peaks/The Killing-Variation "Broadchurch".
Nicht zu vergessen: Die mal mehr (meistens), mal weniger geglückten Franchise-Melkungen "Hannibal" und "Bates Motel", sowie das aufs Unterhaltsamste missratene Serial-Killer-mit-Literatur-Ambitionen-Vehikel "The Following" mit Kevin Bacon. Der Herbst kommt mit einer Schwemme an neuen Shows ins Land, viele, viele davon - das kann man sich oft schon nach zwei Sätzen Synopsis zusammenreimen - werden kaum mehr als eine Staffel überleben. Eine Show vom Kaliber "Breaking Bad" oder "Homeland", eine Show für den Kanon, zeichnet sich, was Trailer, Prognosen und Voraussicht anbelangt, in der kommenden Saison bislang noch nicht ab. Neben den x-ten durchschnittlichen Profiler/CSI Irgendwo/Cop-Shows verheißen dennoch ein paar neue, grundlegend der Spannung verpflichteten Serien, wenn schon nicht die Neuerfindung des Fernsehens, so immerhin die gute Dosis Unterhaltung und vielleicht auch ein bisschen Atem-Anhalten. Hier eine kleine Auswahl. More to come.
Eine Serie, die aktuell mit großem Pomp und als mögliches nächstes großes Schlachtschiff ins Rennen geführt wird und dabei auch durchaus vielversprechend aussieht, ist "The Blacklist". Ein Thriller mit der relativen Newcomerin Megan Boone und 80er-Jahre-Dreamboy und Boston-Legal-Anwalt James Spader in den Hauptrollen.
Der wunderbare Spader ist mittlerweile auch schon ganz gut in die Jahre gekommen und spielt in "The Blacklist" nicht weniger als, wie es vollmundig heißt, The Most Wanted Man der Welt. Ein Superkrimineller also, der sich ohne Zwang und Not freiwillig dem FBI stellt und von nun an bereit ist, der Justiz ehemalige Kollegen, andere Superkriminelle auszuliefern. Einzige Bedingung: Er will ausschließlich mit einer bestimmten frischgebackenen FBI-Agentin zusammenarbeiten. Warum ausgerechnet mit ihr, dieser jungen Frau, zu der er keine Verbindung zu haben scheint? Das ist das Geheimnis von "The Blacklist" - eine Serie, die wohl zu großen Teilen auch von einer Art Das-Schweigen-der Lämmer-Dynamik lebt, diese Chemie zwischen tougher Agentin und hyperintellegentem Feinschmecker-Kriminellen eventuell aber auch etwas zu genüsslich auskostet.
Das Potenzial, ein veritabler Hit zu werden, hat die Show "Crisis". Ebenfalls ein Thriller, dieses Mal eher in der Polit/Homeland/24-Ecke zuhause, mit Gillian Anderson und Dermot Mulroney, der kürzlich erst in einer Nebenrolle in "Enlightened" glänzen durfte, in Hauptrollen. Worum geht's? Während eines Schultrips mit dem Bus werden die Kinder von Washingtons Polit- und Industrie-Elite entführt und als Druckmittel eingesetzt. Wer die Entführer sind bzw. was sie überhaupt genau erreichen wollen - das weiß wieder einmal keiner. Der Trailer verrät zum Glück noch nicht allzuviel über Figuren-Konstellationen, mit Finten, Plot-Twists und sicherlich Verschwörungen in mindestens den allerhöchsten Kreisen ist zu rechnen.
Beide Shows, "The Blacklist" und "Crisis", sind nun offensichtlich in ihrer konzeptionellen Anlage alles andere als bahnbrechend neu, scheinen aber doch rasant, wie es heißt, gut gemacht und mit überzeugenden Darstellern besetzt.
Eine andere neue Show, die gerade mit viel Bombast angekündigt wird, dürfte wohl eher so etwas wie ein Guilty Pleasure, ähnlich vielleicht wie dieses Jahr die hölzerne Endzeit-Telenovela "Revolution", werden: Die Science-Fiction-Serie: "The 100".
97 Jahre nach der Apokalypse werden 100 straffällig gewordene Twenty-Somethings von einem schützenden Spaceship-Komplex aus auf dem längst verlassenen (oder doch nicht?) Planeten Erde ausgesetzt, um die Chancen auf eine Wiederbesiedelung zu erkunden. Aalglatt wunderhübsch anzusehende Schauspielerinnen und Schauspieler mit dem Charisma von Soap-Opera-Darstellern kämpfen, zittern und fühlen sich hier in Unheil verheißendem Wald- und Wiesen-Szenario durch eine Mischung aus "LOST" und "Lord of the Flies". Außerdem mit dabei: Henry Ian "Desmond" Cusick. See Ya in Anotha Life, Brotha.