Erstellt am: 14. 7. 2013 - 14:27 Uhr
Wenn es nicht mehr so richtig geht
Verliebtsein ist das Beste, irgendwann muss es aber wohl zu Ende gehen. Die Angelegenheit wird schal und stumpf. Wir wissen es, die Kunst hat schon vielfach davon berichtet. Sailor & I leistet nun mit dem Stück "Tough Love" einen zwar schlichten, in seiner Klarheit jedoch überwältigenden Beitrag zum Kanon des Verblassens und innerlichen Absterbens.
Viel ist bislang nicht bekannt über das Projekt Sailor & I, außer dass hier den Verantwortlichen mit dem Song "Tough Love", einem ihrer ersten Stücke überhaupt, gleich ein ziemlicher Welthit gelungen ist. Also Welthit in dem Sinne, dass das Lied ein ganz fantastisches ist, nicht am finanziellen Erfolg gemessen, noch nicht. Im Zentrum von Sailor & I sitzt ein öffentlichkeitsscheur Mann um die 30 – er hat also schon ein bisschen was erlebt in diesem Leben, ist vielleicht schon erwachsen - aus Stockholm, wo man ja bekannntlich weiß, wie man feine, perfekt geformte Popsongs schreibt.
Sailor & I
Alexander Sjodin nennt sich der Herr, für gewöhnlich ist er eher so der gern einsame Laptop-Elektronik-Bastler, für seinen Song "Tough Love" hat er sich jedoch, wie er selbst in Interviews sagt, quasi um die menschliche Komponente bemüht, um sich seinem Material zu nähern: Er war im Studio, mit echten Musikerinnen und Musikern mit echten Violinen, Pauken und Percussions. Das passt dann natürlich auch nur bestens zum Thema des Songs. Es geht, der Titel, "Tough Love", verrät es schon, also natürlich um die Liebe, das beliebteste Thema der Popmusik und überhaupt aller Zeiten. "Tough Love", die Liebe ist hart und schwierig. Der Song erzählt nicht von den schönen Momenten, in denen alles wunderbar und Regenbogen ist, sondern von der Zeit, wenn die Liebe schon alt, kalt und müde geworden ist.
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- Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.
Sailor & I hat in "Tough Love" einige wunderhübsche Zeilen verpackt. Zeilen, die mit einer ganz einfachen Poesie gut mitten ins Herz treffen. "I can't remember the last time you made me feel safe" zum Beispiel, lieb, putzig und trist, oder auch "Sometimes I start a fight just to see if you care". In diesem minimalistischen, ganz und gar zauberhaften und sehr traurigen Lied scheint es keine Hoffnung mehr zu geben. Gleichzeitig verbreitet die Musik, die glorreichen Streicher, die herrlich sich aufschaukelnden Percussions, aber ein erhebendes, vielleicht von ein bisschen Optimus getragenes Gefühl. Eine Beziehung geht zu Ende, Kopf hoch, beim nächsten Mal wird's wieder besser - am Anfang zumindest.