Erstellt am: 6. 8. 2013 - 16:20 Uhr
Fußball-Journal '13. Eintrag 32.
Das ist das Journal '13, meine heuer (wegen Jungvater-Pflichten) im Gegensatz zu 2003, '05, '07, 2009 und 2011 nicht sehr regelmäßige oder gar tägliche Web-Äußerung in ungeraden Jahren.
Heute wieder mit einem Eintrag ins Fußball-Journal 13 - heute anlässlich der traditionellen ÖFB-Kader-Bekanntgabe-Presse-konferenz des Teamchefs.
Das Team für den Test am 14. 8. gegen Griechenland in Salzburg.
Tor: Robert Almer (Cottbus/DEU), Ramazan Özcan (Ingolstadt/DEU), Heinz Lindner (Austria). Auf Abruf: Thomas Gebauer (Ried).
Abwehr: György Garics (Bologna/ITA), Florian Klein (Salzburg), Aleksandar Dragovic (Dynamo Kiew/UKR), Sebastian Prödl (Werder/ DEU), Emanuel Pogatetz (Nürnberg/DEU), Manuel Ortlechner, Markus Suttner (Austria), Christian Fuchs (Schalke/DEU). Auf Abruf: Thomas Hinum, Thomas Reifeltshammer (Ried), Martin Hinteregger, Andreas Ulmer (Salzburg).
Mittelfeld: David Alaba (Bayern/DEU), Julian Baumgartlinger (Mainz/ DEU), Veli Kavlak (Besiktas/TUR), Christoph Leitgeb, Jakob Jantscher (Salzburg), Zlatko Junuzovic, Marko Arnautovic (Werder/D), Guido Burgstaller (Rapid), Andreas Ivanschitz (Levante/SPA), Martin Harnik (Stuttgart/DEU).
Auf Abruf: Yasin Pehlivan (Bursaspor/TUR), Raphael Holzhauser (Augsburg/ DEU), Alexander Grünwald (Austria), Marco Meilinger (Salzburg), Robert Zulj (Ried), Marcel Sabitzer (Rapid).
Angriff: Philipp Hosiner (Austria), Andreas Weimann (Aston Villa/ENG). Auf Abruf: Rubin Okotie (Austria).
Verletzt sind: Franz Schiemer (Salzburg) und Marc Janko (Trabzonspor/ TUR), auch Alexander Gorgon (Austria) und Michael Gspurning (Seattle/USA).
Nicht nominiert: Markus Berger (Odessa/UKR), Christopher Trimmel (Rapid); Stefan Kulovits (Sandhausen/DEU), Florian Mader, Daniel Royer, Marko Stankovic (Austria), Darko Bodul (Odense/DEN).
Sowieso out: Manninger (Augsburg), Stranzl (Gladbach), Scharner (HSV). Jonathan Schmid (Freiburg) will es jetzt ins französische Team schaffen.
Die abrufnominierten Hinteregger, Holzhauser, Sabitzer und Zulj sind auch im U21-Kader fütr die beginnende EM-Quali (14. August in Albanien) - dazu später mehr.
Eigentlich liegt mir Constantini ja deutlich mehr: die offene Ansprache, das provokante Wort, die leberwurstige Rückfrage. Eigentlich nervt mich das diplomatische Säuseln, das Marcel Koller so perfekt beherrscht, unendlich. Da war mir sogar die Zeitlupen-Kabarettismus des Hickersberger und das diffuse Gegrantel von Brückner lieber; rein reibungstechnisch.
Uneigentlich aber ist es für alle ein Segen: Beruhigung und permanente DeEskalation in einem von sich für die besseren Teamchefs haltenden Trottel übersätem Land, in einer von geifernden Boulevard-Sabberern auf der Suche nach dem nächsten künstlichen Widerspruch und der nächsten gekünstelten Empörung überfrachteten Medien-Landschaft.
Nicht dass es Koller nicht in vielen Punkten zu widersprechen gilt: aber es sind Details; die Würze einer intellektuellen Debatte - die nicht geführt wird, weil sich Koller (zurecht, in einem grobklotzigen Medien-Land geht's nicht anders) entzieht, mit den Mitteln seiner verbalen Diplomatie. Und ich muss aufpassen, dass mich mein Genervtsein darüber, über diese Diskurs-Verweigerung nicht versehentlich dorthin führt den Kollerismus prinzipiell in Frage zu stellen.
Denn der steht wie ein Einser, der klappt: klares Agenda-Setting im Verband, Installierung einer grundsätzlichen Philosophie, schlaues Gegner-Ausgucken, solide Matchpläne, effektive Umsetzung von Vorhaben und ein sehr prinzipiell auf den Stärken der Legionäre aufgebebauter Kader.
Deshalb ist es nachvollziehbar, dass auch der Kader für den letzten Test vor den alles entscheidenden Herbst-Qualifikations-Matches der letztlich selbe wie immer ist. Auch wenn das für die, die (deutlich belegbar) deutlich besser drauf sind als ein paar Berufene, nix als Frust und die Gewissheit, dass der Leistungsgedanke in Österreich nichts als ein Ideal des jungen Staatsekretärs Kurz ist, der weder in eigenen Partei noch im gesellschaftlichen Konsens wirklich gilt. In Wahrheit, und das ist der große Haken aller kapitalistischen Heilsversprechen zählen ganz andere Kriterien.
Im Fall von Koller und dem ÖFB-Team ist es nicht so schlimm wie im protektionistischen Rest-Österreich, da geht immerhin das Team-Building (auch ein wichtiger Gedanke) vor der aktuellen Leistung. Und da das bereits abgeschlossen ist, kommt keiner mehr rein. Und so tritt der absurde Fall ein, dass Koller die Österreicher aus der B-Elf von RB Salzburg (Klein, Leitgeb, Jantscher) nominiert, die aus dem A-Team (Ulmer, Ilsanker, Meilinger) aber nicht oder nur auf Abruf. Das geht sich, wenn man einen 23er-Kader hat und davon ausgehen kann eh nicht alle wirklich einsetzen zu wollen, schon irgendwie aus. Solange das prinizipielle Vertrauen in das Können der Spieler da ist. Und das hat Koller; egal wen man anspricht: Arnautovic, Almer, die Salzburger, Burgstaller, auch Dragovic oder Ivanschitz, falls sie bei ihren neuen Klubs nur auf der Bank sitzen. Vertrauen.
Den Begriff überbetont Koller schon fast. Er soll hängenbleiben, sich bei den Medien verfangen und so auch wieder auf die Spieler zurückfallen. Es ist psychologisch recht simpel: der dem man vertraut, der dem vertraut wird, der traut sich mehr zu. Und das ist gerade im Sport schon die halbe Selbstbewusstseins-Miete.
Es ist also richtig zu vertrauen.
Auch wenn es für Ilsanker, Royer, Stankovic, Meilinger, Grünwald, Bodul, Mader, Markus Berger oder Trimmel oder den neue Sandhausener Kapitän nicht lustig ist, keine seriöse Chance zu bekommen.
Auch wenn der einzige Stürmer auf Abruf Austria-Ersatzspitze Okotie ist - es laut Koller also keinen Stürmer außerhalb der Legionäre und der Austria gibt.
Kollers Kader umfasst also nicht die Besten, sondern die denen vertraut wird. Und obwohl sich der Teamchef in immer gern in allen Stadien umsieht - nach Neuem hält er dort keinesfalls Ausschau.
Darauf angesprochen mauert oder meckert er nicht, sondern appeast, verschleiert, diplomatisiert. Und nervt mich damit. Handelt aber richtig. Es sind eben nur die Details; mit sowas kann sich eine erfolgreiche Nation ohne echte Sorgen herumschlagen, in Österreich geht das nicht. Noch. Vertrauen.
Und selbst die tatsächliche Gemeinsamkeit mit Constantini (dass wieder einmal, bei einer Mehrheit - drei von vier - an anstehenden und entscheidenden Auswärtsspielen nur daheim getestet wird; der ÖFB schafft es nur einmal alle heiligen Zeiten sich ohne Zwang, nach eigener Ausmachung in die Fremde zu wagen) ist dabei nicht relevant.
Gegen Griechenland kann also nur die Vertrauensbasis getestet werden. Sonst vermag dieser Gegner nichts zu simulieren.
Und während diese kleinen Ärgerlichkeiten der sanftmütigen Diskurs-Verweigerung mich noch kitzeln und provozieren wollen, sagt Koller dann - zu einem Thema, das ihn nur periphär angeht - einen Satz, der alles wieder verfliegen lässt; einen Satz, der mir signalisiert, dass hier jemand verantwortlich ist, der die wesentlichen Dinge erkennt und sich nicht im blindwütigen Patriotismus seiner Vorgänger verliert.
Koller merkt, auf das Match der Salzburger gegen Fenerbahce angsprochen an, dass zwar er Chancen sehe, aber doch auf die Tatsache hinweisen möchte, wie leicht das türkische Team, das noch Wochen vor dem eigentlichen Saison-Auftakt steht, nach edem Rückstand zwei Gänge vorgeschaltet und damit das Remis erzielt habe. Und das, sofern Salzburg nicht schnell vorlegt, eine solche Verschärfung im gesamten Rückspiel droht. Koller sagt das hinter duftigen diplomatischen Wort-Wattebäuschen verbrämt, aber für Hinhörer deutlich erkennbar.
Derlei habe ich in keiner "Fach"-Meinung, in keiner "Experten"-Analyse gelesen oder gehört - dabei ist genau das der Schlüssel zu dieser Auseinandersetzung und nicht das Gewäsch um Schiri-Pfiffe.
Koller kann eben.
Wohl auch deshalb vertraue ich ihm.