Erstellt am: 25. 7. 2013 - 15:19 Uhr
Die FM4 Wappenkunde
Wir sind wegen der FM4 Sommeraktion so in das Thema "Orte" vertieft, dass wir im Zuge unserer Recherchen auf zahlreiche österreichische Gemeinden und deren Wappen gestoßen. Manche beinhalten seltsame und fantastische Symbole, deren geschichtliche Hintergründe herrlich erstaunen.
Allgemeine Quickinfo
Als gesetzlich geschütztes Zeichen repräsentiert das Wappen die Gemeinde als kleinste politische Einheit des öffentlichen Lebens in Österreich. Ein Wappen ist aber kein Logo, das je nach Modegeschmack und Zeitgeist geändert werden kann. Es ist durch seine jahrhunderte lange Entwicklung ein bleibendes, erbliches Objekt der Kultur und des Rechtslebens.
Gerne werden Tiere in Wappen dargestellt. Das Steirische Wappen etwa zeigt einen silbernen, rotgehörnten flammenspeienden Panther auf Grün, den Steirischen Panther. Die Gemeinde Stainztal hat sich der Langschnabelschnecke verschrieben, die im Urmeer vor 16 Mio. Jahren gelebt hat. Und Perg in Oberösterreich hat ein Einhorn als Wappen. Es folgt eine kleine Auswahl an anderen aufsehenerregenden Gemeindewappen aus Österreich.
Der eiserne Strauß
Gemeinde Leoben
Das Stadt- und Gemeindewappen von Leoben in der Steiermark zeigt einen weißen Vogelstrauß auf rotem Grund, mit je einem Hufeisen in Schnabel und Klaue. Das Wappen geht auf Legenden vom "Eisen fressenden Strauß" zurück. Man dachte früher, dass der Strauß ein eisenfressendes Tier sei. Und da Leoben zu dieser Zeit für Eisen und Stahl bekannt war, nahm man ihn ins Wappen auf. Wenn man damals schon gewusst hätte, wie vorzüglich das Fleisch des Vogelstraußes schmeckt, eben weil er kein Eisen, sondern vorwiegend Pflanzen frisst, würde jetzt auf der Speisekarte in jedem Gasthaus in Österreich neben Kalbs- und Schweine- sicher auch ein Straußenschnitzel angeboten werden.
High five?
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Das Wappen von Mönchhof im Burgenland im Bezirk Neusiedl am See ziert eine goldene Hand auf rotem Grund. Man könnte auf den ersten Blick annehmen, es handle sich um das allgemein bekannte Metal-Handzeichen oder den Mr. Spock-Gruß, aber nein! Es ist eine Schwurhand. Die gehört nicht König Andreas von Ungarn, der den Boden damals hergeschenkt hat. Die Schwurhand symbolisiert die Zisterzienser Mönche vom Stift Heiligenkreuz, die König Andreas damals geschworen haben, das Land urbar zu machen, sprich möglichst viel Wein anzubauen. Das haben sie erfolgreich geschafft. Mönchhof ist die älteste Weinbaugemeinde Österreichs.
Der phallische Mast
Gemeinde Lichtenberg
Lichtenberg in Oberösterreich hat sein Wappen erst 1969 erhalten. Man sieht auf blauem Grund einen goldenen Dreiberg und einen rot-silbern-rot geteilten Mast. Im unteren Teil ist er mit zwei kurzen, silbernen Leisten und darauf zwei silbernen Schalen besteckt. Das sieht einerseits sehr phallisch aus, andererseits spielt das Wappen tatsächlich auf den 157m hohen Rohrmast des Rundfunk- und Fernsehsenders am Lichtenberg an. Die Heraldiker sehen das übrigens nicht so gerne, weil der Antennenmast ein zeitabhängiges Symbol ist - und wer weiß schon ob ein solcher in hundert Jahren überhaupt noch gebraucht wird.
Zum goldenen Kamel
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Timelkam ist eine Marktgemeinde in Oberösterreich im Bezirk Vöcklabruck. Im Wappen sieht man unter anderem ein goldenes Kamel mit einem golden gekleideten Reiter mit Krummsäbel. Warum Timelkam keinen Hasen oder Fuchs, kein Pferd oder ein andere heimische Tierart im Wappen trägt, weiß man nicht genau. Das Kamel entstammt vermutlich dem Wappen des Adelsgeschlechts der Seeauer, die eine enge Verbindung zur Herrschaft Wartenburg hatten. Warum wiederum die Herrschaften zu Wartenburg eine Affinität zu Kamelen pflegten ist auch nicht überliefert. Genauso wenig weiß man, was es mit dem Reiter und seinem Krummsäbel auf sich hat.
Zwei Raufbolde
Gemeinde Hadersdorf-Kammern
Das Wappen der Gemeinde Hadersdorf-Kammern im Bezirk Krems-Land in Niederösterreich ist recht wild. In Unkenntnis der wahren Bedeutung des Ortsnamens gab im Jahre 1514 Kaiser Maximilian I. dem Markte sein bis heute gültiges Wappen, das zwei miteinander hadernde, offensichtlich kämpfende Landsknechte zeigt. Dieses Symbol ist tatsächlich zeitunabhängig. Denn geschlagen wird immer noch, nicht nur bei Burschenschaften.
Das Glückskind
Gemeinde Kindberg
Kindberg ist eine Stadt im steirischen Bezirk Mürzzuschlag. Auf dem Wappen sieht man ein nacktes Kind, das auf einem Hügel sitzt. Das Wappenbild geht auf eine Sage zurück, die besagt, dass ein Kind, das durch ein Hochwasser mitgerissen wurde, völlig unversehrt in Kindberg angespült wurde. Man fand es dort auf einer Wiese sitzend und mit einer Blume spielend vor.
Die Suche im österreichischen Wappen-Dschungel macht richtig Spaß. Wie sieht denn das Wappen eurer Gemeinde oder Stadt aus? Sind darauf auch bärtige Wassermänner zu sehen wie im Stadtwappen von Schwechat? Oder tummelt sich darauf auch ein schwarz gekleideter Riese wie im Wappen von Reith bei Seefeld in Tirol?