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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

8. 9. 2013 - 14:01

Große Göttin Echo

Der Song zum Sonntag: Bill Callahan - "Javelin Unlanding (Expanding Dub)"

Bislang hat man den US-Amerikanischen Musiker Bill Callahan, egal ob unter seinem bürgerlichen oder seinem Projekt-Namen Smog, in seiner schon über 20-jährigen Karriere vor allem als kauzigen Singer/Songwriter gekannt. An einer minimalistischem Gitarre, manchmal auch an einer müden Orgel hat Callahan schon unzählige übellaunige Songminiaturen entworfen. Textlich waren seine Stücke oft weird, skurril und versponnen, dem handelsüblichen Song-Format ist er dabei aber meistens doch treu geblieben. Meistens war das Ganze auf einer wenn auch sehr offenen, so doch auch traditionellen Idee von Folk aufgebaut.

Bill Callahan

Bill Callahan

Bill Callahan

Zwar ist Callahan ein großer Freigeist, dass aber so ein, sagen wir einmal ganz ohne Häme, Liedermacher einen seiner Songs als so genannte Dub-Version veröffentlicht, ist dann doch eine Überraschung. Vor allem weil diese "Expanding Dub"-Version seines Songs "Javelin Unlanding" jetzt schon vor der regulären Originalversion erscheint. Die wird auf dem sehr bald erscheinenden neuen Album von Callahan namens "Dream River" enthalten sein. Die Idee des Dubs stammt aus dem Reggae, ähnlich wie bei den dort üblichen Neubearbeitungen bekannter Stücke, in denen der Studioraum ausdrücklich als weiteres Instrument interpretiert wird, ist auch im Falle von Callahan der Dub eine entschlackte Neuabmischung.

Die Lyrics wurden in der Dubversion von "Javelin Unlanding" nahezu komplett entfernt, es dominiert das Rhythmus-Gerüst, der Bass, das Schlagzeug. Darüber liegen dichte Schichten von Hall und Echo. Alles wabert und eiert behäbig. Vor allem aber gibt es auch eine wunderliche Flöte zu hören, die dem Stück noch eine zusätzliche außerweltliche, jeglicher Realität entrückte Dimension verleiht. Selten noch hat Bill Callahan so, wenn auch in Zeitlupe, beschwingt geklungen. Das Wort "Groove" ist bislang nicht die erste Assoziation gewesen, die man mit diesem Mann in Verbindung bringen würde. Bis heute. Ein merkwürdiger Song, dem ausnahmsweise auch einmal der Begriff "hypnotisch" angemessen ist. Das Leben ist Schall und Rauch.