Erstellt am: 9. 9. 2013 - 17:02 Uhr
Is Tropical als Überlebende des Nu-Rave-Hypes
Is Tropical, drei junge Briten mit dem - sofern nicht hinter einer Maske versteckt - ein wenig hippiesk-schlampigem Äußeren vom französischen Hipster-Plattenlabel Kitsune: Immer mit einer interessanten Video-Idee, all crazy noises und crisp beats sowieso. Und ein bisschen wie die Foals, ein wenig wie Big Pink.
Nach Singles wie "The Greeks", "Lies" oder "South Pacific", sowie dem Debütalbum "Native To", war die Situation von Is Tropical dann aber die einer Art Überlebender. Is Tropical als Überlebende des Nu-Rave-Hypes. Ein zweites Album? Zweite Alben sind für so manche Band schwierig. Auch für Is Tropical?
Keineswegs, so scheint es. "I'm Leaving", schon vor dem Sommer erschienen, ist ein recht eindrucksvoller Beweis, dass es sich hier nicht einfach nur um ein paar Electronic-Pop-Knallfrösche handelt. Once upon a dancefloor, Is Tropical werden erwachsen.
Is Tropical live in Wien
Is Tropical spielen am 20.9. im Wiener Flex
IS TROPICAL - "Dancing Anymore" / NEW SINGLE! from Maison Kitsuné on Vimeo.
Klar, "Dancing Anymore", die erste Single von "I'm Leaving", macht Spaß, trotz leicht melancholischem Unterton, und natürlich hat sich die Band wieder etwas überlegt, was das dazugehörige Video betrifft. Der Song geht die Kehle runter wie Honig, ein perfekter Popsong. Die weibliche Stimme bei diesem Stück, das ja ein Duett ist, kommt übrigens von Ellie Fletcher von den Crystal Fighters. Ellie und Is-Tropical-Sänger Gary Barber sind ein Pärchen. Der gewisse Ernst, der eigentlich allen Songs auf "I'm Leavin" innewohnt, eine gewisse wehmütige Stimmung, eine - wie der Brite sagt "wistfulness", ist - aber nicht ausschließlich - den Texten zuzuschreiben.
Der Longplayer wurde von einem gewissen Luke Smith produziert. Seine Electropop-Band Clor und ihr einziges Album - 2005 erchienen - sind sagenumwoben, und mit seiner Studioarbeit mit den Foals wurde Luke Smith zu einer mittleren Producer-Größe in London. Is Tropical sind mit ihrem zweiten Longplayer aber gewiss keine Foals-Klone. Masken ab! Is Tropical sind jetzt einfach Is Tropical.

Kitsune
"When we started making our live performances, we wantet it to be not just the three of us playing. We liked the whole romance behind, you know, of like bandits. Masks have always been used in culture, every culture."

Kitsune
"I'm Leaving" - Ein paar der Songs:
"Lilith":
Ursprünglich eine sumerische Göttin, die zum Zeitpunkt der Schöpfung in die Wüste verbannt wird, ihres negativen, boshaften Einflusses wegen, und dort fortan als Wind in großer Höhe rastlos umherzieht. "First in line, you were nobody's daughter, don't pretend you don't hear what they say about you. Lilith, don't be afraid of living", singen Is Tropical. Tolle Gitarre!
"Leave The Party":
Wieder ein Stück mit melancholischem Vibe: "I don't want to leave the party. Hang out with devils when it's cold. Always just a stranger in the house. Those lips that kissed me are gone."
"Toulouse":
Auch hier eine gewisse Düsterkeit, trotz perfektem Poprefrain: "Clementine, Clementine, some things will never be the same. Clementine, your lifeline flickers but we're out of time."

Kitsune
"I'm Leaving" von Is Tropical ist bei Kitsune/PIAS erschienen.
"Cry":
Rock'n'Roll, yeah. Wie ein alter Klassiker, der in den Jungbrunnen gefallen ist. "These tears keep on falling, but don't ask why." Es sind hier Männer, die weinen. "Tough boys do cry", singen Is Tropical.
"Video":
"I'm not broken, I'm quite open.", und von "transparent love" ist die Rede. Ein packendes Stück. Die Lightning Seeds lassen grüßen.
"All Night":
Ellie Fletcher singt wieder mit. "She says, it's alright". You hold me tight, you take me all night, und so....ein Duett-Song, dem man sich kaum entziehen kann.
"Yellow Teeth":
Von den Yorkshire Dales ist die Rede, von den daily news, von sweet dreams, von problems, vom full moon, von silver bullets, und Ellies Stimme zart im Hintergrund. Toller, eindringlicher Sound.