Erstellt am: 9. 9. 2013 - 11:50 Uhr
Arctic Monkeys
Im Juni 2003 haben die Arctic Monkeys ihr erstes Konzert in einem Pub in Sheffield gespielt. Damals waren die vier Freunde 15 Jahre alt, und ihre Motivation eine Band zu gründen, hört sich recht banal an: "it looked like an interesting thing to do!" Es wurden Instrumentenpositionen besetzt, es wurden Texte geschrieben, bei ersten Konzerten Demos verkauft, die sich wie ein Lauffeuer verbreitet haben. Die Arctic Monkeys hatten reisewillige, textsichere und begeisterte Fanscharen bevor Sänger Turner&Co das Wort "record contract" überhaupt in den Mund genommen haben. Noch mehr als eine Band der Myspace-Generation sind die Arctic Monkeys eine Band der Filesharing-Generation. 1000er-Venues ausverkaufen bereits im zweiten Bestehungsjahr war damals - 2005 - in der Prä-Share-Button-Facebook-Zeit noch etwas ziemlich Neues. Genauso, dass ihre erste Single "I Bet You Look Good On The Dancefloor" die Sugababes vom Nummer 1 Charts-Thron gestoßen hat. 2005 wollte eben keiner mehr die Drogen-Dramen der Libertines. Kaiser Chiefs - funny haha. Franz Ferdinand - eh super, aber: es war das Jahr der Arctic Monkeys.
Robert Rotifer über "Whatever People Say I Am, That´s What I´m Not" (2006)
Robert Rotifer über "Favourite Worst Nightmare" (2007)
Robert Rotifer über "Humbug" (2009)
Robert Zikmund über "Suck It And See" (2011)
Boris Jordan über "She´s Thunderstorms" (Song zum Sonntag 2011)
Eva Umbauer über Arctic Monkeys Live @ Harvest Of Art Festival 2013
ondrusova
Das Debüt hat einen Nerv (und Tanzbeine) getroffen: es ging großteils um Mädchen und Weggehen und all die schönen Gedanken heranwachsender Jungs. Aber Wachsen ist das Schwierigste für Bands. Sich nicht wiederholen, Fans bei Stange halten, gleichzeitig aber Platz für Neues Schaffen, alles leichter gesagt als getan. Dennoch genießen die Arctic Monkeys noch immer Relevanz - vielleicht als einzige Band nach der Blase 2005 - und ein Grund dafür sind ihre Texte. Sie schreiben Lyrics ohne sich im Baukasten der ewig gleich klingenden abgedroschenen Schlachtrufe zu bedienen. "Coax me out my love" singt Turner in My Propeller oder "your past times, consisted of the strange and twisted and deranged" in Crying Lightning. Kein Platz für "yeah baby - look me in the eye baby" oder irgendwelche "miss me miss you miss us" Refrain-Unfälle. Braucht man nicht, Alex Turner kann bessere Geschichten erzählen.
Arctic Monkeys
Allerdings passt passt so ein Song wie "Brick By Brick" vom 2011er Album "Suck It And See" so gar nicht in meine Theorie leiwander Wortkombinationen. "Suck It And See" finde ich auch ihr schwächstes Album. So bisschen ein Macker Album. Aufdringlich, aufgezwungen cool. Not groovy.
Umso erstaunlicher dafür das neue Album, der neue Songzyklus der Arctic Monkeys - AM. Ja, man bezieht sich auf die eigenen Initialen! So ausgereift ist das Album, dass man sich selbst abkürzen kann. Beim Albumtitel also ein bisschen Atemluft sparen, die man so sehr brauchen wird, weil einem die Luft ohnehin wegbleiben wird, wenn man sich AM durchhört.
Arctic Monkeys
Die Band stellt sich die perfekte Situation AM zu hören beim Autofahren vor. Im Auto oder UFO ist ihnen egal. So spricht eine Band, die stolz behauptet das originellste Album ihrer Karriere gemacht zu haben. Und man muss ihnen Recht geben. Originell und erfrischend ist, dass die Band nun als Band singt. Mehr als sonst gibt es Background Gesang, der dem ganzen Songkonvolut eine schöne gemeinschaftliche Note verleiht. In "R U Mine" verhallen die Songzeilen, in "One For The Road" gibt´s ein "whoowhoo" oben drauf, in "I Want It All", das wie eine Hommage an Queens Of The Stone Age klingt, kommt auch ein "sheewoapshewapwoaa" zum Einsatz.
FM4 Artist Of The Week
Alle im Überblick unter fm4.orf.at/artistoftheweek
Und dann wäre da auch noch "Knee Socks" - vielleicht die beste Nummer auf die das ganze Album hinausarbeitet. Da wird sogar ein "be my baby" Zitat eingebaut. Warum das alles nicht peinlich klingt dafür hab ich keine gute Erklärung. Ein Meisterwerk. Die Elvis-Frisur sitzt gut.