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Roland Gratzer

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30. 8. 2013 - 10:51

Was bisher geschah

FM4 im Wahlkampf: Das beste Team, das wir uns gerade noch leisten können, blickt hinter die Kulissen. Infotainment mit Anstand und Würde, jeden Freitag bis zur Wahl um 20:15.

Die aktuelle Stunde auf FM4: Jeden Freitag vor der Wahl um 20.15 Uhr und danach eine Woche hier im Stream.

In der ersten Sendung begleiten wir Außenminister Michael Spindelegger auf die internationale Gartenbaumesse in Tulln, berichten backstage von den TV-Konfrontationen und suchen eine Stimme für all jene, die nicht wählen dürfen.

Wahlkampf ist Meta-Meta-Ebene. Inhalte werden durchinszeniert vermittelt und in Echtzeit analysiert. Von ExpertInnen aus einer Blase, die sich in den Schwanz beißt. Dieser Satz ist nur ein Beispiel für aktuell gebräuchliche metaphorische Vergleiche. Hinken ist da oft eine Untertreibung.

Seit Montag ist der Wahlkampf offiziell eröffnet. Bis jetzt präsentiert er sich als durchgängig abgesandelte Entfesselung, um die zwei bisher prägendsten Worte der ÖVP-Strategie zu nennen. Dabei plakatiert doch schon die SPÖ eher einsilbig. "Arbeit" zum Beispiel. Oder "Bildung".

Die "News"-Enthüllung angeblicher Schwarzgeldzahlungen an die ÖVP hat für die erste große Aufregung in diesem Wahlkampf gesorgt. Die ÖVP verteidigt sich mit "Alte Vorwürfe!" (Generalsekretär Hannes Rauch) und "Aufklären, aufklären, aufklären!" (Parteichef Michael Spindelegger). Kritische Stimmen aus der SPÖ sind schnell verstummt, als auch sie unter Verdacht gerät, von der Telekom Geld genommen zu haben. In Puncto innenpolitischer Netzabdeckung ist diesem Unternehmen also echt nichts vorzuwerfen. Flächendeckend.

ÖVP Sommerfest

ÖVP

Wo ist denn da der Spitzenkandidat?

Die FPÖ beschäftigt sich in erster Linie mit Facebook, die Grünen müssen eine eher misslungene Happy-Peppi-Kampagne und eine Fußgängerzone verkraften. Das Team Stronach hat wie gewohnt Probleme mit der Listenerstellung und eine unguided missile an der Spitze. Was die drei Parteien vereint? Sie lassen sich gerne oben ohne fotografieren. Apropos oben ohne: Das BZÖ verzichtet auf Medienstar Stefan Petzner und wird nicht mehr wie ein ernstzunehmender Kandidat für den Nationalrat behandelt.

Strache Lugner

FPÖ

Zusätzlich zu den im Parlament vertretenen Parteien stehen bundesweit noch drei weitere auf dem Zettel. Die NEOS schicken ihre internen Mails unabsichtlich an den Innenpolitik-Chef der Krone, Claus Pandi, weiter. Seitdem wissen wir: Eine Verdoppelung der Zahlungen von Hans Peter Haselsteiner ist nicht automatisch zu erwarten. Die KPÖ bereitet sich intensiv auf das Volksstimmefest dieses Wochenende in Wien vor und die Piraten reden über das bedingungslose Grundeinkommen. Bei der Frage "Wie soll das bezahlt werden?" wird es schnell schwierig. In einer TV-Diskussion vergessen sie dann völlig auf Prism und Überwachung. Themen, bei denen sie eigentlich Expertise hätten. Für die zynischen WahlbeobachterInnen unter uns leider nicht bundesweit dabei: Die Monarchisten. Die sind - hört, hört! - für eine Wiedereinführung der Monarchie und die Legalisierung von Marihuana.

Die Sache mit der Kommunikation

Es ist wirklich nicht leicht, den Wahlkampf auf das zu reduzieren, was er eigentlich sein sollte: Eine Analyse und Gegenüberstellung verschiedener Modelle zur Gestaltung der Zukunft des Landes. Täglich schicken die Parteizentralen nämlich Presseaussendungen über die APA, die wenig mehr bieten als wüste Beschimpfungen der jeweiligen GegnerInnen. Literarisch vielleicht am wertvollsten ist das Traktat des "FPÖ-Jugendkandidaten" Maximilian Krauss. Am 21. August schickte er unter anderem folgende Zeilen in die Welt hinaus:

"Lassen uns von Linksextremisten nicht kastrieren!"

"Wollt ihr dem Staat was Gutes tun, zieht bitte weg zu Kim Jong-un!"

Das Originaltextservice (OTS) der APA schickt solche Aussendungen übrigens nicht gratis raus. 30 Zeilen kosten um die 150 Euro. In diesem Fall: Steuergeld.

Social Media

Hier verschwimmen die Grenzen. PolitikerInnen, JournalistInnen, LobbyistInnen, vereint in einem Interface. Freundschaftlich verbunden oder tief verhasst. Mittendrin die wachsende Zahl der Social Media BeraterInnen. Allesamt Profis auf ihrem Gebiet. Oder zumindest können sie das überzeugend behaupten. Das Öffentliche wird nicht privat, tut aber gerne so. Das führt schnell einmal zu Entgleisungen, die zwar unterhaltsam sind, in der Öffentlichkeit aber gar nicht so gut ankommen. Zwei besondere Beispiele dafür finden sich in den Reihen der SPÖ. Stefan Parzer etwa ist seit Mittwoch nicht mehr Bezirksrat in Graz-Andritz:

Stefan Parzer

Screenshot Facebook

Der Wiener Gemeinderat Peko Baxant hat sich mittlerweile entschuldigt. Dafür:

Baxant

Screenshot Twitter

Die aktuelle Stunde auf FM4 wünscht noch einen schönen Wahlkampf!

Die aktuelle Stunde I vom 30. August zum Streamen

Die aktuelle Stunde