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Kristian Davidek

Moderiert FM4 Davidecks und FM4 Homebase, sorgt für FM4 Musikerziehung und schreibt über elektronische Musik.

13. 7. 2013 - 17:31

Die Enthüllung

Über den Erfolg des britischen Duos Disclosure

Guy Lawrence von Disclosure heute im Interview in FM4 Davidecks, 19-21 Uhr auf FM4

Das war mein erster Berührungspunkt mit Disclosure Anfang 2012, Slack Hippie sei Dank. Seit etwa Sommer letzten Jahres gehen die Brüder Guy und Howard Lawrence durch die Decke und sind nebenbei most blogged artist 2013, sagt Hype Machine. So eine Nummer künstlerisch zu überleben, geht nur mit einem soliden kreativen Fundament und Charakterstärke und relativer Angstfreiheit. Über diese drei Eigenschaften scheinen Guy (22) und Howard (19) derzeit ausreichend zu verfügen.

"Disclosure jesus mary mother of god!?!?! This is amazing" (Annie Mac)

Disclosure live in Bristol

Christian Davideck

"Unsere Eltern sind Musiker, das war schon prägend. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie es war nicht Schlagzeug zu spielen", erzählt Guy und ergänzt: "Sie haben uns Musik zum Anhören gegeben, aber hauptsächlich Pop und Rock. Die gesamte elektronische Musik haben wir uns selbst erarbeitet." Dubstep entstand als UK-Clubmusik quasi vor der Haustür, aber es waren vor allem House und Techno aus Chicago und Detroit, mit denen sich Disclosure selbst sozialisierten. Mit dieser Heritage gehen die beiden sorgfältig um, lassen sie in ihre Musik und auch in ihre Videos einfließen (das Video zu "White Noise" zum Beispiel ist eine Referenz an Detroit).

"Disclosure is stupid fresh" (Zane Lowe)

Der eigentliche Knaller ist, wie breit Disclosure aufgestellt sind. Man könnte meinen, sie machen Dance-Pop, das musikalische Pendant zum streng riechenden Modebegriff sportlich-elegant. Das greift zu kurz: Sie bauen bewusst Pop-Strukturen und leicht klebrige Vocals in Four-to-the-floor-Pracker ein, weil sie es wollen. Und können. Gleichzeitig gibt es keinen Grund auf Instrumentals für den Clubbetrieb zu verzichten, der atmosphärisch selten Popelemente verträgt. Bei uns werden sie denn auch als Clubact wahrgenommen, in England hingegen sind sie ein De-facto-Pop-Phänomen. Sie sind aus dem Underground direkt in den Mainstream übergetreten, woran nichts falsch ist, solange man dabei die eigene Integrität wahrt. Disclosure kommt zugute, dass eine neue Generation von Konsumentinnen, die sich grundsätzlich im Mainstream wohlfühlen, zunehmend nach Musik verlangt, die sich nicht irgendein A&R-Wastl am Schreibtisch ausgedacht hat.

"Two brothers bringing classic house music into a new era" (The Fader)

FM4 Davidecks - nach der Sendung für 7 Tage zum Nachhören

Disclosures "Settle" in Christians Plattentasche

Christian Davideck

Die Lawrences haben in einem sogar für die Dancefloorszene sehr jungen Alter seit Anbeginn keine Fehler gemacht und für ihre Arbeit in der gesamten UK-Szene viel Unterstützung bekommen. Sie werden mit Lob überhäuft (siehe Zitate), die sie bescheiden via Twitter abnicken. Sie haben mit "Settle" ein Nummer-1-Album. Ich an ihrer Stelle hätte die Hose voll. Zweites Album, Erwartungshaltung und so. "Nope, we are not afraid", sagt Guy mit dem Selbstverständnis eines 22-Jährigen, der auf einen vollen Tourschedule bis circa 2015 blickt, sold out venues in den USA inklusive. Die Shows sind eine faire Mischung aus Live-Instrumentierung, Synthies, Bass, ein bisschen Gesang und Ableton Live. Die Nachfrage wird verhindern, dass Disclosure in absehbarer Zeit zu einem Clubgig nach Österreich kommen, die Gagen sind unbezahlbar. Als sie das erste Mal da waren, gab's - im übertragenen Sinne - ein Gulasch und ein Seidl Bier. DJ Joja und Marlene von Moun10 haben sie 2011 für einen Hinterhofauftritt in Wien geholt. Ob sich Guy wohl daran noch erinnern kann? Fragen wir ihn heute einfach.

Disclosure erstmals in Wien

Joja

Disclosure erstmals in Wien

Infos

Das aktuelle Debutalbum von Disclosure heißt "Settle", wurde Ende Mai veröffentlicht und sofort Nummer eins in den UK Album Charts