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Alex Wagner

Zwischen Pflicht und Kür

7. 7. 2013 - 11:00

Lagerkoller

Das Zeltplatzbiotop am Urban Art Forms Festival wird zum eigenen kleinen Mikrokosmos. Mit pelzigen Kreaturen, Federschmuck und Bikeakrobaten. Sag zum Abschied ganz laut Servus.

So wars:

Zum Nachhören:
Für sieben Tage on demand: Mit Live- und DJ-Sets von GusGus, DubFX, Reptile Youth, Mike Skinner und mehr.

So war das Urban Art Forms Festival 2013:

Die Unmöglichkeit des multiplen Seins. Extern, nicht intern. Sie zwingt einen zum Eingeständnis: Man kann nie alles wahrnehmen, was so ein Festival zu bieten hat. Der Gewinnmaximierer in mir will natürlich möglichst viele Konzerte sehen, möglichst supere neue Leute kennen lernen, feiern, aber auch fit für den nächsten Tag sein. Damit er den kompetenten Reporter miemen kann, der natürlich alle Konzerte gesehen hat, alle 30.000 FestivalbesucherInnen die Patschehändchen geschüttelt und kennengelernt hat und wirklich rein gar nichts verpasst haben kann.

Rein gelingen will mir das alles in seiner Gesamtheit nicht. Es gilt also, das Beste draus zu machen, den Timetable genau zu studieren, Konzerte in seiner eigenen kleinen Sound Selection auszuwählen und sich vom Gefühl leiten zu lassen. Denn die besten Erlebnisse auf einem Festival geschehen oft fernab von der Bühne, nämlich auf dem Zeltplatz. Mit dem besten Kumpel, mit dem man sich ein Iglu-Zelt teilt, mit den netten Mädels von nebenan, die einen auf ein Bier einladen, mit dem Typen mit dem lustigen Shirt, der einen hilft, die verlorenen Autoschlüssel wiederzufinden.

Wenn man am dritten Tag von Festivaleros angesprochen wird, die einen vom ersten Tag noch kennen, spätestens dann weiß man, dass auch unter 30.000 Leuten am Zeltplatz eines Urban Art Forms so etwas wie ein Sozialgefüge entstehen kann. Eine Art Mikrokosmos, der nach ganz eigenen schönen Regeln funktioniert, der das Besondere aus einem Moment rauskitzelt, ja, das Gefühl, genau jetzt zu diesem Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Sich nicht aufspalten zu müssen, um alles zu erleben, sondern sich sicher zu sein, dass man genau da, wo man ist, richtig ist. Und wenn man nur von einem Kerl im feuchten Bärenkostüm umarmt wird.

Ihr Leute da draußen am Zeltplatz, ihr seid es, die einem Festival erst so richtig Gefüge geben und es gut machen. Ihr verkleidungswütigen Selbstinszenierer, ihr exaltierten Tanzmäuse und -bären, ihr dauerknutschenden Liebespärchen, ihr coolen Abhänger, ihr Wakeboarder, Bike-Akrobaten, Longboard-Junkies, Wayfarer-Enthusiasten und FlipFlop-Fetischisten. Macht es gut, kommt gut heim, habt noch schöne Ferien und bis bald.