Erstellt am: 21. 7. 2013 - 16:17 Uhr
Immerwährende Adoleszenz
Das Wichtigste gleich am Anfang: Speedy Ortiz sind eine ganz und gar wunderbare Band - ein bisschen albern, übellaunig, lustig, wild, fresh und jung. Eine Band, die einem den Glauben an den Rock and Roll wieder zurückgeben kann. Vier Menschen Anfang, Mitte Zwanzig, die sich vor kurzem erst am Amherst College, Massachusetts kennengelernt haben und sich gleich darauf in der Garage verbarrikadiert haben, um an der klassichen Gitarrenband-Besetzung die Geister Indie, Mopedrock, Dosenbier-Punk und Noise-Pop wiederzubeleben.
Speedy Ortiz
- Speedy Ortiz
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- Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.
Was Speedy Ortiz da so schrottig auf ihrem eben erschienen Debütalbum namens "Major Arcana" zusammenmusizieren, zehrt von den Musiken der späten 80er und der frühen 90er: Die Pixies und Pavement kann man hier herraushören, Sonic Youth, Dinosaur Jr. und eine gute Dosis Rrrriot Girl. Auch Grunge, den guten, egalen, aus der superfuzzy Mudhoney-Schublade. What else is new? An disen Eckpunkten haben sich schon vierhundert Bands wundgespielt, Speedy Ortiz jedoch sind jetzt schon trotz der Anrufung der altbekannten Vorbilder eine Band mit Attitude und Identität. Speedy Ortiz klingen ungestüm, immer ein bisschen angepisst und nach unaufgeräumtem Proberaum, dabei aber gleichzeitig so richtig gut und fast schon auf der absoluten Höhe des Rockhandwerks.
Auch wenn die gesamte Band also sehr super ist, ist der Unique Selling Point von Speedy Ortiz aber dann doch Sängerin, Gitarristin und Frontfrau Sadie Dupuis: Sadie Dupuis studiert Poetry und schreibt so schön vieldeutige und verspielte Songtexte. Mal sind sie mit Absicht gut dämlich, dann wieder melancholisch, trist oder lakonisch aus dem Ärmel des Karohemds geschleudert.
Exemplarisch für das herrliche Album "Major Arcana" und die herrliche Band Speedy Ortiz soll heute hier einer von vielen Höhepunkte der Platte stehen: Der Song "No Below" ist sozusagen die Ballade. Ein Song über die altbekannte Geschichte, wie das denn so ist, wenn man sich an der Highschool als Outsider fühlt und die ganze Welt einen nicht und nicht verstehen will. Und später einmal kommt man vielleicht drauf, dass man als Eigenbrötler eventuell doch Mitglied im größten Club der Welt ist. Schlicht und eindringlich. Good Old Teenage Angst - kommt nie aus der Mode. Am Schluss gibt's auch noch ein schief aus den Saiten genudeltes Solo. Speedy Ortiz: Musik für junge Menschen und alle, die es noch werden wollen.