Erstellt am: 8. 8. 2013 - 15:00 Uhr
Würfelglück
Picroma
Es ist ein famoser Tag: Freundlich lächelt die eckige Sonne vom Himmel, rechteckige Schäfchenwolken ziehen über eine idyllische Landschaft aus klötzchenförmigen Bergen, Wiesen und Tälern. Die eckigen Kühe muhen, die eckigen Schweine grunzen und ... Moment mal, hatten wir das nicht schon? Irrtum: Die Rede ist nicht von "Minecraft", jenem Indie-Titanen, der die weltweite Spielerschaft zu Lego-Survivalisten und Markus "Notch" Persson zum Millionär gemacht hat, sondern von einem anderen Spiel, das neben oberflächlichen Ähnlichkeiten auch genügend Besonderheiten hat, um ganz abseits der vermeintlichen Verwandtschaft zum großen Sandkasten zu bestehen.
Mehr Spiele auf
"Cube World" sieht in seiner Voxel-Engine und seinem eckig-charmanten Retro-Style zwar so aus wie "Minecraft", doch es spielt sich wie ein waschechtes Exploration-Rollenspiel: Hier wird keine Welt gestaltet, sondern abenteuernd erforscht, hier wird nicht gebaut und gegraben, sondern gekämpft und aufgelevelt. "Zelda" trifft "Skyrim" trifft "Minecraft", gewissermaßen.
Picroma
Under construction
Dabei bedient sich das deutsche Entwicklerehepaar Wolfram und Sarah von Funck eines Vertriebsmodells, wie es sich im Indie-Bereich von, eben, "Minecraft" über "Prison Architect" bis "Don't Starve" bewährt hat: Per Alpha-Funding können abenteuerlustige Spieler bereits jetzt, Monate vor der Fertigstellung des Spieles, zum reduzierten Preis die schon spielbare Baustelle durchstreifen und so praktisch bei der Fertigstellung zusehen und so den Entwicklern unter die Arme greifen. Auch "Cube World" bietet, wie die anderen genannten Alpha-Funding-Spiele, bereits jetzt erstaunlich viel, auch wenn große Teile noch "under construction" sind.
In den immer neu zufallsgenerierten, endlosen Knuddel-Fantasywelten von "Cube World" haben Alpha-Tester schon jetzt viel zu entdecken und zu tun: Es gibt bereits einfache Quests, vor allem aber lockt der ewige Kreislauf des Levelns und Lootens, gewürzt mit einer Portion Crafting und, vor allem, dem Reiz des Entdeckens. Sowohl die gebirgig-majestätische Oberwelt, die in ihrer quadratisch-reduzierten Optik erstaunlich atmosphärisch und erhaben wirkt, als auch die dunklen Höhlen und Kavernen belohnen abenteuerlustige Erforscher schon jetzt immer wieder mit neuen Aufgaben und Herausforderungen.
Große Erwartungen
Zugegeben: Noch wiederholen sich diese Aufgaben und Abläufe, wirken Städte und NPCs steril, noch bleibt Spielern sowohl im Singleplayer als auch im Multiplayer-Spiel (online und im LAN können im Moment bis zu vier Spieler gemeinsam auf Reisen gehen) wenig mehr zu tun, als durch die abwechslungsreichen Landschaften zu ziehen, Dungeons und Höhlen zu erforschen und im Kampf gegen die vor allem zu Beginn übermächtigen Gegnerhorden dem eigenen Levelaufstieg nachzujagen.
Freispielbare Skills wie etwa der schicke Gleitdrachenflug oder eine Reihe von zähmbaren Begleittieren lassen aber schon jetzt verschmerzen, dass eine Kampagne, Story sowie unzählige andere versprochene Features noch weit weg sind.
Picroma
Ein kleiner Klassiker der Zukunft
"Cube World" für Windows ist per Early-Access-Modell schon im jetzigen Alpha-Stadium spielbar. Wer jetzt zum günstigen Preis kauft, dem versprechen die Macher sowohl alle Updates als auch das fertige Spiel ohne weitere Kosten.
Denn schon in diesem frühen Stadium ist klar zu sehen, dass hier von nur zwei Indie-Entwicklern ein kleiner Klassiker geschmiedet wird, der bis auf die Optik wenig mit "Minecraft" gemeinsam hat: Es ist schon absehbar, dass "Cube World" ein Action-Rollenspiel wird, das bei großer Zugänglichkeit erstaunliche Tiefe bietet und wegen seiner prozeduralen Generierung und Multiplayer-Möglichkeiten auch langfristig interessant bleiben dürfte.
Allein für seinen unnachahmlichen Stil, für seine bewundernswerte Ambitioniertheit und für seine bereits funktionstüchtige Suchtspirale aus Leveln, Craften, Looten und, besonders wichtig, Erforschen einer immer wieder überraschend atmosphärischen Klötzchenwelt ist "Cube World" ein Rohdiamant, der seinen moderaten Early-Access-Preis für wagemutige und ungeduldige Alpha-Abenteurer schon jetzt wert ist.
Und eines ist auch klar: All jene, die schon bei "Minecraft", "Don't Starve" oder "Prison Architect" das Abenteuer Alpha-Funding von Beginn an miterlebt haben und somit bei der Entstehung dieser Spiele von Anfang an mit dabei waren, bleiben auf ewig die Pioniere, die mit "ihren" Spielen oft auch emotional verbunden sind. So ist das eben: Jedem Anfang, so wusste schon Antoine de Saint-Exupery, wohnt ein Zauber inne.