Erstellt am: 28. 8. 2013 - 13:58 Uhr
Sport ist Mord
Damals war Spartak ein Faktor in der ersten bulgarischen Liga. Mein Opa hörte aber sehr früh mit seiner Fußballerkarriere auf. Er traf meine Großmutter. Sie war damals eines der schönsten Mädchen in der Stadt.
Um sie zu überreden, ihn zu heiraten, musste ihr mein Großvater versprechen, dass er die Fußballschuhe an den Nagel hängt, und das er sich nie wieder mit Sport beschäftigt. "Ein Sportler kann kein Haus ernähren", meinte sie. Ob sie heute auch das gleiche sagen würde, wenn sie wüsste, wie viel die Fußballer verdienen?
Mein Opa spielte nie wieder Fußball, aber besuchte bis zum Ende seines Lebens jede Woche die Spiele von Spartak. Und mich nahm er immer mit. Deswegen glaube ich sehr viel vom Fußball zu verstehen. Ich habe aber sein Fußballtalent leider nicht geerbt. Wenn wir als Kinder beim Match in unserem Viertel die Mannschaften wählten, wurde ich immer als letzter gewählt. Wenn die inoffizielle Fußballmeisterschaft des Bezirks stattfand, saß ich immer auf der Ersatzbank. Dieses Trauma trage ich noch heute in mir und habe oft Albträume davon. Ich höre eine Stimme im Schlaf. "Todor, wach auf und geh joggen!"
CC-BY-SA-2.0 / P.H.Parks - flickr.com/parksdh
Die Sonne durchdringt kaum die dichten Wolken und versucht ihre Strahlen auf das regnerische Wien zu werfen. An diesem eisigen Sonntag ist Joggen durch die Nachbarschaft das letzte was ich machen würde. Meine liebe M. ist schon längst wach, hat ihren Kaffee getrunken und versucht mich aus dem Bett herauszuziehen. Schonungslos springt sie auf mich und versucht mir so ihren Sportenthusiasmus weiterzugeben. Ich erhebe mich langsam und schaue durch das Fenster. Der einzige, der auf der verwüsteten Straße spazieren geht ist mein Nachbar aus dem ersten Stock - Magister Kontrolloberlaborleiter Oberhummer, der wie jeden Morgen seine 1200 Schritte mit seinem schwarzen Dackel durch den Bezirk geht. Einmal fragte ich ihn: "1200 Schritte von Ihnen oder vom Dackel?". Er schaute mich nur kalt an und erwiderte nichts.
Trotz aller Bemühungen schafft es M. nicht, mich aus dem Bett zu ziehen, und sie muss wieder alleine Joggen gehen. Ich hab auch mit dem Joggen ein Kindheitstrauma. In der Grundschule mussten wir im Winter nur in ärmellosen T-Shirts durch den Schulhof rennen. Währenddessen hatte der Sportlehrer eine dicke Jacke und einen Wollpullover darunter an
M. kommt vom Joggen zurück. Sie ist rot wie eine Rübe. Ähh pardon, wie eine Kirsche. Der Sport tut seine wundersame Wirkung! Ich mag sie, wenn sie so rot ist. Der britische Satiriker Jerome K. Jerome meinte mal : "Ich liebe den Sport, ich kann stundelang Menschen beim Sport treiben zuschauen!" Laut einer anderen Version sagte er eigentlich: "Ich liebe die Arbeit, ich kann stundenlang Menschen beim Arbeiten zuschauen!"
Ich bin mit beiden Versionen einverstanden.