Erstellt am: 13. 7. 2013 - 11:32 Uhr
Go West!
In den Vorarlberger Nachrichten lese ich von einer Facebook-Seite mit dem schönen Namen "Züg, wo an Voradlberger nia säga tät". Also nehme ich mir vor, die dort vorgeschriebenen Regeln des Dialekts zu befolgen, um ein bisschen weniger aufzufallen und dann das: Ich treffe vor der Poolbar in Feldkirch nur Liechtensteiner_innen an, und die sprechen sowieso wieder ganz anders.
Liechtensteiniade
Das kleine Fürstentum, zwischen Österreich und Schweiz gelegen, hat seine Kunstszene entsandt und sozusagen ein Festival im Festival gestaltet. Vor der Poolbar wurde ein Haar- und Nagel-Studio eingerichtet, gleichzeitig bekommt man dort auch Bloody Mary zu trinken und nebenan gibt es veganes Essen. Sogar die Kulturministerin ist mitangereist, um die junge kulturschaffende Szene ihrer Heimat zu unterstützen und sich die Haare machen zu lassen.
Auch musikalisch hat Liechtenstein einiges zu bieten, doch bevor man hineindarf in das Alte Hallenbad, muss man zuerst an Zollwachebeamten vorbei, die angezogen wie rote Schlümpfe den Eingang bewachen. Man muss einen liechtensteinischen Pass vorweisen, oder zumindest eine_n liechtensteinische_n Boy-/Girlfriend. Hat man das nicht, muss man die Zollwachebeamten auf ein Bier einladen, oder - der Arme tut mir noch immer leid - dreißig Liegestütze machen. Eine Persiflage auf den für viele übertrieben geschützten Grenzübergang von Feldkirch nach Liechtenstein.
Hatte man den Zoll dann endlich überwunden, konnte man Spoken-Word-Gedichten von "Mortimer Knows", Struwwelpeter-Vertonungen von "Könige Kleiner Länder" und der Rockmusik der Formation "Hobie" lauschen. Liechtenstein, you rock!
Kumbia Queers
Nahtlos geht das Programm in der Poolbar zu den Höhepunkten über. Die Kumbia Queers stehen schon auf der großen Bühne und bringen ihre Mischung aus Kumbia und Punkrock zum Besten. "Sometimes people come to our concerts dressed in fancy clothes, red dresses and high heels, and realise that we are not a Kumbia-Dance-Class." Schon viele wurden vom Namen der Band getäuscht und sind dann aber umso positiver überrascht, wie gut sich das folkloristische Element in den punkigen Sound der Band einfügt. Dazwischen covern sie Madonnas "La isla bonita" (bester Moment!) und mir fällt auf, dass die Kumbia Queers die einzige Band ist, die ich kenne, die ungeniert ihre eigenen Bandshirts auf der Bühne trägt.
Eigentlich stammen die sechs Muskerinnen aus Mexiko und Argentinien, veröffentlichen ihre Musik aber u.a. beim Wiener Label Comfortzone, weshalb Österreich immer ein bisschen Heimatgefühl bei ihnen auslöst. Im Interview erzählen mir die Kumbia Queers, dass sich während ihrer Konzerte immer wieder Menschen verlieben und dann ihr ganzes Leben zusammen bleiben. "That happened a lot lately, so watch out maybe you'll find someone tonight too", prosten sie mir zu.
Little Boots Discotheque
Angeheizt durch die Kumbia Queers hat Little Boots leichtes Spiel und von Anfang an die Tanzenden auf ihrer Seite. Leider entscheiden sich aufgrund der tollen Sommernacht viele Besucher_innen draußen vor der Poolbar zu verweilen und verpassen somit den großartigen Auftritt der jungen Britin und ihrer Kumpanen. Mir soll's recht sein, mehr Platz zum Tanzen!
Der Auftritt in der Poolbar ist kein richtiges Konzert, sondern ein neues Konzept, von dem mir Little Boots alias Victoria Christina Hesketh ganz aufgeregt erzählt: "It's called 'Little Boots Discotheque', I am a performer, but I am also a DJ and this is kind of both." Mehr DJ-Set als Konzert also und doch live gesungene Lyrics. Eine Taktik, die aufzugehen scheint. Man vertut sowieso viel zu viel Zeit mit Applaudieren bei regulären Gigs, hier wird dieser Raum mit Musik ausgefüllt und ein freudiges "Wohooo!" dazwischen tut es auch, vor allem dann, wenn Little Boots ins Publikum grinst und sich darüber freut.
Do I Wanna Know?
Der Festivalmonat Juli hat's schön in sich. Tipps von Susi Ondrusova
Poolbar goes on!
Heute, Samstag Abend erwarten wir Konzerte von Francis International Airport, Elektro Guzzi und Chad Valley beim FM4 Wochenende am Poolbar Festival. "Go West!", wie schon die Pet Shop Boys empfohlen haben.