Erstellt am: 17. 7. 2013 - 16:58 Uhr
Fußball-Journal '13. Eintrag 28a.
Das ist das Journal '13, meine heuer (wegen Jungvater-Pflichten) im Gegensatz zu 2003, '05, '07, 2009 und 2011 nicht sehr regelmäßige oder gar tägliche Web-Äußerung in ungeraden Jahren.
Heute wieder mit einem Eintrag ins Fußball-Journal 13 - und zwar hier mit der optimistischen Variante.
Hier die weniger gutgelaunte Version Alles bleibt schlechter - Preview auf eine womöglich zaache Spielzeit.
Übersetzungs-Hilfe für den Begriff zaach.
Siehe auch: Fußball-Journal '13. Eintrag 23. Alles wird gut. Eine unerhörte Vorschau auf 2013/14 und Eintrag 24, Alles wird gut, part 2.
Wäre der aktuelle Index des österreichischen Fußball aus den Begrüßungsworten anlässlich der Bundesliga-Eröffnung abzulesen, man müsste sich aus dem Fenster werfen. Das überlasse ich dem Text in Eintrag 28b.
Tatsächlich setzt sich der Status der heimischen Sportart Nummer 1 aber aus mehreren Indices zusammen; und da sieht es - und das habe ich bereits Anfang Juni durchaus überschwänglich festgehalten - deutlich besser aus. Die (internationalen) Aktien der österreichische Teamspieler sind tendenziell im Hoch, in Deutschland, Holland und Italien schaffen es längerdienende Talente in veritable Kampfmannschaften, der Brain Drain im Jugendbereich bewegt sich weiter in einem gesunden Rahmen.
Dazu kommt ein historischer Durchbruch an der Trainerfront: erstmals seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten wurde ein österreichischer Trainer nicht wegen banaler Kontakte aus Spielerzeiten, sondern auf Basis seiner (über Österreich hinaus ausstrahlenden) Arbeit auf einen ausländischen Renommierposten geholt. Im Windschatten dieser - von den deutschen Medien respektvoll begleiteten - Entscheidung schaffte es dann auch ein weiterer konzeptuell reifer Kandidat in die 3.Liga. Es wird an Peter Stöger (samt Manfred Schmid) und Walter Kogler (samt Alfred Hörtnagl) liegen, diesen ersten Schritt in eine Normalisierung der Verhältnisse nicht zu vergeigen.
Fortschritte international, jetzt auch an der Trainerfront
Außerdem haben die beiden Kandidaten fürs internationale Geschäft - ganz im Gegensatz zu früheren Jahren - alles getan um den Weg in die Champions- oder Europa-League so frei wie möglich zu räumen. Red Bull Salzburg hat nicht, wie sonst immer um diese Jahreszeit, alles über den Haufen geworfen, sondern geht mit demselben Team, derselben Spielphilosophie und fast derselben Mannschaft wie zuletzt in die demnächst anstehenden Quali-Spiele. Austria Wien hat - trotz Trainerwechsel - praktisch nichts geändert. Der neue Coach spielt das alte (und von einigen anderen Vereinen jetzt hektisch kopierte) Stöger-Schmid 4-3-3, und hat die Mannschaft kaum verändert. Das sind die besten Voraussetzungen für zwei Einstiege in die herbstliche europäische Gruppenphase (egal wo) - so gut wurde das diesbezüglich noch nie vorbereitet. Auch hier: ein erster Schritt in eine Normalisierung der Verhältnisse, wenn man mittelklassige europäische Verhältnisse anlegt.
Dazu kommt der nicht nur hier im Journal, sondern mittlerweile eh von praktisch allen lobend anerkannte entscheidende Schritt, den das ÖFB-Team in Richtung Normalisierung der Verhältnisse nach vorne unternommen hat.
Die Zwei-Drittel-Mehrheit der Konzepttrainer
Im Windschatten der Arbeit von Trainer Koller (samt dem von Insidern immer wieder herausgestrichenen Assistenten Fritz Schmid) und durch die Erfolge vor allem von Peter Stöger aber auch die Inputs der deutschen Konzepttrainer Roger Schmidt und Hyballa wurde die im Vorjahr noch drohende Backlash abgewehrt. Mit Schmidt, Milanic, Barisic, Adi Hütter, Schweitzer (als Genius hinter Angerschmid wie schon damals hinter Gludovatz) und wohl auch Bjelica und Grubor halten die Konzept-Trainer innerhalb der Bundesliga eine Zwei-Drittel-Mehrheit.
Und einem aus der ledergegerbten Show-Trainer-Garde der taktisch doch eher antriebslosen Ex-Stars (Pfeifenberger, Kirchler, Polster) traue ich einen Ideen-Sprung durchaus zu.
Sturm Graz hat mit seinen durchaus gewagten Personal-Wechseln sowohl auf Spieler- als auch auf Funktionärs- und Coaching-Ebene einiges riskiert um sich als dritte Kraft festzusetzen - und ich habe die Hoffnung, dass diesmal das richtige Maß gefunden wurde. Rapid Wien setzt unter dem Tüftler Barisic nicht nur (zwangsläufig) auf die Jungen, sondern auch auf das stögersche 4-3-3 - gegen beides ist nichts einzuwenden.
Der Rest der Liga setzt - angesichts ökonomischer Spärzwänge wohl auch zurecht - auf Kontinuität.
Neue Duftmarken ganz ohne nackte Füße in Slippern
Heimgeholt: Radlinger, Royer, Beichler, Djuricin, Janeczek, Knett und Wisio aus Deutschland, Kuru aus Tschechien, Mitrovic aus Holland und Pichlmann aus Italien.
Überraschend hoch: der diesjährige Heimhol-Faktor von Spielern, die sich im Ausland umgesehen haben. Das bringt deutlich mehr als der Transfer von meist nur per Videobotschaft ausgespähten Legionären. Nur je zwei Vereine aus den beiden Profi-Ligen haben sich mit je drei neuen Legionären verstärkt/geschwächt.
Apropos 1.Liga: dort hat der Anteil der klar ausgewiesenen Konzept-Trainer im Vergleich zum Vorjahr zwar abgenommen (es sind nur noch 5 statt 7), dafür gibt es aber gar keine Show-Typen der Marke "Ex-Internationaler, bloßfüßig in Slippern" mehr. Die zentralen Duftmarken werden wohl von den alten Russen Alfred Tatar und Damir Canadi gesetzt werden. Zudem sind mit dem ehemaligen FAL-Leiter Schuldes und Liefering-Coach Zeidler sehr interessante Leute dazugekommen.
Insgesamt zeichneten sich die Selbstdarstellungen vor dem Saisonstart durch Realismus und Bescheidenheit aus, nicht ohne gleichzeitig erreichbare Ziele klar anzusprechen.
Eh; man kann alles auch ganz anders sehen.
Womöglich steht ein bewegenden Halbjahr bevor: mit dem Nationalteam auf Platz 2-Kurs, mit Austria vielleicht in der CL-, jedenfalls aber - neben Salzburg - in der EL-Gruppenphase, mit einigen ansprechend-fordernden Leistungen in der Bundesliga und einem kleinen Niveau-Anstieg in der 1. Liga. Alles wird gut!