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Maria Motter Graz

Bücher, Bilder, Kritzeleien. Und die Menschen dazu.

25. 7. 2013 - 12:41

Baba, Niese!

Der beliebte Grazer Underground-Club schließt - mit einer langen Sause.

Es soll Freitag Nachmittag um drei beginnen und zwei Tage später am Sonntag um Sonntagnachmittag um drei enden. Klingt anstrengend, wird aber bestimmt lustig: Mit einer 48-Stunden-Party schließt der Club Niesenberger in Graz. Letzte Gelegenheit für all jene, die stets in die "Niese" schauen wollten, doch trotz festen Vorsatzes zu nächtlicher Stunde zuhause einschliefen.

Eingang zum Garten der Niesenbergergasse

Radio FM4 / Maria Motter

Als Kulturzentrum – mit Proberäumen und kleinen Bürostudios wie dem vom Elevate Festival – bleibt die Niesenbergergasse nach Schließung des Clubs noch ein Jahr bestehen, hofft Mitbetreiber Matthias Maurer.

Die Niese, das war ein DIY-Ding. Mit der Niesenbergergasse haben Jörn Grocholl und Matthias Maurer eine Verbindung aus Produktion und Präsentation versucht. Mehr als ein Club sollte die Niese von Anfang an sein, mit Räumlichkeiten, wo MusikerInnen und DJs unter der Woche arbeiten können und ein Austausch wie nebenbei passiert. Tatsächlich wird der Club der breit aufgestellten Grazer elektronischen Szene fehlen. Auf den Floors im Keller und im Erdgeschoss spielte vor allem die lokale Szene und junge DJs fanden ein Publikum. Diesen Spielplatz zum Experimentieren wird man vermissen.

Gemeinschaftsgarten vor dem Club Niese

Radio FM4 / Maria Motter

Clubhaus im Grünen

Woran ist die Niese als Club gescheitert?

Der Hauptgrund sei, dass es nicht ihr Gebäude sei, sagt Matthias Maurer. Vor vier Jahren hat ihr "Verein Kultur-Kompetenz-Zentrum Annenstrasse, Verein zur Förderung von Produktion & Präsentation", das Gebäude unweit der Annenstraße gemietet – mit der Option, das Gebäude auch kaufen zu können. Der Besitzer stellte von Anfang an klar, dass er die Immobilie entweder verkaufen oder einmal selbst entwickeln werde. Die Immobilienpreise stiegen. Die nahe Annenstraße wird zurzeit neu gestaltet, und auch der Besitzer der Niese-Immobilie tritt nun auf den Plan.

Zeitgleich erklärten diverse Behörden den Niese-Betreibern, dass es so nicht weitergehen könne. Ein Bauansuchen für die Niese war im Laufen, durch die Jahre haben Matthias Maurer und Jörn Grocholl den Club sukzessive verbessert und gewisse Auflagen erfüllt. Doch es hat nicht gereicht. Konkret fehlten 50.000 zusätzliche Euro. Für eine weitere mögliche Nutzungszeit von zwei Jahren würde sich diese Investition nicht auszahlen.

Aus mit Ausblick?

Diesen Herbst und Winter will Matthias Maurer Veranstaltungen in unterschiedlichen Locations machen, gemeinsam mit anderen. Die größeren Abende werden voraussichtlich in der Seifenfabrik stattfinden. Im Frühling 2014 könnte es wieder spannend werden: Finden sich eine neue, geeignete Location, ein "gutes Konzept und gute Leute", will Maurer etwas Neues starten.

Clubs auf Vereinsbasis?

Das Kottulinsky im Grazer Univiertel, hält noch immer bis nach Sonnenaufgang offen und plakatiert das fett gedruckt. Möglich ist das durch die Gründung eines eigenenClubs, bei dem man sich registrieren kann. Die Niese-Macher sehen das gelassen, obwohl manche vermuten, dass dadurch die Behörden auf Club-Konstrukte auf Vereinsbasis aufmerksam wurden. Jeder hätte seine Motivation, sagt Matthias Maurer, und das Kottulinsky wollte einen Weg finden, wie es mit einer auf zwei Uhr nachts festgesetzten Sperrstunde sein Geschäftsmodell weiter umsetzen konnte

Die Konstruktion über den Verein bot der Niesenbergergasse die Möglichkeit, auch ohne viel Budget das Konzept Club mit Produktionsräumen umzusetzen. Wer mehr Berechtigung hätte, einen Club auf Vereinsbasis durchzuziehen, das zu beurteilen stünde Matthias Maurer nicht zu. Man müsse für alle Seiten Verständnis haben. Diplomatie war wohl eines der Geheimnisse, warum es mit diesem Untergrund-Ding doch erstaunlich lang gut lief.

Niesenberger Abschiedsfest - 26.7. bis 28.7. 2013.

Freitag ab 15.00 Grillen ("Tofu oder Fleisch bitte mitbringen", Rest vorhanden), Spielen, Musik von Gegenwart, Lesung von Gernot Tutner; ab 21.00 Live-Bands Alice Springs und Lokomo und Johannes Jeindl & Friends. Danach "unten" in der Niese: Tekno'S23, Missuki, B2B Protone, Illip, De:Dust, Neurologic, The Nagual, Jacques Prell.
"Oben": DJane EOS, Epikur, Audiotherapie mit Mischkonsum, Dino de Mees und Milian T, Adriana Celentana, Puschmann, Uschi Obermayer, Kafanos B2B Andrew Bearing, M.A.R.S., Cheever, Fontarrian.
Visuals: [MO:YA]

Samstag "unten": Disko404 Goodbye Special mit B.L.O.,
Dizzy Womack, Feelipa, Finna, Franjazzco, Ib.Noze, Jabok, Mike Fidel, Simon/off und Zvonko.
"Oben": Kopf bei Fuss mit Bendejo, Mandoiu, Kwak, Shallen und Illip. Sowie The Hausboot Allstars Bitz & Puschmann, Bogdo & Bernstein. Des Weiteren dabei: Illinoise, Henry Bootz, Elex.Ender. Visuals: Hand mit Auge.