Erstellt am: 12. 9. 2013 - 10:43 Uhr
Im Rudel jagen
Im Studio2 des Wiener Funkhauses haben sich auf Einladung des FM4 Soundparks wieder einmal zwei österreichische Acts eingefunden, um eine exklusive FM4 Soundpark Session zu spielen. Trotz des nationalen Anspruchs war diesmal die internationale Beteilung groß: Musiker_innen aus Portugal, UK, USA und Deutschland sind extra dafür angereist.
Pamela Rußmann
Der Wolf
Den Anfang machen I-Wolf & The Chain Reactions. Im Jahr 2011 hatte Wolfgang Schlögl alias I-Wolf die Idee alle seine Projekte auf eine Bühne zu bringen. Herausgekommen ist ein fünfstündiges Konzert und daraufhin seine beiden Alben "flesh+blood" und "skull+bones". Letzteres hat er sogar vor seiner eigenen Frau geheim gehalten. Und auch heute gibt es ausschließlich Songs der fleischigen und blutigen Sorte zu hören.
An der Instrumentierung fällt eines sofort auf: die Harfe. "Eine Gitarre hat jeder, lass uns doch eine Harfe nehmen.", war die simple Überlegung dahinter, aber der Outcome ist stark von diesem Harfensound geprägt. Zwei Sängerinnen, ein Schlagzeuger, manchmal dann doch Gitarre statt Harfe und allerlei Gerätschaften, die Herr I-Wolf selbst bedient. Ich sehe ein riesiges Mischpult, ein Chaospad, einen Laptop, ein violettes Omnichord (eines "der dritten Generation", wie mir gesagt wird) und viele Spielereien mehr.
Durch diese wird I-Wolf zum Dirigent der Session. Nahtlos gehen die Songs ineinander über und es dauert ein bisschen, bis sich das Publikum dennoch traut auch dazwischen zu klatschen. Kopfnicken im Takt und Mitstampfen gehen aber die ganze Zeit.
"Everything is moving", singt I-Wolf selbst und seine Sängerinnen antworten: "But much too slow." Das stimmt nicht, der Sound fetzt gewaltig und unser Blut zirkuliert schneller als sonst. Die Musik von I-Wolf ist nach Selbsteinschätzung ein "Brocken, mit dem man sich vielleicht länger beschäftigen muss" - zumindest im Studio2 war die Anlaufzeit nicht allzu lang und der Funke hat sofort gezündet.
Das Rudel
Nach einer Umbaupause betreten The Ruff Pack die Studio-Bühne. Im Jahr 2009 haben Stephan Kondert und Mathias Löscher in New York City den Drummer Daru Jones getroffen. Der lebt dort und erzählt, dass andauernd Leute auf ihn zukommen, um ihn für deren Musik zu begeistern. Bei den beiden "austrian guys" hat das aber gefruchtet und bei der ersten gemeinsamen Probe hat es klick gemacht, The Ruff Pack war geboren.
Nach dem Mixtape "Hip Hoppers for Covers" ist im Februar auch das Album "With You" erschienen. Mit der heiligen Dreifaltigkeit Bass, Gitarre und Schlagzeug bewaffnet, machen sie dem Wort "Session" alle Ehre. Die Jazz-Elemente in ihren instrumentalen Stücken tun ihr Übriges dazu.
Zur Unterstützung am Mikro haben die drei sich keinen Geringeren als Blumentopf-Rapper Holunder alias Wunder ins Studio mitgenommen. Der startet gleich mit einem Freestyle-Rap, der alle von den Socken haut, auch wenn das Motivieren des Publikums im altehrwürdigen Studio anfangs nicht so ganz funktioniert, klappt es mit der Zeit umso besser. Den gemeinsamen Song "Ein Münchner im Himmel" hat er für seine Tochter geschrieben und bei der Songzeile "Sie sucht im Sandkasten nach Dinosaurier-Fußabdrücken." will man auch sofort ein Kind großziehen.
Zwischendurch covern The Ruff Pack Black Milks "Monday's worst", woraufhin Holunder gleich freestyled: "Gottseidank ist heute ein anderer Tag." Großartig passen die Musik des Rudels und die Texte des Rappers zusammen, doch auch ohne ihn funktionieren sie perfekt: Man verliert sich im Sound, bis einen ein gezielter Beckenschlag, ein unerwarteter Basston, oder ein unverhofftes Gitarrenriff wieder in die Realität zurückbefördert.
Ausstrahlung der Session
Am Donnerstag, den 19. September, wird die ganze FM4 Soundpark Session mit I-Wolf & The Chain Reactions und The Ruff Pack in der FM4 Homebase (19-22 Uhr) ausgestrahlt. MP3s und Videos der Session gibt es dann auch hier an dieser Stelle zu bewundern.