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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

6. 9. 2013 - 20:10

Fußball-Journal '13. Eintrag 39.

Der Taktik-Ticker zum zwar höchst prestigeträchtigen, aber für die WM-Qualifikation gar nicht so entscheidenden Münchner Treffen des ÖFB-Teams mit Deutschland.

Das ist das Journal '13, die heuer im Gegensatz zu 2003, '05, '07, 2009 und 2011 nicht regelmäßige oder gar tägliche Web-Äußerung in ungeraden Jahren.

Heute wieder mit einem Eintrag ins Fußball-Journal 13 und zwar dem länderspielüblichem Live-Begleiter, dem einzigen Ticker, der sich nicht mit dem Offensichtlichen begnügt. sondern sich immer sofort um taktische und strategische Fragen sorgt.
Der jüngste Eintrag ist immer der oberste - top down.

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Der Kader für die WM-Qualifikations-Matches gegen Deutschland am 6.9. und Irland am 10. 9.:

Tor: Robert Almer (Cottbus/ D), Heinz Lindner (Austria), Ramazan Özcan (Ingol-stadt/D). Auf Abruf: Thomas Gebauer (Ried).

Abwehr: György Garics (Bologna/ITA), Florian Klein (Salzburg), Aleksandar Dragovic (Dyn. Kiew/UKR), Sebastian Prödl (Werder/ D), Emanuel Pogatetz (Nürnberg/D), Manuel Ortlechner, Markus Suttner (Austria), Christian Fuchs (Schalke/D). Auf Abruf: Thomas Hinum, Thomas Reifeltshammer (Ried), Christopher Trimmel, Christopher Dibon (Rapid), Martin Hinteregger, Andreas Ulmer (Salzburg).

Mittelfeld: David Alaba (Bayern/D), Christoph Leitgeb (Salzburg), Veli Kavlak (Besiktas/TUR), Zlatko Junuzovic (Werder/D), Guido Burgstaller (Rapid), Andreas Ivanschitz (Levante/SPA), Martin Harnik (Stuttgart/D), Marko Arnautovic (Stoke/ENG). Nachnominiert: Marcel Sabitzer (Rapid).
Auf Abruf: Raphael Holzhauser (Augsburg/D), Yasin Pehlivan (Bursaspor/ TUR), Florian Mader, Alexander Grünwald, Daniel Royer (Austria), Jakob Jantscher, Marco Meilinger (Salzburg).

Angriff: Philipp Hosiner (Austria), Marc Janko (Trabzonspor/TUR), Andreas Weimann (Aston Villa/ENG). Auf Abruf: Rubin Okotie (Austria), Robert Zulj (Ried).

Gelbgesperrt: Julian Baumgartlinger (Mainz/D).

Verletzt/Rekonvaleszent: Franz Schiemer (Salzburg), Alexander Gorgon, Tomas Simkovic (Austria), Patrick Bürger (Mattersburg), Deni Alar (Rapid).

Teamrücktritte: Alexander Manninger (Augsburg/D), Martin Stranzl (Gladbach/ D). Paul Scharner hat seine Karriere beendet. ÖFB-Verzicht auf Moritz Leitner (Stuttgart/D), Turgay Bahadir (Istanbul BB/TUR) und Jonathan Schmid (Freiburg/D).

Nicht nominiert: Michael Gspurning (Seattle/USA); Ekrem Dag (Gaziantep Spor/TUR), Markus Berger (Odessa/UKR), Georg Margreitter (Kopenhagen/ DEN); Stefan Kulovits (Sandhausen/D), Stefan Ilsanker (Salzburg), Clemens Walch (Ried), Dieter Elsneg (Grödig), Marko Stankovic (Austria); Darko Bodul (Odense/ DEN), Atdhe Nuhiu (Sheffield Wed/ENG).

Ebenso unberücksichtigt: Robert Olejnik (Peter-borough/ENG), Jörg Siebenhandl (Neustadt), Christian Gratzei (Sturm), Marco Knaller (Sand-hausen/D); Florian Hart (Sönderjysk/ DEN), Mario Sonnleitner (Rapid), Niklas Hoheneder (RB Leipzig/ D), Christian Klem (Sturm); Thomas Piermayr (Lille-ström/NOR), Johannes Ertl (Portsmouth/ENG), Jürgen Prutsch (Barletta/ITA), Michael Madl, Manuel Weber, Anel Hadzic, Daniel Beichler (Sturm), Stefan Hierländer, Georg Teigl (Salzburg), Robert Gucher (Frosinone/ITA), Andreas Lasnik (Panionios/GRE), Michael Liendl (WAC), Haris Bukva (Hajduk Split/CRO), Manuel Sutter (Vaduz/LIE), Ümit Korkmaz (Ingolstadt/ D), Christopher Drazan (Kaiserslautern/D), Rene Gartler (Ried), Martin Pusic (Brann Bergen/NOR), Benjamin Sulimani (Stavanger/NOR), Erwin Hoffer (Düsseldorf/D), Roman Kienast (Austria), Roland Linz (Muangthong/ THAI), Adrianinho Laaber (Ponta Prete/BRA) uam.

Aktuell ohne Einsatz oder vereinslos: Ronald Gercaliu (Aue/D), Tanju Kayhan (Eskisehirspor/ TUR), Marcel Büchel (Lanciano/ITA), Muhammed Ildiz (Nürn-berg/D), Helge Payer, Jürgen Macho, Andreas Dober, Thomas Prager, Andreas Ibertsberger, Jürgen Säumel, Daniel Wolf, Stefan Maierhofer, Daniel Sikorski, Rafhinha uam.

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Alles über den Kader der U21 hier in Fußball-Journal '13. Eintrag 38. Wie Gregoritsch den Milanic macht und die U21 runterzieht. Und: der ÖFB hat seine U20 einfach aufgelöst

Gewogen und für zu leicht befunden

1) Deutschland hat keine Schwäche gezeigt. Özil war stabil, Hummels draußen, die Zentrale Khedira-Kroos sicher, Müller, Reus und Klose effektiv und beharrlich; ein einzelner Fehler von Neuer, Boateng und Schmelzer war zu wenig. Die möglichen Krisenherde und Schwachpunkte sind allesamt nicht ausgebrochen.

Andererseits war es auch keine Überroll-Gala, sondern ein Sieg mit recht dezent eingesetzten Mtteln.

2) Österreich hat die von Koller mitgegebene Sicherheit nie ausspielen können: zum einen ließ man sich das deutsche Tempo aufdrängen, zum anderen war man zu reaktiv um entscheidend mitgestalten zu können. Das System und das Personal waren gut gewählt, die Taktik wurde deutlich zuwenig präzise beachtet/umgesetzt. Und im Gegensatz zu den Deutschen, die kaum Aussetzer hatten, waren zu viele ÖFB-Akteure zu wenig produktiv.

3) An sich ist das wurscht. Jeder Punkt in München wäre ein Wunder gewesen.

4) Sich aber dann doch so tranig in das Schicksal zu fügen anstatt noch einmal den Geist des Hinspiels zu beschwören und mit fliegenden Fahnen hineinzugehen, ist auch nicht grade g'scheit: schlecht fürs Selbstbewusstsein, schlecht für die Nörgler-Medien.

5) Kavlaks Nase ist der einzige Hero in rot-weiß.

6) kein Remis im Parallelspiel - Schweden siegt in Irland, das sind zwei Punkte mehr als wir mitgenommen haben. Das bedeutet: Heimsieg gegen Irland Pflicht - aber auch Auswärtssieg in Schweden. Sonst gibts nur Platz 3. Hmpf.

Freundliches Ausrinnen eines Spiels im Trab-Tempo

In der 67. bringt Koller (zu seiner üblichen Wechselzeit) 14 Sabitzer und 16 Burgstaller für Arnautocvic und Ivanschitz; also eine komplette Flügelrenovierung. Burgstaller spielt links, Sabitzer rechts, und das recht eifrig und immerhin außennetztauglich. Und in der 70. muss Neuer vor dem von den neuen Flügeln freigespielten Harnik retten.

Im Gegenzug ist es Pendant Almer, der gegen Müller rettet. Denn, ja, für jede Ösi-Chance hat natürlich auch der Gegner zumindest eine. Es sieht nicht nach einem finalen Herumreißen aus, echt nicht.

Es sind 68.000 Besucher, ausverkauft - dafür ist die Stimmungslage allerdings sehr bescheiden. Und das passt irgendwie zum Spieleinsatz, zu diesem eher mittelflottem Trab.
In Wien beim Hinspiel war das schon eher Galopp.

In der 78. kommt 17 Klein für 2 Garics. Warum?
Gelb für Klose kurz danach. Hat er auch Kavlaks Nase betatscht? Danach noch gelb für Pogatetz und für Klein, das Spiel zerflattert und zerfleddert...

Löw wird noch ein paarmal belanglos wechseln: 83.: 2 Sven Bender für Klose. 92.; 10 Draxler für Reus.

Und in der 88. Minute lullt Müller den Ball (nach Vorarbeit Özil, Kroos und Höwedes) ohne echte Gegenwehr über die Linie, 3:0, ja eh...

Halbzeit 2 und, schnell, wohl die Entscheidung

Marcel Schmelzer (3) muss tatsächlich draußen bleiben - der harmlos aussehende Check von Harnik bringt ihn in die Untersuchung und 4 Höwedes hinein; als Linksverteidiger. Womöglich schließt sich so eine Schwachstelle.

Und schau, Alaba setzt sofort nach Beginn der 2. Hälfte Weimann gut in Szene. Erster echter Torschuss nach einer Kombination.

Und weiter geht es: Kavlak schließt nach einer guten Harbik-Aktion über rechts ab - in drei Minuten ist mehr offensiver Betrieb als in der ganzen 1. Halbzeit.

Und mitten rein in diese ungewohnte Betriebsamkeit kommt dann das 2:0: ein satter Schuss von Kroos aus 20 Metern ins Eck (Assist Reus). War's das?

Nach menschlichem Ermessen ja. Denn jetzt rollt ein gefährlicher Angriff nach dem nächsten, jetzt wird jeder Spielzug gefährlich, weil der österreichische Blutzucker deutlich gesunken ist und die Gegenwehr schwächer.

Kavlak wehrt sich - versucht Neuer nach einem Einwurf zu überraschen. Zumindest mich überrascht er auch.
Und auch Khedira, weil der der nächste ist, der Kavlak einen Ellbogen in die Nase rammt - wieder Blut, wieder Behandlung, wieder Unterzahlspiel...

Die Deutschen spielen das 11:10 jetzt spanisch aus, mit Ballgeschiebe und dem Warten auf die Lücke.
Österreichs Konter in der 62., mit dem frisch wieder reinkommenden Kavlak, ist typisch für das ganze Match: gut angetragen, aber zu langsam und mit einem finalen Fehlpass.

Und Kavlak oder besser Kavlaks Nase ist jetzt schon Man of the Match, irgendwie.

Ein wenig begeistertes Halbzeit-Fazit

Das ist (von beiden Teams) deutlich weniger als erwartet. Da ist weder von Seite der deutschen Top-Favoriten noch von Seiten der selbsternannten "Diesmal wirklich!"-Challenger soviel Tempo, Wucht und Verve drin wie im Hinspiel. Man einigt sich schnell darauf, dass scharfes Pressing und noch schärferes Gegenpressing diesmal nicht nötig sind, überlässt einander gewisse Zonen und rauscht selten bis nie mit vollem Tempo gegen ein Tor.

Das ÖFB-Team scheint es gar nicht auf einen Torerfolg angelegt zu haben - das ist aber nicht die Schuld der Offensive-Four, sondern die der schleppenden Spielanlage.
Das DFB-Team will alles barcelonamäßig über die Bühne bringen und dann mit einem einzigen nadelstichartigen Doppelpass durch die Abwehr durch. Das gelingt auch einigemale sehr gut. Und heute reicht das auch.

Nach dem echten Kräftemessen im Hinspiel ist das aber durchaus enttäuschend. Nur noch Der weiße Hai II, nicht mehr Jaws.

Das einzig Positive: es steht nur 0:1.

Das 0:1 in die Halbzeit bringen...

Jetzt wirds richtig gefährlich: Österreich rückt ein Stückerl mehr auf und sofort kommt der Tempogegenstoß mit dem bösen Pass in die Schnittstelle und Klose macht (36.) fast sein zweites Tor, Almer fliegt es weg.

Die erste gelbe Karte (37.) für den weitgehend spielteilnahmslosen Andreas Weimann ist auch eine Folge dieses Drucks. Weimann ist jetzt auf einer Linie mit Harnik zu sehen, defensiv steht man jetzt echt 4-4-2.
Apropos zu sehen: ist von Alaba - wie schon gegen Irland - nicht viel. Wenn ihm heute trotzdem wieder der Ausgleich gelingt, okay.

Auffälligster, auch wegen Blut und Fehlern: Kavlak.

Die österreichischen Angriffe laufen - Koller-Ära-vergleichstechnisch - eher langsam und umständlich. Schnelles Umschalten bei Ballgewinn ist heute nicht so.
Und wenn es einmal klappen könnte, dann stoppt Reus das rustikal (gelb, 44.).

Und immerhin, mit einem nicht ungefährlichen Dropkick von Dragovic in der Nachspielzeit geht das Match in die Pause.

Dann mehr Druck und die deutsche Führung mit Ansage

Die erste Szene von sichtbarer deutscher Unsicherheit ist das Missverständnis zwischen Boateng, Schmelzer und Neuer, das Harnik in der 23. fast nützen kann. Klar, die Chance von Özil im Gegenzug ist dann realer (und auch auf ein Fuchs-Hoppala zurückzuführen), aber sowas sticht die Substanz an.
Kavlak kommt (25.) endgültig retour (Leiberlwechsel), uff.

Die offensive Four changieren endlich: Ivanschitz zentral, Arnautovic links, Harnik rechts, Weimann vorne - geht auch.

Und dann kommt das heiße Messer durch die Butter - ein einfacher Doppelpass bringt drei deutsche Angreifer hinter die feindlichen Linien; und wie Almer den finalen Heber da aus dem Tor bugsiert hat, ist so unerklärlich wie die Hypo-Affäre für Josef Bucher.
Die Doppelchance gab es für Reus (die Macht über links) und Klose. Und unter Almers Hand, die den Ball noch über die Latte schubste, war auch Kavlaks Hand zu sehen, der sich mit diesem Handspiel geopfert hätte um ein Tor zu verhindern. Guter Mann.

Das spanische Um-den-Strafraum-rum-Spiel der Deutschen klappt zunehmend besser, weil es zuviele 1zu1-Situationen und zu wenig Dopplungen und Absicherungen gibt. Es brennt.

Lichterloh, in der 33. Minute rutscht Klose fantastisch in einen Müller-Ball von rechts. Keine Chance für Almer und Dragovic. 1:0, folgerichtig.

Gutes und weniger Gutes zu Beginn

Frühes Pressen auf allen Seiten.
Arnautovic nimmt sich rechts gegen Schmelzer wieder was vor. Der ausnahmsweise richtig ausgesprochene Ivanschitz will links Lahm in die Mitte schleppen.

Fuchs ächzt Müller hinterher, Reus ist glücklicherweise noch nicht sehr zu sehen.

Bisserl Respekt an die Trottel-Fans: Sie setzen sich durch, ihre (immerhin rassismusfreien) Choräle sind hörbar: "Deutschland wir hören nichts!".

Die deutschen Angriffe sind durchaus druckvoll, aber ohne den letzten Nachdruck im Kombinationsspiel - deshalb gibt's zunächst auch nur Weitschüsse. Bis in der 10. Minute Klose Fuchs entwischt und das Außennetz trifft.

Die deutschen Angriffe kommen nicht als Tempogegenstöße im vollen Lauf daher - was österreichische Abwehrreihen gerne überrumpelt - sie spielen sich ein bisserl spanisch um den Strafraum herum fest. Das geht so.

Österreich spielt tatsächlich eine Art 4-2-4 - die beiden Zentralen (Kavlak - Alaba) sind auf einer Höhe mit den Außenverteidigern. Obwohl: Harnik ist echt ein Stück vor Weimann platziert, also doch ein 4-2-3-1; das Wechselspiel der offensive 4 klappt noch nicht so recht; rochiert wird auch nicht allzu viel.

So, jetzt hat Almer mit einem gefangenen Ball die ersten 15 Minuten überlebt. Die braucht er halt, ein gutes Zeichen.

Dann kriegt Kavlak von Reus eine Blutnase, die Behandlung macht Unterzahl, gefährliche Minuten.

Dass die Standards die Momente der meisten Spannung im Spiel sind, erzählt mir dass die Deutschen ihr Tempo- und Druckspiel noch nicht aufziehen konnten. Das ist gut.
Österreich ist aktuell recht reaktiv. Das ist weniger gut.

Hinein in den ersten athmosphärischen Eindruck

Interessanterwiese glaubt man im ZDF an einen zentralen Ivanschitz und Weimann in der Spitze, Harnik rechts und Arnautovic links - wie es nicht ganz unlogisch wäre, aber laut ÖFB-Info nicht sein wird. Mal sehen, wie dieses 4-2-4 wirklich aussieht.

Entscheidend in diesem Duell der Presser und Gegenpresser wird sowieso die Präzision und das Tempo im Umschaltverhalten sein.

Vor dem Match wird Micha Ballack verabschiedet und Lahm zum 100. Länderspiel beglückwünscht. Hoffentlich betragen sich die 7000 Ösi-Fans nicht wie Volltrottel.
Doch, ich hör sie pfeifen, diese Dillos; und ganz automatisch wünsch ich mir immer, dass das Team der Arschloch-Fans verliert, ich kann da nix machen, das geht ganz von selber. Hoffentlich überlagert die Leistung der Mannschaft die der Deppen-Fans.

Dass Österreich wieder ein reines Legionärsteam aufbietet, muss nicht mehr betont werden, das ist mittlerweile normal.
Noch ein Fakt: der Schiri kommt aus Serbien. Österreich in rot und weiß, die Deutschen in weiß und schwarz.

Vorbemerkungen zum Großer-Bruder-Schlager

Zu allererst: heute abend ist eine Niederlage erlaubt. Dieses Verbot gilt dann erst für die letzten drei Spiele in der WM-Qualifikation gegen Irland, in Schweden und auf den Färöern.
Heute heißt der Gegner Deutschland und das ist aktuell eines der Top 3-Teams der Welt.

Auf den zweiten Blick gilt es dann allerdings, die Chance, die eigentlich keine ist, zu nützen. Warum die von Pater Koller wie eine gut organisierte Gemeinde geführte österreichische Nationalmannschaft aktuell psychologische Vorteile gegenüber den von diversen kleinen Problemzonen angerütteltem DFB-Team hat, habe ich ja unlängst bereits ausführlicher ausgeführt.

Allem Einschätzungs-Vorgeplänkel zum Trotz werden - vor allem auf Seiten der Deutschen - die Erinnerungen ans Hinspiel dominieren. Damals, nach einem durchaus sensatuionell zu nennenden Auftritt, hatte das ÖFB-Team den Gegner mit einem ultraintensiven Pressing an den Rand getrieben; dort wo man seither auch etwa gegen Schweden oder jüngst sogar gegen Paraguay stand.

Natürlich gilt die alte Faustregel: rufen zentrale deutsche Leistungsträger ihr Potential ab, gibt es kaum ein Dagegenhalten. Überwiegen allerdings die Minderleister und sind umgekehrt im ÖFB-Team mehrere Proponenten auf ihrer psychischen und physischen Höhe, dann kann sich wieder ein Duell auf Augenhöhe ausgehen.

Jogi Löw wird aufgrund seiner Ausfälle wieder mit Khedira und Kroos in der Zentrale spielen - und das ist das Unglücksduo vom Hinspiel. Die Abwehr dahinter ist anbohrbar, das hat etwa der von Bremen-Coach Robin Dutt im Ligaspiel extra auf den anfälligen Hummels hin ausgerichtete Arnautovic ja vorgezeigt.

Während das 4-2-3-1 der Deutschen samt Personalentscheidungen wahrscheinlich kein großes Geheimnis darstellt, ist es bei Österreich komplizierter. Durch den Ausfall von Junuzovic, der Spielfigur, die die gesamte Offensive-Four zusammenhält, werden die Karten dort völlig neu gemischt.

Über links kommt Ivanschitz, über rechts Arnautovic, in der Zentrale Weimann und vorne als Spitze Harnik.

Das schaut auf den ersten Blick ein bissl deppert aus: Arnautovic muss die Seite wechseln, Weimann wäre rechts besser aufgehoben und Harnik hatte schon beim Hinspiel Probleme, weil er meist mit hohem Tempo aus der Etappe kommt, also gar keine vorderste Spitze sein kann.

Allerdings hat das Kollersche Coaching-Team das gesamte Trainingslager über alle Akteure auf diese Variante eingestellt - sie kommt also nur für den Gegner überraschend daher.

Ich schätze es wird so also eher ein 4-2-4, im Gegensatz zu dem 4-4-1-1, mit dem das grundsätzlich auch im 4-2-3-1 gehaltene philsophische Konstrukt Kollers mit Junuzovic oft daherkommt.

Die Line-Ups:
Deutschland mit 1 Neuer; 16 Kapitän Lahm, 17 Mertesacker, 20 Jerome Boateng, 3 Schmelzer; 6 Sami Khedira, 18 Toni Kroos; 13 Thomas Müller, 8 Özil, 21 Reus; 11 Miro Klose
Österreich mit 1 Robert Almer; 2 Garics, 3 Dragovic, 4 Pogatetz, 5 Kapitän Christian Fuchs; 19 Kavlak, 8 Alaba; 7 Arnautovic, 9 Weimann, 6 Ivanschitz; 11 Harnik.

Man merke: weder Janko noch Hosiner sind/waren ein großes Thema. Der eine ist nicht matchfit genug, der andere ist typusmäßig nur eine Wechselvariante.

Dass Hummels fehlt, ist angesichts der jüngsten Diskussionen um die Philsophie des Herausspielens nicht verwunderlich - vielleicht war auch just seine schwache Leistung gegen Arnautovic im BVB-Werder-Spiel mitentscheidend. Gut, dass Koller nicht auf eine Wiederholung des Schmähs spekuliert hatte.

Die deutsche Bank umfasst: 12 Adler, 22 Zieler; 4 Höwedes, 5 Hummels, 2 Sven Bender; 10 Draxler, 14 Max Kruse, 19 Sam, 9 Schürrle, 23 Gomez.
Auffällig: da ist (vor allem nach dem kurzfristigen Ausfall von Lars Bender) kein wirklicher Außenverteidiger, kein defensiver Mittelfeldspieler mehr. Sowieso verletzt out: Schweinsteiger, Gündogan, Podolski und Götze.
Bei der U21: Ter Stegen. Out: Jansen, Westermann, Hermann, Hunt, Holtby. Böse verletzt: Badstuber.

Österreichs Bank: 12 Lindner, 23 Özcan; 17 Klein, 15 Prödl, 22 Ortlechner, 13 Suttner; 18 Leitgeb, 16 Burgstaller; 20 Hosiner, 21 Janko und der nachnominierte 14 Sabitzer. Junuzovic ist nicht fit, Baumgartlinger gesperrt.