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31. 7. 2013 - 18:30

Ziviler Ungehorsam im Flugzeug

Die Aktivistin, die versucht hat, die Abschiebung von zwei Refugees nach Pakistan zu verhindern, im Interview: "Es geht halt um Menschenleben".

Zur Vorgeschichte

Am Sonntag sind acht Flüchtlinge aus dem Servitenkloster festgenommen worden: "In Pakistan warten auf uns Gefängnis und Tod"

Dienstagnachmittag kurz vor 16 Uhr. Am Flughafen Wien-Schwechat rollt eine Maschine der Qatar Airways Richtung Startbahn. Unter den Passagieren des Flugs Nummer QR096 sind zwei Flüchtlinge aus dem Servitenkloster, einige Polizisten und Monika. Sie ist eine Unterstützerin aus dem Umfeld des Refugees Camps. Monika hat sich ein Ticket gekauft, um einen letzten Versuch zu starten, die Abschiebung zu verhindern. Wie das ganze abgelaufen ist, hat Monika heute in FM4 Connected erzählt.

Flughafen-Kontrollen

Monika wollte eigentlich gar nicht nach Doha fliegen. Sie hat sich trotzdem ein Ticket gekauft und gegen Mittag eingecheckt. Im Transitbereich habe es bereits auffällig viel Polizeipräsenz gegeben, sagt sie. Schon vor dem Boarding seien Flughafen-Polizisten am Gate herumgegangen und hätten Reisende angesprochen und befragt. Monika: „Neben mir ist ein junger Mann gesessen und dann kam ein Flughafen-Polizist in Zivil und hat begonnen ihn zu befragen, warum er dorthin fliegt, wo er vorher war und insbesondere, wann er sein Ticket gekauft hat.“ Der junge Mann sei sehr überrascht gewesen, was die österreichische Polizei so wissen will von Reisenden. Sie selber wurde aber nicht angesprochen und so konnte Monika unbehelligt in das Flugzeug einsteigen.

APA/HANS PUNZ

In den hinteren Reihen

Als dann das Boarding begann und Monika das Flugzeug betrat, sah sie, dass die hinteren Reihen schon besetzt waren. Als die Passagiere ihre Plätze gefunden hatten, sei sie nach hinten hin gegangen und habe zwei der Refugees aus dem Servitenkloster entdeckt. Monika habe dann die beiden gefragt, ob sie gegen ihren Willen im Flugzeug sitzen. Das hätten beide bestätigt, sagt sie. „Dann habe ich laut auf Englisch kundgetan, dass das eine Deportation ist, dass die Leute unfreiwillig im Flieger sind und vom Tode bedroht sind, dort wo sie hin fliegen“. Die beiden Flüchtlingen sollen „furchtbar fertig und niedergeschlagen“ auf sie gewirkt haben. Einer der Flüchtlinge habe auch zu weinen begonnen, sagt sie.

Auf der Rollbahn

Zu diesem Zeitpunkt war das Flugzeug bereits in Bewegung. Da sich Monika mehrfach weigerte den Aufforderungen nachzukommen sich hinzusetzen, konnte das Flugzeug aber nicht starten. Es musste zurück in die Parkposition rollen. Dann seien drei Polizisten und eine Polizistin zugestiegen. „Der Leiter dieser Gruppe von Polizisten hat mich darüber aufgeklärt, dass der Flugkapitän mich aufgefordert hat mich zu setzen und dass er die Oberhoheit im Flugzeug hat und mir die Festnahme droht, wenn ich mich dem widersetze. Da ich mich aber dem weiterhin widersetzt habe, wurde gesagt, dass ich nun festgenommen bin und danach wurde ich aus dem Flugzeug gezerrt.“ Monika wurde mit zur Polizeistation genommen und ihr wurde mitgeteilt, dass sie die Ordnung gestört habe und ihr eine Verwaltungsstrafe drohe. Laut Polizei hob das Flugzeug dann mit rund 20 Minuten Verspätung ab.

Interview mit Monika:

Wie haben die anderen Fluggäste reagiert?
Überhaupt nicht, die meisten Leute haben überhaupt nicht reagiert. Ein Mann, der vor diesen Polizisten gesessen ist, hat mir mitgeteilt, dass er oft nach Pakistan fährt und dass das ein sehr schönes Land ist. Ich habe ihn dann gefragt, ob er ein politischer Oppositioneller in Pakistan sei. Diese Frage hat er dann nicht verstanden. Das war die einzige Reaktion und die war negativ.

Welche Strafe droht dir jetzt?
Ich bekomme eine Geldstrafe.

Zusammen mit dem Flugticket eine teure Aktion, oder?
Eine sehr teure Aktion. Ein Polizist hat mich darauf hingewiesen, dass das alles sehr teuer ist. Und ich habe ihm gesagt, naja man gönnt sich ja sonst nichts. Nein, also das ist auch für mich finanziell ein echtes Problem, wobei wir uns da auch gegenseitig unterstützen. Aber es geht halt um Menschenleben und konkret um Leben von Menschen, die ich jetzt seit Monaten kenne und schätze.

Das heißt, du kennst die Flüchtlinge schon länger?
Ich kenne die Flüchtlinge, ja. Bin aber nicht federführend bei den UnterstützerInnen engagiert. Aber ja, ich kenne sie.

War die Art und Weise, dich aus dem Flugzeug zu führen in Ordnung?
Es war schon sehr unfreundlich und unfreiwillig. Sie haben mich schon wirklich gegen meinen Willen hinausgezerrt. Aber für den Zweck, dass sie mich hinauszerren wollten, war das keine übertriebene Gewaltanwendung.