Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Die Editors sind unser Artist of the Week"

Susi Ondrušová

Preview / Review

2. 7. 2013 - 11:13

Die Editors sind unser Artist of the Week

Lasst uns Rockmusik machen, so wie wir es als Kinder auf dem Auto-Rücksitz unserer Eltern gehört haben. Born in the USA und so.

Alle Artists of the Week auf einen Blick.

Das sprichwörtliche "schwierige zweite Album" liegt für die Editors nun schon einige, durchaus sehr erfolgreiche Jahre zurück. Und es ging alles gut nach dem Debüt "The Back Room". Der Zweitling "An End Has A Start" war 2007 in England immerhin an der Spitze der Charts. Das war das Album mit dem schönen Song über Raucherbereiche vor Krankenhäusern. Mit ihrem dritten Werk "In This Light And On This Evening" wollte die Band dann auf den Dancefloor. Höre "Papillon". Und Album Nummer 4?

editors pias

Die Nummer 4.

Manche Bands spielen ihr Viertwerk mit der Routine einer Schlager-Studioband ein und folgen dem Prinzip "ein Hit wird schon drauf sein" vor. Nicht so die Editors: Für Tom Smith & Co sollten sich die "The Weight Of Your Love"-Sessions zur Zerreißprobe entwickeln. Man war schon mit Flood im Studio und wollte neue Songs aufnehmen aber ein Happy End war nicht in Sicht. Der Gitarrist und Keyboarder Chris Urbanowicz verließ die Band. Besser gesagt: die Band verließ Urbanowicz. "A decision entirely based upon future musical direction", meinen die verbleibenden Editors.

Frischfleisch musste her. Junges Frischfleisch. Mit gleich zwei neuen Mitgliedern (Gitarre und Keyboard) begannen die Ideen wieder zu sprudeln. In Nashville haben die Editors "The Weight Of Your Love" aufgenommen und sich selbst neu definiert.

Von Joy Division-Vergleichen hatten sie scheinbar endgültig genug und es sollte eine andere Richtung eingeschlagen werden. Als Inspiration nennen die Briten 80s Alternative-College-Americana von R.E.M. oder Arcade Fire. Auch wenn wohl zur Zeit kaum jemand R.E.M. besonders weit oben auf der Inspirations-Liste stehen hat und es eigentlich tabu sein sollte, offen Arcade Fire nachzueifern, der Weg ist klar: Weg mit dem Stressfaktor Synthesizer. Lasst uns Rockmusik machen, so wie wir es als Kinder auf dem Auto-Rücksitz unserer Eltern gehört haben. Born in the USA und so.

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Die Editors beim Southside Festival 2013. Einen Livemitschnitt kann man sich hier anschauen. Am 8.Oktober spielen die Editors übrigens im Gasometer in Wien.

Das "back to the roots" steht den Editors sehr gut. Zusammen mit opulenten Streichern und Hall-Effekten, bei denen der Chor im Steffl neidisch werden könnte, schaffen sie einen Sound, der für manche vielleicht "ungewohnt" wirkt. Aber nur solange bis Tom Smith seine Lippen zu jenen unverkennbaren Tönen formt, die seit zehn Jahren einen Gutteil der Editor‘schen Eigenständigkeit ausmachen. Um aber mit dieser Stimm-Formel zu brechen gibt es auch Falsett.

Ganz wertfrei lässt sich bereits nach dem ersten Durchlauf feststellen: Die Editors sind erwachsen geworden. Solides Songwriting mit den üblichen Ingredienzien lässt Reminiszenzen an Neil Hannons Divine Comedy (in den besten Momenten) ebenso zu, wie sich Springsteen oder (irgendwie auch) U2 ("desiiiiiireeeeee") zwischen den Zeilen melden.

Die großen Themen haben die Editors drauf, keine Frage: "Honesty", "Nothing", "The Weight" und nicht zu vergessen "A Ton Of Love" zeugen vom Vorhaben, hier etwas Bedeutendes zu schaffen.