Erstellt am: 9. 9. 2013 - 14:18 Uhr
Fußball-Journal '13. Eintrag 40.
Das ist das Journal '13, die heuer im Gegensatz zu 2003, '05, '07, 2009 und 2011 nicht regelmäßige oder gar tägliche Web-Äußerung in ungeraden Jahren.
Heute wieder mit einem Eintrag ins Fußball-Journal 13 einer kurzen Bilanz vor dem Irland-Spiel.
Es ist echt dumm gelaufen.
Nicht die verdiente Niederlage gegen einen diesmal deutlich zu starken Gegner in München - das hatten stilvolle Planer einkalkuliert.
Die Chancenberechner für Platz 2 in dieser Gruppe hatten aber nicht wirklich mit einem Auswärtssieg der Schweden in Dublin gerechnet. Fatalerweise.
Der ist aber der Spielverderber, der vieles zusammenhaut.
Letztlich hatten alle auf ein Remis gehofft - so wären die Iren und Schweden gleichermaßen in Schlagdistanz gelegen.
So jedoch hat Österreich drei böse Punkte Rückstand auf Schweden, den nun eindeutig herauskristallisierten Contender um die Play-Off-Chance.
Immerhin: dank vor allem der Quali-Gruppe D ist der Tabellenzweite zumindest sicher im Play-Off.
Selbst wenn man von einem Sieg Österreichs gegen Irland und dann später auf den Färöern und von einer schwedischen Niederlage in Deutschland ausgeht (was allesamt keine sonderlich glatt gemähten Wiesen sind): ein schwedischer Sieg morgen in Kasachstan und sie haben alle Trümpfe für das Endspiel am 11.10. Gegen Österreich, daheim.
7 Punkte aus den letzten 3 Spielen gab's seit 1997 nimmer
Das wiederum heißt: das ÖFB-Team muss morgen daheim im direkten Ausscheidungs-Rennen um den Herausforderer-Posten gegen Irland (die danach nur noch maximal 3 Punkte machen werden) gewinnen, und dann auch noch in Schweden und auf den Schafsinseln vier Punkte holen.
Das sind sieben Punkte in drei Spielen, zwei davon auswärts.
Auswärts spielt der ÖFB ja auch in Tests höchst ungern, weil es sich schlecht in Bilanzen macht, weswegen dann auch in Bewerbsspielen selten mehr als ein Remis rausschaut.
Genau genommen hat Österreich in den letzten Jahren nur in Azerbeidjan gewonnen (für die Euro 2012). Davor gab es früh in diesem Jahrhundert Siege gegen Wales, Weißrussland oder Liechtenstein. Gegner wie Kasachstan (diesmal und 2011), Litauen und nochmal Azerbeidjan besiegte man nicht, auch auf den Färöer gewann man nicht, 2003 verlor man gar in Moldawien.
Und noch was: in diesem Jahrtausend hat Österreich noch nie sieben Punkte aus den letzten drei WM/EM-Quali-Spielen gemacht; nicht einmal sechs. Nach hinten rinnt das ÖFB-Team gerne aus.
Das letztemal, als in einem Kraftakt drei Siege in den letzten drei Spielen rauskamen, war das 1997, als sich Österreich für Frankreich 1998 qualfizierte. Und da fand die entscheidende Partie gegen Schweden daheim statt.
Davor, 89 etwa, als man sich für italien qualifizierte, waren es auch nur bescheidene vier von neun Punkten, desgleichen 81, als Vorbereitung für Gijon. 1979 als man knapp an der Euro scheiterte, schaffte man die 7 Punkte, weiter hab ich nicht zurückgeschaut um nicht in Cordoba-Verdacht zu geraten.
Hier eine lesenswerte Deutschland-Spiel-Analyse von abseits.at; da eine von ballverliebt.eu, und der Taktik-Corner von laola1.at sowie die Netzwerkanalyse von derstandard.at.
Und hier die deutsche Sicht bei spielverlagerung.de.
Das ist alles nur Statistik, klar. Aber im Zusammenspiel mit dem aktuellen Momentum eine durchaus böse Statistik.
Denn durch das verlotterte Griechenland-Spiel und den doch klar zu matten Auftritt am Freitag ist die Abwärtsspirale nicht zu leugnen.
Kindliche Brasilien-Träume? Ja eh, blöder Besserwisser
Den Quasi-Durchmarsch in den letztern drei Spielen kann man aber - vor allem in dieser Qualifikations-Runde - nicht erwarten. Zu instabil ist das Gefüge noch, zu groß die Leistungsschwankungen, zu wenig automatisiert die Abläufe, zu selbstbezogen und -süchtig noch wichtige Player im Mächtespiel.
Vor allem die zweite Stufe des Koller-Plans, seinem lange Zeit taktisch/strategisch völlig entwöhntem Team neben dem Plan A (Super-Pressing) auch einen Plan B mit auf den Weg zu geben, wird erst nach der aktuellen Quali-Campaign zünden können. An dieser strategischen Armut tragen ja Kollers Vorgänger und das bis vor kurzem da auch ganz armselige Liga-Niveau die Schuld.
Das alles geht sich erst in der für die Euro 2016 (Frankreich, sie kämen...) aus. Für diese Quali hat Koller aber noch nicht unterschrieben. Ein Fakt, der die Alarmglocken schrillen lassen sollte. Denn ohne ihn, mit irgendwelchen Selbstdarsteller-Fatzkes egal welcher österreichischen Schule, bräche auch das aktuelle Fundament wieder zusammen, und zwar ins Bodenlose.
Es wird also, wahrscheinlich mit knappen Rückstand, wohl der 3. Platz in der Gruppe werden.
Auch nicht schlimm, wenn man die - halbwegs realistischen - Einschätzungen von davor Revue passieren lässt. Der letzte Absatz in dieser Geschichte aus dem Oktober des Vorjahres trägt den Untertitel "2013 wird kein Schicksalsjahr, nur ein Entwicklungsschritt". Und da steht auch der schöne Satz, dass man sich doch bitte einkriegen und von "ein wenig kindlichen Brasilien-Träumen abrücken" sollte.
Ja, eh, alter Besserwisser...