Erstellt am: 2. 9. 2013 - 12:54 Uhr
Schreit den Namen Thees Uhlmann!
Das Oeuvre von Thees Uhlmann hier vollständig abzubilden ist unmöglich. Viel zu viel hat der Norddeutsche schon gemacht. Erfolgreich das Studium abgebrochen, ein Label gegründet, mit Tocotronic eine Tour gemacht und darüber hinaus ein Buch geschrieben; die Liste scheint unendlich. Doch bei allen Dingen, die Thees Uhlmann über die Jahre angestellt hat, gibt es eine Konstante. Neugier und Ehrgeiz sind die Achsen, auf denen sich Uhlmann auf die Suche nach unbekannten Koordinaten macht; Genregrenzen gibt es nicht.
Thees Uhlmann - Tomte-Mastermind
Der Junge aus dem 8.700-Seelen-Dorf Hemmoor wusste schon früh, was er wollte - und zwar raus. Bereits während seiner Schulzeit gründete er eine Band, aus der später einmal Tomte werden sollte. Die Band, die spätestens seit dem dritten Album und der Hitsingle "Schreit den Namen meiner Mutter" nicht nur Eingeweihten ein Begriff war und heute gerne als die Band der neuen Hamburger Schule gelabelt wird. Dass über Tomte in einem Atemzug mit den Sternen oder Tocotronic gesprochen wird, verdankt die Band Thees Uhlmann. Es waren seine Beharrlichkeit und vor allem seine Texte, die die Band voranbrachten. Egal ob Lieder über Städte, Liebe, Freundschaften, durchzechte Nächte oder ungewisse Lebensmomente - es sind wunderschöne, kreative, mehrschichte Sprachbilder, anhand derer Uhlmann Geschichten erzählt, die berühren.
2008 erschien das bislang letzte Tomte-Album. Wie es mit Tomte weitergehen wird? Man wird sehen. In einem Interview meinte Thees Uhlmann, er könne sich alles vorstellen, alles sei möglich, nur planen wolle er nichts. Soll uns auch recht sein, denn eine weitere Facette unseres Artists Of The Week ist folgende:
Thees Uhlmann - Solomusiker
Tomte war die musikalische Abbildung der emotionalen Vielschichtigkeit und Härte einer Existenz. Als Solomusiker geht es Thees Uhlmann simpler an. In naiven Trial-And-Error-Räuschen wird geschrieben und komponiert. Rücksicht wird dabei nur auf das eigene Empfinden und das einiger weniger langjähriger Begleiter genommen. Das Ergebnis bislang: zwei Alben, die sich zwar unterscheiden, aber dennoch wie aus einem Guss scheinen. Denn Uhlmanns Stärke, seine Texte, sind auch auf dem Debüt und der Nummer zwei gewohnt gut, sodass man beim Hören gleich an den Vorgänger anschließen kann.
Heimatsuche und Kindheitserinnerungen, untermalt mit alten Super8 Bildern aus dem Familienarchiv.
Das Debüt "Thees Uhlmann" handelt von Heimatsuche - geografisch, spirituell und musikalisch. Auf "#2" weicht die Frage nach dem "Woher" jener nach dem "Wohin". Uhlmann beschreibt das Gefühl, sich umtriebig auf die Suche nach Dingen zu begeben, die man bislang noch nicht gesehen hat. Beide Platten behandeln große Themen; doch die intelligenten Texte und dass Uhlmann in beiden Fällen sein eigenes Leben als Inspirationsquelle und Wörterbuch heranzieht, machen sie eingängig, hörbar und regen zum Nachdenken an.
Nicht nur eine norddeutsche Hommage an Billy Joels “We didn´t start the fire“. Auch eine wahre Geschichte und die neue Single.
Thees Uhlmann - Schreibender
Aus der Uhlmannschen Feder stammen nicht nur Songtexte. Auch für die Tocotronic-Tourtagebücher ist Uhlmann verantwortlich. 1999 war er gemeinsam mit Tocotronic auf Tour und brachte das Erlebte zu Papier. Auf glamouröse Weise schildert er, was auf der Live-Tour zum Tocotronic-Album "K.O.O.K." abging. Es werden keine Rockgötter und Mythen erschaffen, sondern Charaktere gezeichnet und Einblicke ins Business gewährt. In die Kategorie "Über MusikerInnen schreiben" fallen auch die Rezenzsionen für Intro, Spex, Visions und Musikexpress. Auffallend dabei: es scheint keine schlechte Kritik von Thees Uhlmann über irgendeine Band zu geben. Vielleicht, weil ihm seine Zeit zu schade ist, um Verrisse zu schreiben; oder einfach, weil er allem Neuen eine Chance geben möchte. Dank seiner Kritiken sind heute einige Bands aus Deutschland dort, wo sie sind. Denn eine gute Kritik ist allein schon viel wert. Wenn sie dann noch von Thees Uhlmann geschrieben wurde, der die Kraft und Wirkung von Wörtern begriffen hat, kann einem fast nichts besseres passieren; zumindest nicht zu Beginn der Karriere...
Über ihr erstes Album schrieb Uhlmann: “Die beste Debüt-LP, seitdem ich über Musik schreibe“.
Thees Uhlmann - Businessman
Neugier und Ehrgeiz waren auch verantwortlich für die Gründung des Labels "Grand Hotel van Cleef" im Jahr 2002. Ziel war, sich ein Zuhause zu bauen, weil sich anscheinend kein anderes Label für die Platten von Tomte interessiert hatte; für das Debüt von Kettcar genauso wenig. Deshalb gründete Thees Uhlmann gemeinsam mit Marcus Wiebusch und Reimer Bustorff von Kettcar ein eigenes Label. Aus der Intention einen eigenen Internetanschluss zu haben und Kettcar- und Tomte-Platten rauszubringen wurde schnell ein renommiertes Label. Uhlmann machte aus "Sex, Drugs & Rock'n'Roll" einfach "Sex, Drugs & Rock'n'Rollbusiness". Denn auch wenn er als Labelmitinhaber über Bilanzen sitzt, Verträge aufsetzt und Meetings hat - die geliebte Lederjacke bleibt an und das alljährliche Fest van Cleef, bei dem an jeweils drei aufeinanderfolgenden Tagen in drei verschiedenen deutschen Städten sechs Bands des Labels bzw. befreundete Bands auftreten, beweist seine ungebrochene Feierlaune.
Auch Teil der Grand Hotel van Cleef Familie – das Young Rebel Set
Thees Uhlmann - Mensch
FM4 Radio Session
Thees Uhlmann spielt am Dienstag eine FM4 Radio Session im RadioKulturHaus ab 19 Uhr.
FM4 strahlt das Konzert am Dienstag, den 10.9. in der FM4 Homebase (19-22h) aus. Parallel dazu geht auch der Videostream des Konzerts online, der für 7 Tage hier abrufbar sein wird.
Bei allem was Thees Uhlmann schon gemacht hat, von dem hier einiges unerwähnt blieb (als Hinweis die Schlagworte Vogel/Makatsch, Hansen Band, Superpunk), ist es die spürbare Freude an dem, woran jeweils gerade gearbeitet wird. Voller Neugier macht er sich immer wieder an Projekte, um Neues zu erleben und zu lernen. Thees Uhlmann ist ein aufmerksamer Beobachter, der mitten im Geschehen steht. Er sieht, hört, erlebt und macht. Das zeichnet ihn aus, dafür wird er geschätzt. Und weil er bei all dem auch noch erfolgreich und ein angenehmer Zeitgenosse geblieben ist, ist Thees Uhlmann verdienterweise unser FM4 Artist Of The Week.
Eines der weiteren Projekte – Die Hansen Band