Erstellt am: 13. 8. 2013 - 17:54 Uhr
Beste Reste
Nix wegwerfen. Lieber verschenken! Entweder an Familie, Freunde, Nachbarn oder via Myfoodsharing. Die Idee für diese Internet-Plattform hatte der deutsche Filmemacher Valentin Thurn. Er beschäftigt sich schon seit längerem mit Lebensmittelverschwendung und ihren globalen Folgen. Die Auswirkungen der Überflussgesellschaft hat er anschaulich in seiner Doku Taste the Waste aufgezeigt, die 2011 erschienen ist.
Ursprünglich 2010 in New York gestartet, hat die Foodsharing-Bewegung nun über Deutschland ihren Weg nach Österreich gefunden. Valentin Thurn und sein Team hat ein praktisches und kostenloses Modell in Sachen Essenteilen entwickelt und seit Mai ist der Österreich-Ableger der kulinarischen Geschenkebörse online.
Ziel ist es, den Lebensmittelabfall zu reduzieren und die direkte Weitergabe von nicht mehr benötigtem Essen innerhalb lokaler Gemeinschaften zu fördern. Das Ganze funktioniert im Prinzip ähnlich wie Couchsurfing oder Carsharing: Personen, die zu viel eingekauft oder geerntet haben, können sich als Essensteiler anmelden und ihre Lebensmittelkörbe posten. Interessenten können sich die Ware entweder direkt beim Anbieter abholen oder mit diesem einen Treffpunkt vereinbaren.
Die Idee ist gut, aber vielleicht noch zu unbekannt, denn auf Foodsharing.at tut sich noch nicht sehr viel: In Wien kann man sich gratis Panna Cotta und drei Flaschen Bier abholen, in Graz wird Vollkornbrot und Naturreis abgegeben.
Wenn sich mehr Menschen an Foodsharing beteiligen würden, wäre es ein spannendes Projekt für nachhaltigen Lebenswandel, das die Geldbörse und in weiterer Folge die Umwelt schont. Alleine in Wien werden jährlich in jedem Haushalt Lebensmittel im Wert von 400 Euro weggeschmissen und in ganz Österreich landen laut Lebensministerium jährlich rund 160.000 Tonnen Lebensmittel pro Jahr im Müll. Besonders oft finden sich Obst und Gemüse im Restmüll, gefolgt von Milchprodukten, Brot und Fleisch.
Foodsharing ist jetzt noch eine Standard-Website, an der dazugehörigen App wird bereits programmiert. Auch zwei Schüler aus Schärding arbeiten an einer ähnlichen App namens Foodstock, die das Teilen von übriggebliebenen Lebensmitteln schnell und benutzerfreundlich ermöglichen soll. Wann sie kommt, ist aber noch ungewiss.
Abfallstagebuch
Apropos App: man kann sich von der Website der TU Wien auch ein Food Waste Diary herunterladen. Das ist ein Tagebuch über Lebensmittelabfälle, das durch Bewusstseinsbildung helfen soll, den privaten Müllberg zu verringern.
Natürlich gibt es auch Kochbücher, die sich auf Resteverwertung spezialisiert haben. Oder auch Apps wie Zu gut für die Tonne, bei denen man übrig gebliebene Lebensmittel eintippt und ein entsprechendes Rezept erhält. Die App Don't Waste Food erinnert dich, wenn deine Einkäufe das Ablaufdatum erreichen.
Allerdings lassen diese Apps im Praxistest noch zu wünschen übrig: "Zu gut für die Tonne" hat nur 110 Rezepte auf Lager und birgt einige technische und kulinarische Schwächen. Sie reagiert nicht auf deinen tatsächlichen Kühlschrank-Inhalt: wenn man zum Beispiel Melanzani eintippt, dann muss man entweder Fleisch oder Paprika zu Hause haben, um überhaupt ein Rezept zu bekommen. Der "Don't Waste Food"-Lebensmittel-Scanner erkennt die Einkäufe nicht. Hier ist noch Gestaltungsspielraum für Programmierer und Start-Up-Unternehmen. Aber ein Anfang ist getan! Wer weitere Essens-Apps kennt: Immer her damit.