Erstellt am: 17. 7. 2013 - 16:59 Uhr
Fußball-Journal '13. Eintrag 28b.
Das ist das Journal '13, meine heuer (wegen Jungvater-Pflichten) im Gegensatz zu 2003, '05, '07, 2009 und 2011 nicht sehr regelmäßige oder gar tägliche Web-Äußerung in ungeraden Jahren.
Heute wieder mit einem Eintrag ins Fußball-Journal 13 - und zwar hier mit der Nörgler-Variante.
Hier die gutgelaunte Version Alles wird besser - Preview auf eine womög-lich denkwürdige Saison.
Siehe dazu auch: Fußball-Journal '13. Eintrag 23. Alles wird gut. Eine unerhörte Vorschau auf 2013/14 und Eintrag 24, Alles wird gut, part 2.
Übersetzungs-Hilfe für den Begriff zaach.
Klar, das Nationalteam macht enorme Fortschritte, Peter Stöger hat es ins Ausland geschafft und für die Austria und Salzburg sieht es - europäisch gesehen - recht gut aus. Dahinter aber gähnt der Abgrund.
Die Bundesliga ist nicht nur strategisch und organisatorisch ein Lehrbub, sie hat durch die Causa Liefering auch moralisch Kredit verspielt. Bundesliga-Vorstand Georg Pangl nannte die in alle Schwächen der Satzungen hineinstoßende Umgehungsstrategien der "Ein Vereine - eine Mannschaft"-Grundsatzes "einen korrekten Weg" und wusste ihn auch Rapid oder Austria zu empfehlen.
Den Profi-Ligen drohen massive Zuschauer-Rückgänge durch den zunehmenden Provinzilialismus - die "Neuen" (Grödig, Parndorf und Liefering) sacken schon mal in den dreistelligen Bereich ab.
Dass die sogenannten "Übergangsbestimmungen", die selbst nicht bundesligatauglichen Bedingungen (im Fall Grödig betrifft das nicht nur das Stadion, sondern die gesamte Infrastruktur) wieder einmal gummiartig ausgelegt wurden, versteht sich. Dass erst nach dieser Lex Grödig eine Verschärfung angekündigt wurde, ist Ausdruck einer Politik der Hilflosigkeit.
Baustellen, soweit das Auge reicht...
Die größte Baustelle, vor allem die mit dem stärksten Eskalationspotential droht bei Rapid Wien, wo ein heißer Herbst bevorsteht. Wenn sich das stark veränderte Sturm Graz nicht von Anbeginn an oben festsetzt, sind dort vergleichbare Proteste nicht auszuschließen - das neue Management hat nicht mehr allzu viele Chancen endlich einen stabilen Kurs zu finden. Brennpunkt Nummer 3: Innsbruck. Auch hier kommt ein neuer Präsident, dazu die tickende Zeitbombe Kirchler, der noch immer nicht wirklich kapiert hat, warum er die Schiedsrichter nicht angreifen darf, und ein unberechenbares Publikum. Dem WAC steht ein klassisches zweites Jahr (mit potentiellem Horror) bevor, Ried ein schwieriges Übergangs-Jahr.
Das alles spricht eher für eine Bundesliga-Meisterschafts-Runde, in der die Nackten die Blinden anleiten werden, und es wesentlich basalere Probleme geben wird als die Frage ob die Coaches den zuletzt begangenen Wegs des Konzept-Trainertums beibehalten.
Die großen Hoffnungen, die in der 1.Liga, vor allem im letzten Herbst, für eine Niveau-Steigerung gesorgt haben, sind durch einige höchst revisionistische Attacken mehr als beschädigt: In Kapfenberg glaubt man auf Klaus Schmidt verzichten zu können, in Hartberg geht's retour in die Vergangenheit. Wenigstens Blau Weiss Linz wurde für die dümmste Konterrevolution des Jahres mit dem Abstieg bestraft.
... vom Brandherd Rapid über den Zuschauerschwund...
Die Export/Import-Daten der beiden Ligen sind verheerend: sollte Hosiner bei der Austria bleiben (mein Tipp: wenn es nur die Euro-League wird, wird er gehen wollen), konnte genau gar kein müder Euro Gewinn erzielt werden. Kulovits, Piermayr, Ben Sulimani, Mravac oder Gartner waren allesamt ablösefrei.
Symptomatisch für die ökonomisch dürftig durchdachte Politik vieler Vereine: Danilo Soares, supertalentierter Linksverteidiger von Austria Lustenau, wurde solange nicht (gegen gutes Geld) an ausländische Interessenten (Freiburg, Mainz, Stuttgart, Anderlecht) abgegeben, bis er jetzt - ablösefrei - zu Ingolstadt wechselt.
Alle österreichischen Profi-Clubs sind Ausbildungs-Vereine. Und keiner hat heuer ein Talent weiterverkaufen können. Das ist erbärmlich.
Deswegen ist auch kein Geld in den Kassen, weshalb nur unqualfizierte Legionäre importiert werden konnten. Ausnahme: Beric bei Sturm (den finanziert Frank Stronach, der sich dafür augenzwinkernd steirische Wahlstimmer der Sturm-Fans erwartet) und natürlich Salzburg, die dreieinhalb Mille ausgeben durften.
... bis hin zum misslungenen Exportwesen
Apropos: sollte sich (RedBull) Leipzig in der Winterpause der 3. deutschen Liga in Aufstiegs-Nähe befinden, ich bin sicher - da wird der eine oder andere Salzburger Jungstar dorthin versetzt werden. Was wiederum die Meisterschaft verfälschen wird; was ja bei Liefering in Liga 2 genauso der Fall ist.
Interessanterweise wurde das unbestätigbare Gerücht, dass es womöglich vielleicht irgendwann im Verlauf der Saison einen Titelsponsor für die 1.Liga geben wird, von der Bundesliga bei ihren Präsentations-Veranstaltungen als Nachricht verbreitet. Ebenso wie nach der Bitte an die Medien, doch eh kritisch zu berichten die Bitte folgte, mit der Berichterstattung "mit zu helfen das Produkt Profi-Fußball zu promoten". Da fällt mir ein: an derselben Stelle wurde vom selben Liga-Geschäftsführer vor genau zwei Jahren die Schaffung eines Journalisten-Awards angekündigt.
Wem das zu düster ist - es geht auch anders.
Alles bleibt also schlechter.
Und wenn aus den erhofften internationalen Rausreißern nix wird, dann werden wir eine sehr mühsamen, total zaache Saison erleben.