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Nina Hofer

Krach. Bumm. Zack. Mittendrin und doch so fern.

3. 7. 2013 - 12:19

Neolithic fab entertainment

Die Queens of the Stone Age gastierten in der Wiener Stadthalle.

Gleich vorweg eine Beschwerde ans Salzamt: Gestern wäre endlich perfektes Wetter gewesen für ein unvergessliches Open Air Erlebnis der Sonderklasse. Nicht zu heiß, nicht zu kalt.

Zwischen der frischen Luft und dem Publikum steht klarerweise das diplomatische Argument, dass bei einer Verlegung eines Konzertes in die Wiener Stadthalle deutlich mehr Menschen in den Genuss des Konzerts kommen. Zwischen den Zeilen, oder finanziellen Interessen, muss man hier nicht lesen. Falls jemand daran zweifelt: Ein Insidervögelchen hat mir gezwitschert, dass das Bühnensetting, also Technik und Bühnengröße, das gleiche war wie für die ursprünglich geplante kleinere Venue. Ladies and Gentlemen, business ist halt business und deshalb durfte man warmen Hallencharme genießen, gepaart mit Hallensound. Geil. Archäoakustisch gesehen wahrscheinlich eh passend zum steinzeitlichen Erlebnis.

ondrusova

Smooth operators

Professionisten und ein erprobter Entertainer auf der Bühne. Die Mischung der Tracks war superbst, kein Aufdrängen der neuen Titel, an die sich das Publikum teilweise noch gewöhnen muss. Will. Ist ja auch erst ein paar Wochen alt, der Frischling "like clockwork". Hörbar waren die leisen Momente während der neuen Tracks, Mitgröhlfeeling bei Altbekanntgeliebten. Dazwischen gab's kleine Standards der Kommunikation mit dem Publikum. Vorstellen der Band, bisserl Flirten, wir sind das beste Publikum. Danke, ihr seids aber auch gut.

ondrusova

Go with the flow

Publikumstechnisch war das gestern abend schwer beeindruckend. Alle Altersklassen waren vertreten, von ganz klein bis hin zu einem Pensionistenpärchen im Karohemdenoutfit, die übrigens auch Nova Rock Bändchens trugen. Mir wurden die ersten Takte von einem Volksschüler optisch verstellt, der kleine Mann saß auf den Schultern seiner Begleitperson. Es gibt noch Hoffnung für das Land der volkstümlichen Geschmacksnekrosen. Die Show war aber auch perfekt und ließ wenig Wünsche offen.

ondrusova

This one is for all of my girls

Bei all dem Perfektionismus, und es war extrem solid und dicht gespielt, hat sich doch ein Beigeschmack dazugesellt, der etwas bitter anmutet. Vor 2010, also vor dem Nahtodvorfall von Josh Homme, war das Konzerterlebnis bei den Queens of the Stone Age immer mit einer gewissen Form von straighter Ehrlichkeit gepaart, die auch eine Verbindung zum Publikum hergestellt hat. Das hat sich verändert. Wenn Josh Homme die Ladies im Publikum addressiert, war das mit einem Augenzwinkern, das das Spiel mit Sexismen á la Eagles of Death Metal offenlegt und Witz zeigte.

Heute schmeckt das leider etwas nach Floskeln, dem schieren Professionalismus untergeordnet und wirkt auch distanziert hohl. Vielleicht war's aber auch nur das Ambiente, oder um es mit Joshs Wörtern zu sagen: What's a girl to do? Wir kommen trotzdem gern wieder. Der Abschluss war perfekt. A Song for the Dead, schlauer kann man es nicht machen: safe the best for last und dann das Licht aufdrehen.